Köln, 17.3.2001, Gleisbesichtigung - Aktion von 'Kölner Gegenstrom'Bilder

Öffentliche 'Gleisbesichtigung' in Köln-Porz

Pressemitteilung und Aufruf von 'Kölner Gegenstrom - Bündnis gegen Atomanlagen'

Im Rahmen des bundesweiten 'dezentralen Aktionstags', der zugleich den Auftakt der 'heißen Phase' der Auseinandersetzung um den anstehenden Transport von verglastem Atommüll nach Gorleben darstellt, veranstaltet der Kölner Gegenstrom eine als Demonstration angemeldete Gleisbesichtigung der möglichen Transportstrecke. Eine Woche später findet dann die Auftaktdemonstration in Gorleben statt. Der Verschiebebahnhof Köln-Gremberghoven stellt eine entscheidende Drehscheibe für Atomfracht-'Verschiebungen' dar. Vor dem Transporte-Stopp parkten hier durchschnittlich alle zwei bis vier Wochen beladene, also strahlende Castoren (in die WAAs), zum Teil ganze Nächte. Die bisherigen Transporte von La Hague nach Gorleben sind zwar der süd-östlichen Route gefolgt, aber als Ausweichstrecke kommt auch die Westroute über Köln in Betracht. Das Ziel der Aktion ist es, durch Information über vergangene Transporte und durch 'Besichtigung' der Aufenthaltsorte eine kritische Öffentlichkeit auch in Köln herzustellen, da kaum bekannt zu sein scheint, dass solche Frachten hier überhaupt stattfinden, geschweige denn in dieser Häufigkeit. Auch dient die Aktion der Mobilisierung der vielen schon 'vorhandenen' AtomkraftgegnerInnen in Hinblick auf die Gorleben-Proteste.

Hintergrund
Der vor einiger Zeit erfolgten formalen Aufhebung des 'Castor-Stopps' gemäß werden nun bald (nach mehrjähriger Pause) die Atommülltransporte in Deutschland wieder aufgenommen. Dabei scheint vergessen zu sein, dass der Transporte-Stopp nicht grundlos verhängt worden war, sondern aufgrund der jahrzehntelang verschwiegenen, aber zuletzt nicht mehr zu leugnenden Gefahren, die von diesen Transporten ausgehen. Dass sich ein ganzes Netzwerk zum Zweck der Fälschung von Messungen und Verheimlichung der tatsächlichen Gefahren gebildet hatte und insofern der (sogar von Atomkraft-GegnerInnen) oft für eine Verschwörungstheorie gehaltene Vorwurf 'mafioser Methoden' sich bestätigte, sorgte an der medialen Oberfläche für den Skandal. Mag sich da etwas geändert haben oder nicht - die eigentliche Bedrohung durch atomares Gift (und die Transporte sind ja nur der Gipfel) ist in keinster Weise zurückgegangen.

Was sich geändert hat, sind die Rahmenbedingungen: statt einer unklaren Rechtsposition, die die AKW-Betreiber angesichts einer kritischen Bevölkerungsmehrheit in die Defensive drängte, gibt es nun die offizielle rot-grüne Zusicherung des reibungslosen Betriebs auf Jahrzehnte hinaus (und dies zum Hohn auch noch unter dem Namen 'Ausstieg' verkauft). Die Verschränkung von staatlichen und privatwirtschaftlichen Interessen, ein Grundkonstituens dieser teuersten aller denkbaren Energieformen, ist noch einmal bestätigt und vertraglich fundiert worden. Der letzte noch nicht völlig beherrschte Reibungspunkt (die Kalamität, den Atommüll durch die Gegend transportieren zu müssen) soll durch regionale Zwischenlager und andere, die Gesamtsituation noch verschlimmernde Winkelzüge umgangen werden. Die Menge des Strahlenmaterials wächst natürlich unbeeindruckt weiter. Die anstehenden Transporte aus der Plutioniumfabrik La Hague, wobei französische und deutsche Konzerne in einer solchen Weise miteinander verflochten sind, dass hier nationale Zuordnungen nicht mehr möglich sind, sollen primär den Weg ebnen für neue Transporte nach Frankreich, um dort unter Vervielfachung des Mülls das waffenfähige Plutionium zu extra-hieren. Diese Transporte dienen wie alle vorigen dem Weiterbetrieb der lebensfeindlichen (und für einige Personen äußerst lukrativen) Nukleartechnologie.

Diese Transporte sind keine Rücktransporte, sondern nach wie vor Transporte des giftigsten Materials überhaupt zum Zweck der Umgehung gültigen Rechts: es ist mittlerweile unstrittig, dass es nie ein Endlager geben kann, und daher ist idiotischer-, aber rechtlich korrekterweise nur durch permanente Verlagerung des Atommülls der 'Entsorgungsnachweis' - auch ohne Nachweis der Entsorgung - zu erbringen. Es gibt keinen Grund, den anstehenden Transport nicht oder weniger zu blockieren, zu behindern und ins allgemeine Bewußtsein zu rücken. Es gibt vielmehr allen Grund, dies mit noch mehr Nachdruck und gemeinsam mit den französischen AtomkraftgegnerInnen zu tun als bisher.

Sofort heißt sofort! Keine Atomanlagen weltweit! Drunter geht es nicht!


Links

akte-nix - Anti-Atom-Infostelle Bonn
Castor-Nix-Da - Die Webseiten um den Widerstand gegen die Castor-Transporte
X-tausendmal quer überall - eine Kampagne für eine gewaltfreie Sitzblockade zum nächsten Castortransport
Anti Atom aktuell - Zeitung für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen
Lexikon der Atomwirtschaft
Greenpeace
Robin Wood - Fachgruppe Energie
Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg
Lüneburger Initiativen gegen Atomanlagen (Liga)
Bürgerinitiative 'Kein Atommüll in Ahaus'
Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim