Gleichschaltung - oder warum die Medien funktionieren, wie sie funktionieren
Zitate von Oswald Spengler, Noam Chomsky, Edward Herman, Peter Marcuse, Uri Avnery, Andreas von Bülow,...

"Was ist die Wahrheit?"

Oswald Spengler, Mitarbeiter des Hugenberg-Konzerns, in seinem Buch 'Der Untergang des Abendlandes', 1918

Was ist die Wahrheit? Drei Wochen Pressearbeit und alle Welt hat die Wahrheit erkannt. Ihre Gründe sind solange unwiderlegbar, als Geld vorhanden ist, sie ununterbrochen zu wiederholen.


"Weil es nützlich ist, glaubt man bald selbst an das, was man sagt..."

Edward S. Herman und Noam Chomsky in ihrem Buch 'Manufacturing Consent - Konsensfabrik', 1988

Die Massenmedien dienen als System zur Übermittlung von Symbolen und Botschaften an die breite Masse. Sie sollen amüsieren, unterhalten und informieren, und sie sollen diejenigen Werte, Glaubenssätze und Verhaltensregeln einflößen, die ihn in die institutionellen Strukturen der Gesellschaft integrieren. In einer Welt konzentrierten Reichtums und heftiger Klassenkämpfe bedarf es zu dieser Rolle einer systematischen Propaganda.

Man paßt sich ein wenig an und spürt, daß darin ein Privileg liegt. Weil es nützlich ist, glaubt man bald selbst an das, was man sagt. In diesem Augenblick hat man das System aus Indoktrinierung, Täuschung und Verzerrung bereits verinnerlicht und ist ein williges Mitglied der privilegierten Elite geworden, der Herrin über die Gedanken...


"... subtiler ... als unter dem Faschismus, aber oft mit denselben Auswirkungen"

Peter Marcuse (Sohn von Herbert Marcuse) in einem Interview in 'Neues Deutschland' vom 2.10.2001

Auf der formalen Ebene von Institutionen und Gesetzen sowie der Verfassung ist die Einrichtung einer direkt autoritären Regierung in den USA nicht durchsetzbar. Was aber erreicht werden kann - und damit wäre der Begriff 'Faschisierung' nach europäischem Muster treffend -, ist die Herstellung des autoritären Staates mit formal demokratischen Mitteln.

Gedankenkontrolle in den USA würde nicht mittels Massenverhaftungen oder Gewalt gegen kritisch sich äußernde Menschen ausgeübt werden, sondern zum Beispiel durch homogenisierte Medien und eine homogenisierte politische Führung. Ich denke, man kann alles erhalten, was man von einer autoritären Regierung zu befürchten hätte, ohne eine solche formal zu haben.

Soziale Kontrolle wird heutzutage viel subtiler ausgeübt als unter dem Faschismus, aber oft mit denselben Auswirkungen.


"In Amerika benutzen alle Medien ausnahmslos dieselbe Sprache, als wäre es eine Diktatur."

Uri Avnery, Gründer der israelischen Friedensgruppe 'Gush Shalom' und Träger des Alternativen Nobelpreises 2001, im WDR-Fernsehen in der Sendung 'Polis' vom 22.10.2001

Bei dem Krieg, den Amerika erklärt hat, weiß keiner, gegen wen man eigentlich Krieg führt. Keiner weiß, wo der Feind ist und wie der Feind aussieht.

Gleichschaltung... das ist genau das richtige Wort für diese Haltung. Hier in Amerika benutzen alle Medien ausnahmslos dieselbe Sprache, kritiklos nehmen sie an, was von oben kommt, als wäre es eine Diktatur.

Sie hören in den amerikanischen Medien nichts von den kritischen Stimmen. Kein einziges Wort von Kritik, nichts. Alle plappern dasselbe nach, man kann nicht mehr den Fernseher anstellen, weil man denselben Quatsch von morgens bis abends hört, dieselbe patriotische Fahnenwedelei.

Die Reporter sind nicht am Kriegsort, sie sehen nichts, sie hören nichts, sie plappern nach, was die offiziellen Sprecher ihnen vorsagen. Es ist schlecht für einen demokratischen Staat, wenn er vollkommen kritiklos dasteht. Es handelt sich ja nicht nur darum, ob Unschuldige getötet werden oder nicht. Das ist eine wichtige moralische Frage, aber es gibt noch ganz andere Fragen, zum Beispiel: Ist das überhaut eine effektive Art, Terrorismus zu bekämpfen?


"Die Angst vor dem Rüffel - US-Medien stehen unter harschem Druck der Regierung"

Aus einem Artikel von Eva Schweitzer im 'Kölner Stadt-Anzeiger' vom 12.11.2001 (in der Rubrik 'Fernsehen')

Amerikanische Medien wollen sich nicht dem Vorwurf des mangelnden Patriotismus aussetzen.

Es sind patriotische Zeiten: Die TV-Sender CNN und MSNBC lassen ständig das Banner 'America Strikes Back' zu den Nachrichten mitflattern. Die US-Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice wies TV-Sender an, keine Bin Laden-O-Töne mehr zu bringen (...).

CNN-Chef Walter Isaacson hat sogar eine interne Anweisung herausgegeben, möglichst selten die zivilen Opfer in Afghanistan zu zeigen, aber möglichst häufig die Toten des World Trade Center zu erwähnen. (...)

