Aus der Welt der Medien - über Pressefreiheit, Repression, Manipulation und andere Tendenzen

Atomwaffen und ihre Informationskanäle
Zur Medienberichterstattung über Atomwaffen in Deutschland - 12.7.2008 (Reaktionen siehe unten)

Es gibt zwei Anlässe für unsere Betrachtung. Im vergangenen Monat (Juni 2008) fand das Thema 'Atomwaffen in Europa' unerwartet breiten Eingang in die Medien. Auslöser war eine Studie der US-Luftwaffe über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen an den Atomwaffenstandorten [4]. Und im kommenden Monat (30. August 2008) plant die Friedensbewegung Proteste am Atomwaffenstandort Büchel. Nachfolgend wird analysiert, über welche Informationskanäle die Zielgruppen mit 'Wissen' über die Atomwaffenstandorte gespeist werden.

Aus den Veröffentlichungen von Juni 2008 ist zu entnehmen, daß es in Deutschland zumindest drei Orte gibt, die für die Lagerung von Atomwaffen in Betracht kommen. Ramstein (Pfalz), Büchel (Eifel), Nörvenich (NRW).

Atomwaffenstandort Ramstein

Was die Atomwaffen in Ramstein angeht, stoßen wir auf ein interessantes Phänomen. Laut dpa-Meldung vom 25.6.2008 sollen die Waffen im Jahr 2004 abgezogen worden sein. Laut ddp-Meldung vom 25.6.2008 (wie auch Spiegel-Mitteilung vom 9.7.2007) sollen die 130 in Ramstein stationierten Atomwaffen im darauffolgenden Jahr, also 2005 ausgelagert worden sein. Und laut 'Neues Deutschland' vom 23.6.2008 [13] ist Ramstein seit Juli 2007 atomwaffenfrei. Gemäß einer aktuellen dpa-Grafik im 'Wiesbadener Kurier' und im 'Münchner Merkur' vom 24.6.2008 sind in Ramstein aber alle 130 Atomwaffen vorhanden. Wenn wir annehmen, daß die Angaben nicht allesamt aus der Luft gegriffen sind und der Wahrheit entsprechen, dann herrscht ein reges Kommen und Gehen. Einlagern, auslagern, einlagern, auslagern, einlagern, auslagern, einlagern... Denn der komplette Bestand läßt sich schließlich nicht mehrfach beseitigen, ohne ihn immer wieder aufzufüllen.

RamsteinRamstein

Atomwaffenstandorte Büchel und Nörvenich

Was die weiteren Stationierungsorte angeht, liegen die Dinge etwas einfacher. Alle Veröffentlichungen sind sich einig, daß in Nörvenich zur Zeit keine Atomwaffen gelagert sind. In Büchel herrscht dagegen wieder mehr Vielfalt: hier sollen sich - je nach dem, wo wir nachlesen - zur Zeit 10-20 oder 20 oder etwa 30 Atomwaffen befinden.

BüchelBüchel (Protest 2005)

Informationskanal Nassauer

Woher nehmen die Medien diese Informationen? Eine beliebte Quelle ist ein Herr Nassauer. Der behauptet, in Büchel befänden sich 10-20 Atomwaffen und in Ramstein keine. Das behauptet er mit ziemlicher Gewißheit. Wer ist dieser Herr Nassauer, der in Veröffentlichungen der Friedensbewegung als Friedensforscher tituliert wird, und dem die Ehre zukommt, in der Süddeutschen Zeitung [7] und für die dem Bundesinnenministerium unterstehende Bundeszentrale für politische Bildung [6] schreiben zu dürfen? Er ist Leiter des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit (BITS). Was ist das für ein Unternehmen? Und vor allem: wie wird es finanziert? Die Antwort gibt BITS - das nicht nur informieren sondern auch "Einfluß nehmen" will - selbst: "BITS wird von renommierten Stiftungen und Organisationen unterstützt" - zu mehr als 90 Prozent. Was haben wir uns unter dem Begriff 'renommiert' vorzustellen? "BITS finanziert seine Projekte zu mehr als 90 Prozent aus Mittteln, die von Stiftungen wie der Ford Foundation, der W. Alton Jones Foundation oder der Heinrich-Böll-Stiftung zur Verfügung gestellt werden." [9]

Die Heinrich-Böll-Stiftung ist die der Partei 'Bündnis 90/Die Grünen' nahestehende Stiftung - einer Partei, die mit verantwortlich ist für die völkerrechtswidrigen Kriege gegen Jugoslawien und Afghanistan.

Die 'Ford Foundation' ist die US-amerikanische Stiftung, über die CIA-Aktivitäten in Europa finanziert worden sind. Bekannt geworden ist vor allem die Finanzierung des 'Congress for Cultural Freedom' (Kongress für die kulturelle Freiheit). 2001 ist ein Buch mit dem Titel 'The Ford Foundation and the CIA - A documented case of philanthropic collaboration with the Secret Police' (Ein dokumentierter Fall von menschenfreundlicher Zusammenarbeit mit der Geheimpolizei) erschienen [16]. Aber es sind auch personelle Verknüpfungen zwischen Ford Foundation und CIA bekannt geworden: Shepard Stone war ab 1950 Leiter des Amtes für öffentliche Angelegenheiten und Informationswesen beim amerikanischen Hochkommissar in Deutschland, ab 1953 Mitglied im Stab der 'Ford Foundation' und wurde dann 1968-73 Präsident der CIA-Organisation 'Kongress für die kulturelle Freiheit' in Paris, bevor er 1974 Gründungsdirektor des u.a. vom US-Außenministerium finanzierten Berliner Aspen-Instituts wurde, zum Ehrenbürger Berlins ernannt und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. [19]

Und auch heute befinden sie sich in trauter Runde, z.B. wenn sie organisiert von der Heinrich-Böll-Stiftung über die 'Nachwirkungen des 11. September' und die daraus erwachsenden 'neuen Herausforderungen an die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik' nachdenken: der bis 2007 amtierende Direktor des Berliner 'Aspen Institute' (Jeffrey Gedmin), dubiose Politiker wie der 'grüne' Daniel Cohn-Bendit, Nato-Pressesprecher Jamie Shea, Funktionsträger der Heinrich-Böll-Stiftung und der Direktor des 'Berlin Information-center for Transatlantic Security' (BITS), Herr Otfried Nassauer. [14]

Informationskanal Spiegel

Das 'Neue Deutschland' vermittelt, daß seit Juli 2007 Büchel angeblich einziger Atomwaffenstandort in Deutschland sei [13]. Wenn neben Büchel nur Ramstein als Standort in Betracht kommt, ist zu schließen, daß zu diesem Zeitpunkt Ramstein geräumt worden sein muß. Aber es gibt keine Angabe, woher die Information stammt. Juli 2007 ist lediglich der Monat, in dem der Spiegel - und dann andere - verbreitet haben, die Atomwaffen in Ramstein seien weg.

"Während der umfangreichen Bauarbeiten auf der Air Base in den vergangenen Jahren ... wurden die Atomwaffen aus Sicherheitsgründen ausgelagert. Das hatte der 'Spiegel' im Jahr 2005 berichtet." So steht es in einem Text von Herrn Nassauer, den dieser im Juli 2007 verbreitet hat und der sich auch auf der website des Friedensratschlags wiederfindet. [8]

Es ist ein Spiegel-Artikel mit der Überschrift 'USA haben Nuklear-Arsenal in Ramstein geräumt' von Matthias Gebauer und John Goetz vom 9. Juli 2007 [10], in dem behauptet wird: "Im Jahr 2005 hatte die US-Armee nach SPIEGEL-Informationen alle nuklearen Waffen wegen umfangreicher Umbauarbeiten in Ramstein ausgelagert, vermutlich in die USA. Möglicherweise kamen die Waffen nie nach Deutschland zurück." Von Auslagerung ist die Rede. Dabei sieht es ganz danach aus, als sei Ramstein lediglich in einer von der US-Luftwaffe veröffentlichten Liste vom 29.1.2007 - im Gegensatz zu einer zwei Jahre älteren - nicht geführt.

Der Name John Goetz verbindet sich noch mit anderen Veröffentlichungen in der deutschen Medienlandschaft. Für die am 24.2.2005 ausgestrahlte Fernsehsendung Monitor fabriziert der US-amerikanische Reporter einen wohlwollenden Beitrag über die Kriegsbefürworter einer Pro-Bush-Demo anläßlich des Bush-Besuchs in Mainz. Und für die Fernsehsendung Panorama vom 11.12.2003 fällt er Mitgliedern der Friedensbewegung in den Rücken, indem er sich als Unterstützer derselben ausgibt und den Beitrag 'Spenden für den Terror' fabriziert, für den er Irak-Kriegsgegner wie den Heidelberger Friedensaktivisten Joachim Guilliard interviewt hatte, deren Aussagen aber böswillig verzerrt, indem er aus den Interviews nur wenige aus dem Zusammenhang gerissene Fetzen bringt. [19]

Was wir ohne Wissen alles wissen sollen

Es ist verwunderlich: Die von Herrn Nassauer und Herrn Goetz verbreiteten Behauptungen scheinen auch für die Friedensbewegung maßgebend zu sein. Es scheint als vermittelten sie, was wir ohne Wissen alles wissen sollen. In dem Aufruf zur Demonstration in Büchel am 30. August 2008 für eine atomwaffenfreie Zukunft wird fraglos davon ausgegangen: in Büchel lagern 20 Atombomben - und dies seien die "restlichen 20 US-Atomwaffen" in Deutschland [1].

Dabei gibt es auch andere Darstellungen, z.B. in einer AFP-Meldung vom 23.6.2008. Die Hauptaussage darin ist einfach: "Wie viele atomare Sprengköpfe derzeit in Deutschland gelagert werden, ist unklar." In dieser Meldung kommt die als Rüstungskontrollexpertin bezeichnete Annette Schaper von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main zu Wort. Nach ihren Angaben gibt es in Deutschland derzeit mindestens 30 atomare Sprengköpfe - mindestens 10 in Büchel und 20 in Ramstein. "Bekannt ist, dass 1995 von dort [Nörvenich] 20 Bomben nach Ramstein ausgelagert wurden, wo sie weiterhin zum Abwurf durch deutsche Tornados des Jagdbombergeschwaders 31 bereitgehalten werden, das in Nörvenich stationiert ist."

Atomwaffen in EuropaKarte der US-Atomwaffenstandorte in Europa - NRDC-Darstellung von Februar 2005 - Grundlage für dpa-Grafik von Juni 2008 [2]

Atomwaffen in EuropaAnzahl der US-Atomwaffen an den verschiedenen Standorten in Europa - NRDC-Darstellung von Februar 2005 - identisch in dpa-Grafik von Juni 2008 [2]

"In Ramstein waren dem NRDC [Natural Resources Defence Council] zufolge bis 2005 bis zu 130 Atombomben eingelagert. 90 davon waren zum Abwurf durch US-Flugzeuge vorgesehen, weitere 40 konnten an Tornados der Bundeswehr angebracht werden." Nach Angaben des NRDC "waren auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel bei Cochem an der Mosel zum damaligen Zeitpunkt 20 Atombomben vom Typ B61 einsatzbereit. Wie viele davon derzeit noch vorhanden sind, ist unklar." - Möglicherweise keine. Auch das ist denkbar.

Wie ist es bei der herrschenden Informationslage - alles unterliegt der Geheimhaltung - möglich, daß der Eindruck entsteht, als gäbe es halbwegs gesicherte Informationen? Wer sind diejenigen, die diesen Eindruck entstehen lassen - und in wessen Interesse? Wer garantiert, daß Angaben, die öffentlich werden, nicht der Desinformation dienen? Berichte aus den USA finden Ihre weltweiten Verbreiter. Oft sind es - im Verbund mit den Medien - kleine Institute, die kaum einer öffentlichen Kontrolle unterliegen, die diese Funktion wahrnehmen - in Deutschland beispielsweise das Informationszentrum des Herrn Nassauer. Über eingespielte Informationskanäle verbreitet sich ein 'Wissen', das kein Wissen ist.



Links:

[1] Aufruf zu den Protesten im August 2008 gegen Atomwaffenstationierung in Büchel:
www.atomwaffenfrei.de/fileadmin/user_upload/pdf-dateien/buechel-flyer-ohne-freiem_Feld.pdf

[2] 'U.S. Nuclear Weapons in Europe - A review of post-Cold War policy, force levels, and war planning', Papier des National Resources Defence Council, Februar 2005:
www.nrdc.org/nuclear/euro/contents.asp

[3] Selbstdarstellung des National Resources Defence Council:
www.nrdc.org/about/who_we_are.asp

[4] 'Blue Ribbon Review of Nuclear Weapons - Policies and Procedures', US-Airforce, 8.2.2008 - Resümee: "Nuclear Surety in the USAF is sound, but needs strengthening." (Die nukleare Sicherheit in der US-Luftwaffe ist einwandfrei, muß aber verbessert werden)
http://www.fas.org/blog/ssp/2008/06/usaf-report-%e2%80%9cmost%e2%80%9d
-nuclear-weapon-sites-in-europe-do-not-meet-us-security-requirements.php


[5] Veröffentlichung im FAS Strategic Security Blog, 26.6.2007: "USAF Report: 'Most' Nuclear Weapon Sites In Europe Do Not Meet US Security Requirements"
www.fas.org/nuke/guide/usa/doctrine/usaf/BRR-2008.pdf

[6] Otfried Nassauer auf der website der Bundeszentrale für politische Bildung: '50 Jahre Nuklearwaffen in Deutschland', 2005:
www.bpb.de/publikationen/LDER97.html

[7] Otfried Nassauer in der Süddeutschen Zeitung, 12.7.2007: 'Ramstein ohne Atomwaffen':
www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/343/123172/

[8] Otfried Nassauer auf der website des Friedensratschlags, 17.7.2007: 'Atomwaffen aus Ramstein abgezogen? - Friedensforscher Otfried Nassauer: Neue Dienstvorschrift der US-Luftwaffe in Europa sieht keine Nuklearinspektion für Ramstein vor'
www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Atomwaffen/abzug.html

[9] Selbstdarstellung des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit (BITS): www.bits.de/frames/aboutd.htm

[10] Matthias Gebauer und John Goetz in 'Spiegel Online', 9.7.2007, 'Atomwaffen in Deutschland - USA haben Nuklear-Arsenal in Ramstein geräumt':
www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,493451,00.html

[11] Spiegel-Artikel vom 4.6.2005, 'Rot-Grün kippt Forderung nach Abzug der US-Atomwaffen' (darin die Behauptung: "Weil der Flugplatz Ramstein seit 2003 ausgebaut wird, schafften sie die rund 130 dort gelagerten A-Bomben in aller Stille weg - vermutlich in die USA."):
www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,358961,00.html

[12] Spiegel-Artikel vom 2.5.2005, 'Demo in New York - Zehntausende fordern Zerstörung aller Atomwaffen' (darin heißt es noch: "An den Standorten Ramstein und Büchel lagern noch etwa 150 taktische Nuklearwaffen unter US-Aufsicht."):
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,354295,00.html

[13] René Heilig in 'Neues Deutschland', 23.6.2008: 'Atombomben-Alarm zu Friedenszeiten - Studie belegt: US-Nuklearwaffen in Europa sind nicht sicher / LINKE fordert Verschrottung'
www.neues-deutschland.de/artikel/130825.atombomben-alarm-zu-friedenszeiten.html

[14] Dokumentation eines Projekts der Heinrich-Böll-Stiftung, 2003, 'Die Nachwirkungen des 11. September: Neue Herausforderungen an die gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik':
www.boell.be/download/11_sept_aftermathDE.pdf

[15] Wikipedia über die 'Ford Foundation':
de.wikipedia.org/wiki/Ford_Foundation

[16] Einleitung zum Buch 'The Ford Foundation and the CIA: A documented case of philanthropic collaboration with the Secret Police' von James Petras, 15.12.2001:
www.ratical.org/ratville/CAH/FordFandCIA.html

[17] Wikipedia über das 'Aspen-Institut':
de.wikipedia.org/wiki/Aspen-Institut

[18] Betrachtung zur Dokumentation 'Benutzt und gesteuert - Künstler im Netz der CIA' von Hans-Rüdiger Minow, ausgestrahlt am 29.11.2006 bei 'arte' (mit Angaben zu Shepard Stone):
www.arbeiterfotografie.com/medien/2006-11-29-cia-fuer-die-freiheit.html

[19] Betrachtung zum Monitor-Beitrag von John Goetz 'Bush-Anhänger: die unterdrückte Minderheit', ausgestrahlt im Fernsehprogramm 'Das Erste' am 24.2.2005:
www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-rezension-0024.html




Reaktionen

16.07.08 09:18

mal wieder sehr gute Recherche.