ABC-Talkshow-Moderator Bill Maher erhielt jüngst einen Rüffel des Weiße-haus-sprechers Ari Fleischmann, als er sagte, es sei feige, Städte aus großer Höhe mit ferngelenkten Bomben zu attackieren. (...)

'[New York] Times' und '[Washington] Post' halten linke Kritiker aus ihren Spalten fern. Intellektuelle wie Noam Chomsky, Christopher Hichens, Edward Said oder Susan Sontag (...) sind in den USA zum Schweigen verurteilt.


"...in den größeren Redaktionen und Nachrichtenagenturen eine Person des Vertrauens der CIA..."

Aus einem Interview von Jürgen Elsässer mit Andreas von Bülow, ehem. Bundesminister, in 'Konkret' 12/2001

Warum reagieren die Medien, auch in Deutschland, wie gleichgeschaltet?

(...) Von einem Informanten in den USA weiß ich, daß in den größeren Redaktionen und Nachrichtenagenturen eine Person des Vertrauens der CIA sitzt, die in der Lage ist, kritische Sachen im Zweifelsfall vom Transportband der Nachrichten zu nehmen oder das Totschweigen zu veranlassen. Ob der BND ähnliche Macht hat, weiß ich nicht. Die maßgeblichen Medienzaren der USA sitzen in Beratungsgremien der Geheimdienste. Die CIA hilft ausländischen Journalisten und Nachrichtenagenturen mit Geld auf die Sprünge. Im übrigen stehen Journalisten oft im Klientelverhältnis zu den Diensten. Die heiße Story wird von dort herausgereicht zur angemessenen Verbreitung. Verläßt der Journalist den Mainstream, bleiben die Lieferungen aus. Bleibt er jedoch auf Kurs, wird er zu Hintergrundgesprächen und Konferenzen eingeladen, oft an den schönsten Orten der Welt, in den besten Hotels, mit prominenten Gesprächspartnern. Wer als "Defense Intellectual" gilt, hat ein schönes Leben und exklusive Informationen - von Korruption will da keiner sprechen. Aber der Unterschied zu einem Journalisten, der etwa in Frankfurt-Bockenheim an seinem Schreibtisch sitzt und täglich auf sich gestellt seine Informationen zusammensuchen muß, ist beträchtlich.

Ein weiteres kommt hinzu: Die wichtigste Aufgabe der Geheimdienste ist die Täuschung der Öffentlichkeit. Der eigentlichen Kausalkette soll niemand auf die Schliche kommen. Einen Bergstamm in Burma mit 30.000 Mann zum Kampf gegen den Vietcong zu gewinnen, das ist nicht schwer, dazu reicht es, Geld und Waffen bereitzustellen. Viel schwieriger ist es, das Ganze so zu drehen, daß der Dienst nicht selbst als Verursacher und Aufraggeber in Erscheinung tritt. Also dirigiert und finanziert die CIA über raffinierte Umwege. Die mittelamerikanischen Contras bekamen Waffen und Geld über Drogenhändler, die im Gegenzug geschützt vor Strafverfolgung ihre Ware in den USA oder Europa absetzen konnten. Die Wäsche des eingenommenen Drogengeldes wird gedeckt, damit der geheime Kreislauf funktioniert. Alles wird so verwickelt arrangiert, daß jeder für verrückt erklärt werden kann, der die wirklichen Zusammenhänge erahnt oder darstellt. Umso kommoder ist die Welt eingerichtet für Journalisten, die auf dem Schoß der Geheimdienstleute sitzen und auf die Desinformation zum Füllen ihrer Spalten warten.

Quelle: http://www.juergen-elsaesser.de


Radio Free Afghanistan und US-TV für die muslimische Welt

Aus einem Artikel von Nina Klein in 'Die Welt' vom 10.12.2001 mit dem Titel "Alles Gute kommt von oben - Konkurrenz für Al-Dschasira: USA rüsten mit TV-Sender für die islamische Welt zum medialen Feldzug"

Erst kürzlich hat der US-Kongress der Wiederbelebung einer Institution des Kalten Krieges zugestimmt: "Radio Free Afghanistan" soll mit Musik und Nachrichten "die amerikanischen Ideale der Demokratie und Freiheit" zu afghanischen Ohren tragen. Damit nicht genug: Die US-Regierung plant ein TV-Satellitenprogramm für die muslimische Welt, das 24 Stunden pro Tag ausgestrahlt werden soll. Eine halbe Milliarde US-Dollar soll das Projekt kosten, berichtet die britische Zeitung "Guardian".

Die Zerstörung des Al-Dschasira Büros in Kabul vor zwei Wochen durch eine US-Bombe interpretierten manche ... als zielgerichteten feindlichen Akt... "Es scheint, dass die USA die Schlacht um die Herzen damit gewinnen wollen, dass sie ihre Kritiker zerstören" kommentierte die pakistanische Zeitung "Frontier Post".

Dem Vorhaben der USA, nun mit einem eigenen TV-Programm, das auf 26 Sprachen in 40 Ländern ausgestrahlt werden soll, Al-Dschasira Konkurrenz zu machen, räumt Shahjihan gute Chancen ein: "Die Masse der einfachen Menschen will einfach nur gute Unterhaltung sehen, und davon gibt es zu wenig. Nur einige wenige Intellektuelle würden ein US-TV als Propaganda einschätzen".