17.07.08 08:14

Euere Hartnäckigkeit bei der Iran-Propaganda schätze ich sehr. Euere Kritik an Otfried Nassauer finde ich hat einen diffamierenden Propagandastil der mir gar nicht gefällt, über den ich entsetzt bin. Unklar ist mir, warum ihr nicht auf Hans Kristensen eingeht, den US-Forscher von dem die Zahlen stammen. Unklar ist mir auch, mit welchem Ziel manipuliert werden soll. Beim Iran ist das ja offensichtlich.

19.07.08 00:24 - Unsere Antwort auf eMail 17.07.08 08:14

hab vielen Dank für Deine Reaktion. Kritik setzt oft wichtige Gedanken frei. Hier unsere Erwiderung: Wir haben öffentlich zugängliche Information zusammengetragen und wundern uns - wie in anderen vergleichbaren Fällen auch schon - wie schnell Widersprüche in der Berichterstattung zu Tage treten - wenn man nur etwas sucht - und welche Gedankengänge angestossen werden, wenn Informationen zusammengeführt werden, die ansonsten weit verstreut für sich genommen kaum eine relevante Aussage transportieren. Über Stil können wir uns streiten. Aber in unserem Zusammenführen von Informationen "einen diffamierenden Propagandastil" zu sehen, halten wir nicht für gerechtfertigt. Zugegeben: was mir machen, ist vielleicht eher ungewöhnlich.

Du bemängelst, daß wir Hans Kristensen nicht namentlich erwähnen. Das hätten wir machen können. Aber wir verweisen auf die Veröffentlichung des NRDC von 2005, deren Autor er ist.

Du schreibst: "Unklar ist mir auch, mit welchem Ziel manipuliert werden soll." Versetzen wir uns doch einen Moment in einen Sicherheitsstrategen der US-Luftwaffe. Was könnte für den eine wichtige Maßnahme sein, um die tatsächlichen Standorte der Atomwaffen zu schützen? Eine naheliegende Methode wäre doch, die Öffentlichkeit und potentielle Gegner glauben zu machen, daß sie sich an einem Ort befinden, wo sie tatsächlich gar nicht gelagert sind. Das wäre doch ziemlich perfekt. Oder? Und der Aufwand wäre nicht groß - eine oder ein paar Listen zu manipulieren, würde schon reichen. Die Atomwaffen an einem - bekannten - Ort zu konzentrieren, wäre doch ziemlich dumm. Dann bräuchte ein potentieller Gegner nur diesen einen Ort zu zerstören und er hätte alle Atomwaffen unschädlich gemacht. Wären das nicht Gedanken, die auch von einem Friedensforscher angestellt werden könnten oder müßten?

21.07.08 18:59 - Antwort auf unsere eMail 19.07.08 00:24

herzlichen Dank für Eure Reaktion. Ich muss Euch sagen, Eure Position überzeugt mich in kleinster Weise. Ich bin seit 25 Jahren gegen Atomwaffen aktiv. In der ganzen Zeit habe ich immer Wieder Otfried als Streiter gegen die Atomwaffen erlebt und seine veröffentlichten Fakten als richtig erwiesen. Die Schlampigkeit von Journalisten konzentriert ihr in einen Angriff auf Otfried, den ihr zum us-amerikanisch gesteuerten Desinformant verbiegt. Aus meiner persönlichen Kenntnis von Otfrieds Arbeit ist dies schlicht weg Nonsens. Schade, ich kann Euren Informationen zukünftig auch nicht mehr vertrauen als anderen Quellen.


17.07.2008 17:33

sehr verdienstvoll, Eure Recherche. Wir wissen also, dass wir nichts Sicheres wissen. Ich beziehe meine Infos zu den Kriegs- und Friedensthemen aus den einschlägigen Internetseiten wie imi, Friedensratschlag, Friedenskooperative, Versöhnungsbund, Wissenschaft und Frieden, GAAA, Ohne Rüstung leben, PAX Christi etc., außerdem Tages- und Wochenpresse. Es ist natürlich ein dickes Problem, dass die Geheimhaltung und Desinformation dort überall auch nicht durchbrochen/durchschaut werden kann. Otfried Nassauer... hat in der BAG Frieden der Grünen mitgemacht... Die Finanzquellen für sein Institut gefallen mir auch nicht. Muß aber deswegen alles fake sein, was er berichtet? Ich fühle mich nicht in der Lage, alles nachzurecherchieren, was ich lese. Klar ist: Vorsicht, Vergleichen, Abwägen sind immer geboten. Dass Ihr dabei helft, dafür danke ich Euch.

19.07.08 00:24 - Unsere Antwort auf eMail 17.07.08 17:33

hab vielen Dank für Deine Reaktion. Es ist ein gutes Gefühl, verstanden zu werden. Du fragst: "Muß aber deswegen alles fake sein, was er berichtet?" Nein, mit Sicherheit nicht. Das wollen wir mit unserem Artikel nicht zum Ausdruck bringen. Es geht darum, zu einer distanzierteren Sicht beizutragen und deutlich zu machen, daß Vorsicht gegenüber 'Informationen' erforderlich ist. Unabhängig von der Person Nassauer muß es das Prinzip von Desinformation sein, daß sie nicht als solche auffällt. Und dazu - denken wir - ist es eine wirkungsvolle Methode, die Desinformation geschickt zu verpacken...


17.07.2008 17:47

vielen Dank für eure letzte e-mail zum Thema Atomwaffen. Zunächst: Ich schätze eure Arbeit sehr, nicht nur eure hochkarätige Aufklärungsarbeit zum Thema Iran und den Aussagen des iranischen Präsidenten dazu... Mit den Aussagen zu Otfried Nassauer, dem Bits und seiner angeblichen Nähe zur CIA, weil das Bits von der Ford-Stiftung Zuwendungen erhalten hat, habt ihr nach meiner Wahrnehmung über das Ziel hinaus geschossen...

17.07.2008 17:49

Danke für die interessante Recherche. Ich denke Ihr liegt mit Eurer Einschätzung richtig. Es ist zumindest völlig unseriös wie da Zahlen in die Welt gesetzt werden...

Zu Ottfried Nassauer: Mag ja auch sein, dass er tatsächlich... aus allerlei Indizien seine Schlußfolgerungen zieht. Das wäre dann dennoch spekulativ und leicht zu manipulieren. Falls das US-Militär die Lagerstätten ihrer A-Waffen verschleiern will, muß es nur da mal eine spezielle Wacheinheit hinverlegen oder abziehen, wo anders bestimmte Baumaßnahmen vornehmen, Listen über Überprüfungen vor der Herausgabe etwas kürzen etc. Von 'Belegen' kann man hier jedenfalls nicht reden.

Was John Goetz betrifft, so bin ich mir mittlerweile recht sicher, dass er auch ab und zu US-Stellen zur Hand geht. Leute, die ihn noch aus US-Zeiten kennen, wo er einer linken Sektierergruppe angehörte, haben ihn schon lange im Verdacht. Goetz gehört zudem zu den Journalisten, die zu günstigen Zeitpunkten Infos aus dem Geheimdienstbereich veröffentlichen. Ein paar mal schoß er dabei auch gegen den BND (über den BND-Informanten "Curveball" oder die Zielerfassung durch BND-Beamten in Bagdad ). Auch in Zeitungen wurde damals der Verdacht geäußert, die Infos wären von US-Stellen gestreut worden, um die deutsche Außenpolitik in der Irak-Frage vorführen zu können.


19.07.2008 12:01

vielen Dank für die Übermittlung Eurer Recherche und jetzt auch der Reaktionen darauf. Wir haben uns deshalb noch nicht gemeldet, weil wir nicht recht wussten, wie wir damit umgehen sollten: Welchen Sinn soll es haben, kurz vor Beginn der diesjährigen Protestaktionen in Büchel einen solchen Artikel zu veröffentlichen? Wir gehen nach Büchel, weil wir davon überzeugt sind, dass dort amerikanische Atomwaffen lagern. Es gibt genügend verlässliche Informationen über die Stationierung der Nuklearwaffen in Büchel, auch solche, die nicht aus der Presse stammen - das reicht uns. Unsere Regierung erklärt, sie werde an der Nuklearen Teilhabe festhalten und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen erfüllen. Auch das reicht uns. Eine Debatte darüber erscheint uns überflüssig.

20.07.2008 19:35 - Unsere Antwort auf die eMail 19.07.2008 12:01

Wir möchten bei dieser Gelegenheit bekräftigen, daß wir die Forderungen der Friedensbewegung nach Abschaffung der Atomwaffen selbstverständlich unterstützen. Das gilt für Deutschland - insbesondere für die so genannte atomare Teilhabe - und natürlich auch für die ganze Welt. Wir wollen in keiner Weise die Wichtigkeit des Engagements gegen die Stationierung - und den drohenden Einsatz - von Atomwaffen in Frage stellen.

Wir bewegen uns mit unserer Sichtweise oft zusätzlich auf einer anderen Ebene und stellen die Rolle der Medien und derjenigen, die diese Medien mit Informationen speisen, in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen. Denn wir denken, es ist prinzipiell für uns alle, auch für die Friedensbewegung, wichtig, skeptisch auch gegenüber gesichert erscheinenden Informationen zu sein, und in Betracht zu ziehen, daß an Informationen etwas faul sein könnte, um unsere Aufmerksamkeit in eine von Militärstrategen gewünschte Richtung zu lenken.


19.07.2008 16:30 - Anmerkung von Mani Stenner, Netzwerk Friedenskooperative: Worum geht es?

Viele Organisationen der Friedensbewegung wollen mit der bisher größten Aktion am Fliegerhorst und Atomwaffenlager Büchel Ende August 2008 auf den sofortigen Abzug der letzten in der Bundesrepublik verbliebenen US-Atombomben und damit auf das Ende der „nuklearen Teilhabe“ drängen. Das soll auch die Diskussion um die nötige vollständige nukleare Abrüstung voranbringen. Der US-Bericht über die eklatanten Sicherheitsmängel der Lagerung hat dieses von uns immer als ganz dringlich betriebene Thema befördert. Die Regierungskoalition will die restlichen A-Waffen und die Teilhabe behalten. Wir wollen Druck dagegen machen. Darum geht es bei dieser Geschichte.

Die Friedensbewegung ist bei ihren Aktionen gut beraten, sich auf seriöse Informationen zu stützen. So haben wir noch am 20. März 2004 eine Demonstration mit mehreren tausend TeilnehmerInnen an der US-Airbase Ramstein durchgeführt – gegen die dort vermuteten Atomwaffen. Auch damals war für uns der Wissensstand von Otfried Nassauer und BITS sehr wichtig. Wir konnten davon ausgehen, dass zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch Atomwaffen in Ramstein lagerten – manche Presseleute wollten uns das nicht glauben.

Für Büchel gehen wir jetzt von dem aktuellen Wissensstand aus, dass wir genau dort am richtigen Platz sind, um auf die letzten verbliebenen (bis zu) 20 Atombomben hierzulande aufmerksam zu machen. Diese Informationen sind seriös und wir verdanken sie solchen uns seit mehr als 20 Jahren eng verbundenen Fachleuten wie Otfried Nassauer und der Arbeit gerade auch so kleiner aber spezialisierter Forschungsinstitute wie BITS. Die Sachdiskussion, wie sicher es ist, dass nur noch in Büchel (neben anderen europäischen Standorten) US-Atomwaffen gelagert sind, kann und soll mensch führen. Zu den Details dieser Sachfragen und auch zu den Anwürfen gegen BITS als Institution hat sich Otfried Nassauer mehr als ausführlich – und verständlicherweise persönlich betroffen - geäußert. Ich glaube, dass BITS in den Sachfragen um die Atomwaffen richtig liegt – aber da können wir ja gern weiter diskutieren und recherchieren.

Außer Zweifel jedoch steht die enge Verbundenheit von BITS mit den Zielen der Friedensbewegung und die persönliche Integrität von Otfried Nassauer.

20.07.2008 15:38 - Unsere Antwort auf die Anmerkung von Mani Stenner 19.07.2008 16:30

Vielen Dank für Deine Stellungnahme. Sie ist sicher ganz wichtig in dieser Debatte. Wir möchten bei dieser Gelegenheit bekräftigen, daß wir die Forderungen der Friedensbewegung nach Abschaffung der Atomwaffen selbstverständlich unterstützen. Das gilt für Deutschland - insbesondere für die so genannte Teilhabe - und natürlich auch für die ganze Welt. Wichtig fänden wir dabei, den Fokus der Zielrichtung zu erweitern, und zwar ganz besonders in der Richtung, wo Atomwaffen aktuell zum Einsatz zu kommen drohen. Es ist der Iran, der einer solchen Bedrohung ausgesetzt ist. Für Israel (und die USA) ist ein Angriff mit Atomwaffen offenbar kein absolutes Tabu. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren. Jede lagernde Atomwaffe ist eine zuviel, und wir müssen dagegen protestieren. Aber wenn die Gefahr besteht, daß Atomwaffen zum Einsatz kommen, dann müssen wir dagegen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Sturm laufen.

Eine Frage haben wir zu Deinen Anmerkungen: was ist für Dich seriös? Was sind seriöse Informationen? Was sind seriöse Medien? Ist tagesschau.de ein seriöses Medium? Ist der Spiegel ein seriöses Medium? Das zu erläutern, fänden wir wichtig.

20.07.2008 22:02 - Entgegnung von Mani Stenner auf unsere eMail 20.07.2008 15:38

bezüglich Erstschlagsoptionen und Irankonflikt sind wir sicher ganz nah beieinander. Zum Iran haben wir ja z.B. bei zurückliegenden Zuspitzungen mit anderen gemeinsam relativ aufwändig Zeitungsanzeigen geschaltet und mit der Kooperation für den Frieden ein Dossier dazu herausgegeben...

Zur Frage "Was ist für Dich seriös? Was sind seriöse Informationen? Was sind seriöse Medien? Ist tagesschau.de ein seriöses Medium? Ist der Spiegel ein seriöses Medium? Das zu erläutern, fänden wir wichtig."

Auch ich habe gelernt, dass gegenüber den etablierten Medien großes Misstrauen nötig ist. Eure Beispiele gehören dazu. Dass unsere Themen in dominanten Medien adäquat vorkommen ist selten und noch seltener gelingt es, dies selbst herbeizuführen. Oder wie Ihr es bravorös getan habt, einen ungeheuren Brocken Falschinformation wie das Achmadinejad-Zitat doch noch korrigiert zu bekommen.

Das Wort seriös gebührt nach meinen Erfahrungen aber durchaus Otfried Nassauer. Bei dem ganzen für mich meist ohne Hilfe nicht zu durchschauendem Dschungel in der "Sicherheitspolitik", also bei Krieg und dessen Vorbereitung und Instrumenten, ist er akribisch, hat Detail-Wissen wie Gesamtüberblick, recherchiert gründlich und versucht so gut es geht seine Schlüsse und Analysen abzusichern. Also doch etwa das Gegenteil von den etablierten auf Schnelldurchlauf und wenig Prüfung geeichter Tagespresse, Fernsehen und Rundfunk. Und wenn er es dann - selten - auch noch schafft, in den etablierten Medien einen Beitrag zu lancieren oder als Experte interviewt zu werden, ist doch toll...


21.07.2008 13:00

Ich teile die auch von einigen anderen geäußerte Ansicht, dass Ihr mit der Kritik an Otfried Nassauer weit über das Ziel hinausgeschossen seit. Nukleare Teilhabe ist nicht mein Spezialgebiet, allerdings kann ich sagen, dass ich selbst lange zum Thema US-Nuklearstrategie gearbeitet habe und ich dabei Otfried Nassauer sowohl als hilfsbereiten und - aus meiner Sicht - was den Nuklearbereich anbelangt in Deutschland kompetentesten Experten kennegelernt habe.

Auch steht für mich sein Interesse, für die Abschaffung von Atomwaffen in Deutschland (und weltweit) einzutreten, völlig außer Frage - ich halte ihn diesbezüglich für absolut integer.

Es ist sicher richtig, Fragen aufzuwerfen oder Ungereimtheiten zu benennen, auch in der Frage, wie welche Informationen zu bewerten sind, kann man ja durchaus anderer Meinung sein.

Allerdings finde ich es doch sehr problematisch, wie Ihr auf völlig dünner Faktenlage Otfried Nassauer und dem Bits letztlich unterstellt, sie arbeiteten - gesteuert und im Auftrag staatlicher Organe - gegen die Ziele der Friedensbewegung und für den Erhalt der Nuklearen Teihabe. Dafür liefert Euer Artikel m.E. keinerlei schlüssigen Beleg.

Ich fände es deshalb gut, wenn Ihr Euch von diesem Teil Eures Artikels distanzieren würdet und stattdessen die Debatte allein um die inhaltlichen Fragen führen würdet.


23.07.2008 15:25

ich habe diesen Disput um Wahrheitsfindung und "wer wurde wann warum von wem bezahlt" oder hat sich "ueber Projektgelder angeblich korrumpieren" lassen mit Interesse verfolgt. Interessant waere auch, wen und warum die Ford-Stiftung zum gegenwaertigen Zeitpunkt so finanziell unterstuetzt.

Da ich als ehemalige Akademikerin um die Handhabe von Statistiken weiss (wer gebraucht sie wann – und hat sie woher – und schreibt sie ggf schoen – und laesst etwas weg, wie zum Beispiel Zeitangaben) hat es mich doch gereizt zu erfahren, von wann denn nun diese oefters erwaehnte dpa-infografik ist. Laut Aussage von einem Mitarbeiter von picture alliance (ehemals dpa) aus dem Jahr 2005 und nicht 2008. Sollte ich nun picture alliance ebenso als unserioes einstufen? Diese kleine Suche wollte ich Ihnen mitteilen.

24.07.2008 00:46 - Unsere Antwort auf eMail 23.07.2008 15:25

Haben Sie vielen Dank für die Reaktion und Ihre Recherche. Hier unser Kenntnisstand hinsichtlich der dpa-Grafik: dpa hat am 23.6.2008 eine Meldung verbreitet, in der genau die Abbildungsnummer angegeben ist, wie sie auch in der Grafik zu finden ist, die in Zeitungen vom 24.6.2008 verwendet worden ist. Es ist also die dpa-Meldung, die den Bezug zu genau dieser Grafik herstellt. Trotzdem ist vorstellbar, daß sie von 2005 stammt. Die Grafik selber enthält die Abbildungsnummer, aber keine Datumsangabe. Klar ist, daß die Angaben bezüglich Stationierungsorten und Zahlenwerten in der dpa-Grafik identisch sind mit der NRDC-Darstellung von Februar 2005 (wie wir in der Bildlegende zu der NRDC-Tabelle geschrieben haben).


24.07.2008 13:03 - Entgegnung von Roland Blach (DFG-VK, Koordination der Kampagne 'unsere zukunft - atomwaffenfrei')

Am 30.8. wird die größte Anti-Atomwaffen-Aktion aller Zeiten in Büchel stattfinden, genau zur richtigen Zeit, denn gerade jetzt ist der Druck insbesondere auf CDU/CSU sich zu bewegen, besonders groß. Allein bis zu 20 Busse werden Büchel ansteuern, die Mobilisierung wird gerade zu einem Selbstläufer.

Dies verdanken wir zum einem der guten Kampagnenarbeit mit Akteuren, die sich teilweise seit über zehn Jahren sehr gut kennen, dem langen Atem der Friedensbewegung, die seit 1996 regelmäßig in Büchel präsent ist, auch wenn bei Aktionen nie mhr als 200 Personen beteiligt waren, und nicht zuletzt des regen Informationsaustauschs mit Otfried Nassauer seit genau dieser Zeit.

Büchel wäre nicht so bekannt, wenn wir die wichtigen Information von Otfried Nassauer nicht immer für die Öffentlichkeit und die Medien aufbereitet hätten, in dem Wissen, dass diese Informationen nie 100 % sein können, weil sie den Regeln der Geheimhaltungspolitik unterworfen sind. Gerade deswegen sind wir immer dankbar (gewesen), dass diese Infos nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen werden und entsprechend gekennzeichnet sind.

Jetzt ist die große Chance, zu einem atomwaffenfreien Deutschland zu kommen und damit die Dynamik für eine weltweite Abrüstung in Gang zu setzen.

Die Diskussionen über die Informationskanäle, die derzeit laufen, sind in diesem Zusammenhang absolut kontraproduktiv, weil sie viel unnötige Zeit rauben. Ich unterstütze Otfried in seinen Ausführungen, auch im Namen des Kampagnenrats "unsere zukunft - atomwaffenfrei". Die journalistische Sorgfaltspflicht, wie Ihr sie sonst so sehr auch für Euch beansprucht, tretet Ihr hier mit Füßen.

Warum ist es eigentlich so schwer, bei Otfried Nassauer anzurufen? Das mindeste wäre jetzt, offen Fehler einzugestehen und gleichzeitig aktiv die Aktionen Ende August in Büchel zu unterstützen.

24.07.2008 13:19

mit Interesse verfolge ich die Diskussion um die Frage, wie verlässlich die Informationen von Otfried Nassauer über die derzeit in Deutschland lagernden Atomwaffen sind.

Ich bin seit gut 30 Jahren friedenspolitisch aktiv, kenne und schätze Otfried Nassauer seit 1981 und habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Otfrieds Informationen sich im Rückblick als korrekt erwiesen haben. Im Gegensatz zu den Informationen, die viele andere ExpertInnen in der Tagespresse präsentieren.

Die Nachricht, dass in Ramstein vermutlich keine Atomwaffen mehr lagern, war für mich und viele andere in der Friedensbewegung ein Ansporn, das Thema „Atomwaffen in Büchel“ neu aufzugreifen. Denn wenn die Nachricht stimmt, hängt es wirklich ausschließlich von der Bundesregierung und nicht mehr von den USA ab, ob Deutschland atomwaffenfrei wird. In wessen Interesse ist es, wenn wir mit neuem Engagement gegen die Atomwaffen in Büchel und die nukleare Teilhabe der Bundesrepublik kämpfen?

Ich denke, in unser aller.

27.07.2008 12:15 - Unsere Antwort auf die emails 24.07.2008 13:03 und 13:19

Es ist keine Frage: wir sind gegen jede Atomwaffe. Was uns aber auch klar ist: Die Diskussion über die Informationskanäle in Sachen Atomwaffenstandorte kann sehr wohl produktiv in die Kampagne gegen Atomwaffen einfließen. Es kann überhaupt nicht schaden einzukalkulieren, daß wir über die Atomwaffenstandorte nicht vollständig informiert sind. Desto geringer ist die Gefahr, daß wir Illusionen erlegen sind.

Das Blickfeld erweitern

An Mani Stenner vom Netzwerk Friedenskooperative hatten wir geschrieben: Wir möchten bei dieser Gelegenheit bekräftigen, daß wir die Forderungen der Friedensbewegung nach Abschaffung der Atomwaffen selbstverständlich unterstützen. Das gilt für Deutschland - insbesondere für die so genannte nukleare Teilhabe - und natürlich auch für die ganze Welt. Wichtig fänden wir dabei, den Fokus der Zielrichtung zu erweitern, und zwar ganz besonders in der Richtung, wo Atomwaffen aktuell zum Einsatz zu kommen drohen. Es ist der Iran, der einer solchen Bedrohung ausgesetzt ist. Für Israel (und die USA) ist ein Angriff mit Atomwaffen offenbar kein absolutes Tabu. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren. Jede lagernde Atomwaffe ist eine zuviel, und wir müssen dagegen protestieren. Aber wenn die Gefahr besteht, daß Atomwaffen zum Einsatz kommen, dann müssen wir dagegen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Sturm laufen. Dazu sollten die Aktionen in Büchel am 30. August unbedingt genutzt werden.

Verschleierungsstrategien entgegenwirken

Stellen wir uns einen Moment vor, es gäbe eine Strategie der USA zu verschleiern, wo ihre Atomwaffen in Europa und speziell in Deutschland gelagert sind. Dann wäre es ihr doch hervorragend gelungen, von den unter ihrer Hoheit stehenden Atomwaffen abzulenken und die Aufmerksamkeit ausschließlich auf einen Standort zu lenken, über den die Information verbreitet ist, daß dort Atomwaffen zum Abwurf ausschließlich durch deutsche Jagdbomber gelagert sind. Das wäre doch gewiß ein taktisch kluger Schachzug, der dazu verleitet, nur auf die deutsche Verantwortung zu fokussieren. Oder? Wir sollten dabei auch nicht übersehen, daß Deutschland (als Bestandteil der EU) und die USA nicht ausschließlich Partner sind, sondern auch Kontrahenten. Eine Bemerkung im Bonner 'General-Anzeiger' vom 21.6.2008 aus einem anderen Zusammenhang gibt - wie manch andere Beispiele auch - einen Hinweis in dieser Richtung, dem nachzugehen lohnend sein könnte: "Dass die irischen Nein-Sager ihre Kampagne gegen die neue EU keineswegs mit Geldern eines engagierten Millionärs, sondern mit Unterstützung des amerikanischen Geheimdienstes finanzieren konnten, zeigte allen in Brüssel, welche Bedeutung dieses gemeinsame Europa haben wird." (Womit nicht gesagt sein soll, daß der so genannte Vertrag von Lissabon gutzuheißen wäre.)

In einer Antwort auf eine andere eMail an uns hatten wir wie folgt argumentiert: Versetzen wir uns einen Moment in einen Sicherheitsstrategen der US-Luftwaffe. Was könnte für diesen Strategen eine wichtige Maßnahme sein, um die tatsächlichen Standorte der Atomwaffen zu schützen? Eine naheliegende Methode wäre doch, die Öffentlichkeit und potentielle Gegner glauben zu machen, daß sie sich an einem Ort befinden, wo sie tatsächlich gar nicht gelagert sind. Das wäre doch ziemlich perfekt. Oder? Und der Aufwand wäre nicht groß - eine oder ein paar Listen zu manipulieren, würde schon reichen. Die Atomwaffen an einem - bekannten - Ort zu konzentrieren, wäre doch ziemlich dumm. Dann bräuchte ein potentieller Gegner nur diesen einen Ort zu zerstören und er hätte alle Atomwaffen unschädlich gemacht. Und diejenigen, die von Sicherheitsstrategen gestreute Informationen verbreiten, müssen noch nicht einmal merken, was für Informationen sie weitergeben, wenn nur dafür gesorgt ist, daß die eigentliche Quelle der Information im Dunkeln bleibt. Sind das nicht nahe liegende Gedanken? Auch aus dem Blickwinkel von Sicherheitsstrategen der Bundeswehr ließen sich ähnliche Überlegungen anstellen.

Und einer in der Runde der Diskutanten (aus der Friedensbewegung) erkennt das Problem ähnlich. Er schreibt: "Falls das US-Militär die Lagerstätten ihrer A-Waffen verschleiern will, muß es nur da mal eine spezielle Wacheinheit hinverlegen oder abziehen, wo anders bestimmte Baumaßnahmen vornehmen, Listen über Überprüfungen vor der Herausgabe etwas kürzen etc. Von 'Belegen' kann man hier jedenfalls nicht reden." Solche Verschleierungsstrategien müssen wir als Möglichkeit im Auge haben.

Fehler eingestehen?

Wir können nur Fehler eingestehen, die als solche überzeugend dargelegt sind. Wir behaupten von uns nicht, daß wir fehlerfrei sind. Aber wir können keine Fehler eingestehen, wo keine zu erkennen sind. Was wir in unserem Artikel 'Atomwaffen und ihre Informationskanäle' vorbringen, ist nachprüfbar. Den Vorwurf der Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht - wie jemand, der die Proteste von Büchel vorbereitet, ihn erhebt - müssen wir zurückweisen. Das Zusammenführen von verstreut vorliegenden Informationselementen, durch deren Kombination Gedanken in Richtung Hinterfragung verschiedener Informationskanäle angeregt werden, muß gestattet sein und sollte im Gegenteil als ein Ansatz zum Aufbrechen eingefahrener Denkstrukturen begrüßt werden.

Also noch einmal: unabhängig von all diesen Überlegungen stehen wir auf der Seite derjenigen, die für die Abschaffung der Atomwaffen eintreten. Von daher unterstützen wir alle Aktivitäten in dieser Richtung.


31.07.2008 10:02

Ich fand diese Diskussion sehr spannend und wichtig, auch wenn die gekränkten Äußerungen zeigen, dass es natürlich hart ist derartige mögliche CIA-Verbindungen über sich oder die eigenen Friedensfreunde lesen zu müssen, gerade weil wir alles uns Mögliche für den Frieden tun. Auf der anderen Seite weiss ich aber auch, dass solche Diskussionen in der Regel aus Zeitmangel unter den Tisch fallen und befürworte hier diese Auseinandersetzung. Hätte ich von der Ford Stiftung auf der BITS Webseite gelesen, hätte ich mir nicht die Zeit zum recherchieren nehmen können, sondern meine Vorbehalte im Stillen ausgetragen.

02.08.2008 00:41 - Unsere Antwort auf die eMail 31.07.2008 10:02

Hab vielen Dank für Deine Anmerkungen. Deine Aussage, daß "es natürlich hart ist derartige mögliche CIA-Verbindungen über sich oder die eigenen Friedensfreunde lesen zu müssen", können wir sehr gut nachvollziehen. Wir haben z.B. sehr das irische Nein zum so genannten Vertrag von Lissabon begrüßt. Als wir dann hinterher in einem Artikel im Bonner 'General-Anzeiger' gelesen haben, daß die irische Nein-Bewegung von der CIA unterstützt worden sein soll, war das ein eigenartiges Gefühl. Aber vorstellbar ist es trotzdem. Die USA dürften kein Interesse an einem militärisch stärker werdenden Europa haben. Wir allerdings auch nicht.


Korrespondenz mit Otfried Nassauer (Berliner Informationszentrum für transatlantische Sicherheit - Berlin Information-center for Transatlantic Security)

16.07.2008 23:41 - von Otfried Nassauer

Liebe Anneliese Finkentscher, lieber Bernd Neumann,

ich schreibe Ihnen unter der Adresse der arbeiterfotografie, weil ich Ihre sinnvolle und notwendige Arbeit in Sachen Richtigstellung der verfälschten Ahmadinejad-Äußerungen zu Israel dort zu Kenntnis nahm und deshalb vermute, auf diesem Weg erreicht Sie meine Mail am besten. Ihre oben erwähnten Arbeiten sind übrigens ein guter und notwendiger Beitrag im Sinne der journalistischen „Wahrheitssuche“. Auch ich habe seit 2005 immer wieder öffentlich darauf hingewiesen, dass diese Übersetzung nicht nur falsch ist, sondern vielfach mit bewusst verfälschender oder ideologischer Absicht wiedergegeben wurde.

Ähnliches kann ich über Ihren Beitrag „Informationskanäle für Zielgruppen“, der sich mit den verfügbaren Informationen über Atomwaffen in Deutschland befasst, leider nicht sagen. Für ihn trifft das alte Sprichwort zu: „Si tacuisses philosophus mansisses“. Der Artikel enthält mehr Fehler als man in einer Email richtig stellen könnte. Hätten Sie die journalistische Grundregel befolgt, auch bei mir mal anzurufen, so hätte sich so mancher Sachfehler vermeiden lassen und sie hätten gerne auch die Quellen für meine Informationen einsehen können. Einen solchen Anruf habe ich nie erhalten. Und wahrscheinlich haben Sie auch weder beim Kasseler Friedensratschlag, noch beim Bonner Koordinationsbüro, noch bei der Kampagne Atomwaffen abschaffen, der IPPNW, der DFG-VK oder sonst jemandem angerufen, der unsere Arbeit kennt und Ihnen gesagt hätte, dass ich die Friedensbewegung seit mehr als 20 Jahren mit Informationen dieser Art „versorge“. Das Dumme ist zudem: Der Artikel schließt Ihre Informationslücken durch ebenso viele falsche wie abwegige Spekulationen. Solche, wie sie manchmal entstehen, wenn kluge oder begabte KonspirationstheoretikerInnen frei denken und herumspintisieren.

Also der Reihe nach: Woher kommen die Informationen, die über Atomwaffen in Deutschland und Europa von mir und anderen verbreitet werden? Ist doch alles geheim und die Regierungen haben sich geschworen, weder Bestätigungen noch Dementis bzgl. der Frage abzugeben, wo wie viele Atomwaffen liegen (Neither confirm nor denial policy)?

Die meisten Menschen, die solche Informationen zusammentragen oder getragen haben, waren bereits in der Friedensbewegung der achtziger Jahre aktiv und haben schon damals über Atomwaffenstandorte in Europa recherchiert, veröffentlicht und sich ausgetauscht. Das begann in Deutschland z.B. mit der ersten Atomwaffenstandortkarte 1981 in Stern, TAZ und der Kirchentagszeitung ProTest und mit den Recherchen für einige Bücher.

Einige der Rechercheure von damals sind noch heute aktiv, arbeiten weiter zusammen und tauschen sich aus. Hans Kristensen (früher Greenpeace Dänemark, dann GP-USA, Nautilus Institute, NRDC, nukestrat.com und heute Federation of American Scientists), Thomas B. Cochran und Stan Norris (bei NRDC), Dan Plesch und Martin Butcher (damals beide BASIC, Butcher dann PSR und heute beim Acronym Institute), Karel Koster (AMOK) und die leider nicht mehr aktive Gruppe „Onkruit“ in Holland, Hans Lammerant in Belgien und ein paar andere mehr. Aus der Bundesrepublik haben u.a. Andreas Orth (damals TAZ-Hamburg, heute freier Fernsehautor) und ich mitgearbeitet.

Wegen des staatlichen Schweigens mussten schon damals indirekte Belege für die Stationierung von Atomwaffen gefunden werden. Öffentlich verfügbare Dienstvorschriften der US-Army und andere offizielle Quellen halfen weiter: Spezielle Antennen, besondere Sicherungsanlagen, bestimmte Bunkertortypen, Wachmanschaften mit bestimmten Bezeichungen – wenn das alles zusammentraf, dann war ein Depot ziemlich sicher ein Atomwaffendepot.

Bis heute wird ähnlich recherchiert. Nach einem Fehler des Zensors im US-Kongress wurde in den späten 80ern bekannt, wo die US-Luftwaffe (nur die interessiert heute noch, weil alle anderen Waffen abgezogen wurden) wieviele ihrer neuen Waffenlagersysteme (Vaults) in Europa bauen wollte und dann wirklich baute (Dokumente für den Kongress belegten das für jeden Standort). Die Geschichte dieser Standorte konnte verfolgt und mit offiziellen Verlautbarungen abgeglichen werden. Da erfuhr man dann, welche Lagerstätten modernisiert wurden und welche nicht, weil sie nicht mehr aktiv waren usw. Da erfuhr man auch, wo die US-Wachmannschaften noch anwesend waren und wo sie abgezogen wurden, weil auch die Waffen weg waren. Also konnte man die Standortlisten immer wieder aktualisieren.

Natürlich blieb das Ergebnis immer nur die bestmögliche Annäherung an die "geheime" Wirklichkeit und wurde auch oft erst Monate oder Jahre nach einer Veränderung so gut belegbar, dass man es veröffentlichen konnte. Mehr war halt nicht drin, wenn man dem journalistischen Maßstab der zwei unabhängigen Quellen gerecht werden wollte und immer mindestens zwei Belege für einen Sachverhalt haben wollte. Dass es sich um bestmögliche Schätzungen handelte, wurde – wann immer die Artikellänge es erlaubte – deutlich gemacht und bei kürzeren Beiträgen mit entsprechenden Worten wie lagern „wahrscheinlich“ oder „bis zu“ verdeutlicht.

So auch im jüngsten Fall, Ramstein. 2005 hörten Hans Kristensen in den USA und ich in Deutschland aus unterschiedlichen Quellen von der Räumung. Hinzu kam: Ein Artikel in der US-Militärpresse verriet uns, dass der Kommandeur der Transportflieger einen Orden für den unfallfreien Abzug bekommen hatte. Ein erfahrener Spiegel-Journalist, Alexander Szandar, ging der Sache weiter nach und hörte gleiches aus einer internen deutschen Quelle. Die Information wurde im Spiegel veröffentlicht, weil nun genug Belege existierten. Die Waffen seien vermutlich spätestens 2005 abgezogen worden, hieß es damals. Da zugleich neue Bauarbeiten für die Nuklearwaffeninfrastruktur in Ramstein geplant waren, gingen wir damals davon aus, dass die Waffen irgendwann zurückkommen sollten.

2007 wurde klar, dass die US-Luftwaffe ihre Planung deutlicher geändert hatte (und dass US-Präsident Bush wahrscheinlich bereits 2004 angeordnet hatte, die Waffen ganz in den USA zu belassen – dafür gibt's bislang aber nur eine Quelle, weshalb es so noch nicht veröffentlich wurde). Auf den Ortslisten der USAFE für bevorstehende Pflichtinspektionen für Nuklearwaffensicherheit war Ramstein gestrichen worden. Der Gegencheck bei den finanzierten und geplanten Baumaßnahmen zeigte: Die 2005 noch vorgesehenen, neuen Infrastrukturmaßnahmen für Atomwaffen waren alle ebenfalls gestrichen worden. Damit gab es 2 starke indirekte Belege dafür, dass die Waffen endgültig abgezogen wurden – darunter übrigens auch die Waffen für Nörvenich, dass ab 2009 auf den nichtnuklearen Eurofighter umgerüstet wird. (Verstärkend kam die nur einmal belegte Info zu Bush 2004 hinzu). Nun wurde veröffentlicht, dass der Abzug wohl endgültig sei. (Meine Beiträge bei Tagesschau.de, sueddeutsche.de etc, Hans Kristen in den USA). Kurz später lernten wir auch noch, dass der Abzug wahrscheinlich bereits 2004 stattgefunden hatte (was zu der Ordensvergabe passte) und sich auch mit der Auswertung von Daten privater Flugzeugspotter deckte.

Dass manche Medien (und Wissenschaftler) Fakten falsch oder in veralteter Form wiedergegeben haben, liegt nicht in unserer oder meiner Verantwortung. Beispiele, die ich jetzt Ihrem Text entnehme und bei denen ich nicht mehr überprüft habe, ob Sie die Originalmeldungen richtig wiedergeben:
  • Die ND-Meldung, dass Ramstein erst 2007 geräumt worden sei
  • Die ddp-Meldung über die Räumung 2005, die sich 2008 auf den alten Wissenstand im Spiegel bezog
  • Die Focus Meldung, in Büchel seien 30 Waffen (Kristensen und ich haben beide immer nur von 10-20 geredet, der Focus hat einfach 30 geschrieben) und die Frau Schaper dann auf Büchel und Ramstein aufteilte. (Nörvenich wurde übrigens 1997 und nicht 1995 aufgegeben).
  • Die drei Jahre alten NRDC-Grafiken, die im Münchener Merkur und in der Zeitung aus Wiesbaden, verwendet wurden, obwohl bei Kristensen (der die 2005er Daten des NRDC schrieb) und mir bereits aktuellere Daten gab.
  • Usw usf.
So erklären sich all die Widersprüche, die Sie entdeckt zu haben glauben, auf einfachste Weise. Hätte per Anruf geklärt werden können. Nur einer nicht: Nein, mein nachgedruckter Text auf der Seite des Friedensratschlags bezieht sich auf den Spiegel-Artikel von Szandar aus 2005 und nicht auf den spiegel-online-Text von Gebauer/Goetz aus 2007, mit dem ich rein gar nichts zu tun hatte.

Übrigens: Hätten Sie das online verfügbare Juni-2008-Update meines Stichwortes „Nuklearwaffen in Deutschland und Europa“ auf www.bits.de vor Veröffentlichung Ihres Beitrages noch gelesen, dann hätten Sie sich ein aktuelles Bild unseres derzeitigen Wissenstandes machen können – einschließlich der Ramstein-Geschichte und der Information, dass auch Lakenheath in England nach Recherchen von Kristensen inzwischen geräumt wurde. Unsere früheren Versionen sind übrigens jederzeit auf dieser Seite noch verlinkt. Ich bin immer gerne der erste, der entdeckt, dass er sich früher mal geirrt und jetzt etwas neues gelernt hat. Und ich korrigiere mich dann auch genauso gerne – das entspricht wissenschaftlicher und journalistischer Vorgehensweise.

Nur ein paar Bemerkungen zur Ihrer konspirationstheoretischen Begabung, die mich zunächst schallend zu lachen ließ:

a) Die düsteren Quellen unserer Finanzierung: Unsere Arbeit zu Atomwaffen wurde früher von der W. Alton Jones Stiftung finanziert. Die hat sich vor mehr als 5 Jahren selbst aufgelöst. Heute arbeiten wir zu diesem Thema ehrenamtlich. Von der Ford-Stiftung finanziert haben wir bis 2002 ein internationales Projekt zum NATO-Russland und EU-Russland-Verhältnis realisiert, aber nichts zum Thema „Atomwaffen“ – So steht es auch auf unserer Webseite.

b) Ja, ich diskutiere auch mit Leuten, die nicht in der Friedensbewegung aktiv und völlig anderer Meinung sind als ich – zum Beispiel mit Jeff Gedmin (der – erneuter Fehler - schon länger nicht mehr Aspin-Direktor ist, sonder bei RFE [Radio Free Europe] in Prag arbeitet). Das tat ich nicht nur in Brüssel, sondern auch bei N24 und habe ihm dabei hoffentlich anständig kontra gegeben. Als Kontrahenten waren wir auch von der Böll-Stiftung nach Brüssel eingeladen. Die anderen Leute, die Sie nennen, waren – wenn ich’s recht erinnere – alle bei einem anderen Termin im Rahmen derselben Veranstaltungsreihe. An dem nahm ich nicht teil.

c) Der Rest, au weia, welch wunderbares, phantasievolles Gemisch – bei dem natürlich die Zusammenarbeit der Ford-Foundation mit der CIA zu Mc Carthy Zeiten nicht fehlen darf und ich schon fast schmerzlich Ihre schriftliche Vermutung vermisse, dass BITS angeblich auch als Tarnorganisation des BND und/oder des FSB [russischer Geheimdienst] oder Mossad fungiert habe und von dort auch finanziert wurde. Alles hochgradig amüsant, leider aber völlig falsch und – das ist jetzt ernst – rufschädigend im Blick auf Leser, die uns nicht kennen.

d) Sie insinuieren, mein Interesse könnte es sein, Informationen zu veröffentlichen, die der Mobilisierung für die Aktionen der Friedensbewegung am 30.8. schaden. Im Gegenteil: Ich will deutlich machen, dass die Bundesrepublik auf die nukleare Teilhabe verzichten und den Abzug der Waffen aus Büchel erreichen kann – so steht es in vielen meiner Artikel. Mit Xanthe Hall von der IPPNW habe ich kürzlich scherzend diskutiert, dass wir – sollte es uns gelingen, den Abzug aus Büchel noch vor dem 30.8. faktisch durchzusetzen – statt einer Portest-Demo unbedingt ein Freudenfest in Büchel veranstalten sollten. Schade nur, dass es wohl nicht so schnell mit dem Abzug klappen wird - die CDU und das BMVg wollen die Waffen unbedingt behalten.

Zum Schluß: Ich kenne Sie nicht und nehme aufgrund Ihrer eingangs erwähnten Arbeit in Sachen Iran an, dass Sie seriös agieren wollen. Seriös wäre es, Ihren Beitrag zurückzuziehen, überall da, wo sie Ihn eingestellt haben. Unseriös wäre es, nicht zu den handwerklichen Fehlern zu stehen, die Ihnen unterlaufen sind.

Beste Grüße
Otfried Nassauer

PS: Und noch ein „Fehlerchen“: Der „Tornado“ in der Neuen Rheinischen Zeitung ist kein Tornado, sondern ein Uralt-Flieger aus den frühen 60ern.

18.07.2008 02:50 - unsere Antwort auf die eMail von Otfried Nassauer

Lieber Otfried Nassauer,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Erwiderung auf unseren Artikel zu Atomwaffen in Deutschland und die Informationskanäle in diesem Zusammenhang. Wir begrüßen es, wenn auf diese Weise eine Diskussion zu diesem Thema in Gang gesetzt wird.

Gestatten Sie ein paar Anmerkungen und Fragen zu Ihrer Erwiderung:
  • Ihre eMail erweckt den Eindruck, als sei die Unterstützung von BITS durch Stiftungen weitgehend Vergangenheit und damit heute kaum noch relevant: Wie erklärt sich dann die mehr-als-90-Prozent-Angabe, die nach BITS-Selbstdarstellung offensichtlich ein aktueller Wert ist?


  • "Dass BITS angeblich auch als Tarnorganisation des BND und/oder des FSB [russischer Geheimdienst] oder Mossad [israelischer Geheimdienst] fungiert habe und von dort auch finanziert wurde", behaupten wir nicht.


  • Auch daß Sie etwas mit dem Spiegel-Artikel vom 9. Juli 2007 zu tun haben, behaupten wir nicht (es gibt mehrere Spiegel-Artikel, die sich mit Atomwaffen in Deutschland befassen - einige davon sind unter dem Artikel als Links aufgeführt - mit sich widersprechenden Aussagen)


  • Die von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebene Dokumentation der 9/11-Veranstaltung (die nicht offen legt, welche Gedanken von welchen Teilnehmern stammen), enthält unseres Erachtens keine Gedanken, die das 9/11-Propaganda-Gebäude grundsätzlich in Frage stellen. Deshalb an Sie die Frage: sind Ihre Gedanken nicht oder nicht richtig wiedergegeben oder hat es solche Gedanken von Ihrer Seite bei der Veranstaltung nicht gegeben?


  • Sie haben in der Süddeutschen Zeitung, für die Bundeszentrale für politische Bildung und - wie Sie schreiben - auch für tagesschau.de geschrieben. Nach unserer Erfahrung ist es nicht einfach, zu diesen Medien, die zu einem beträchtlichen Anteil Desinformation verbreiten, Zugang zu finden. Deshalb die Frage: wie ist Ihnen das gelungen?


  • Die Grafik zu den Atomwaffenstandorten in Europa in Münchner Merkur und Wiesbadener Kurier ist eine aktuelle dpa-Grafik, die mit einer Meldung vom 23. Juni 2008 verbreitet worden ist.


  • Sie erwecken den Eindruck, als sei die Verbindung von Ford-Foundation und CIA auf die McCarthy-Ära beschränkt. Als das Ende der McCarthy-Ära dürfte das Jahr 1954 zu betrachten sein. Shepard Stone wechselt von der Ford-Foundation aber erst 1968 zur CIA-Organisation 'Kongress für die kulturelle Freiheit' und ist bis 1973 dessen Präsident. Das hat mit der McCarthy-Ära nichts zu tun.


  • Sie schreiben, "Jeff Gedmin" sei "schon länger nicht mehr Aspin-Direktor". Jeffrey Gedmin ist bis zum vergangenen Jahr Direktor des Aspen-Instituts gewesen. Seit März 2007 ist er Direktor von Radio Free Europe/Radio Liberty - auch bemerkenswert.


  • Sie behaupten, der 'Focus' habe von 30 Atomwaffen geschrieben. Das ist zumindest für den 21. und 23. Juni 2008 falsch. Der 'Focus' schreibt dort: "200 bis 350 Atombomben lagern die USA nach Schätzung der FAS in Europa, zwischen zehn und 20 davon am Bundeswehrstandort Büchel in der Eifel." (Links: siehe unten). Die Zahl 30 haben wir einer anderen aktuellen Veröffentlichung entnommen.


  • Sie erwähnen in diesem Zusammenhang Frau Schaper. Was belegt Ihre Behauptung, Annette Schaper von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main habe ihre Kenntnis über die Anzahl der Atomwaffen in Büchel aus dem 'Focus' übernommen - und die dann auf Büchel und Ramstein aufgeteilt? Und noch eine andere Frage in diesem Zusammenhang: wie beurteilen Sie die Qualifikation von Annette Schaper?
Sie versuchen den Eindruck zu erwecken, als seien unsere Recherchen voller Fehler. Sie schreiben: "Der Artikel enthält mehr Fehler als man in einer Email richtig stellen könnte." Das können wir nicht nachvollziehen. Einzige Unschärfe - die wir zugestehen müssen - ist das Wort 'heutig' bei Jeffrey Gedmin (das korrigieren wir: 'bis 2007'). Die Tornado-Bildunterschrift im NRhZ-Artikel stammt nicht von uns, ist aber bereits korrigiert.

Sie versuchen, unsere Ausführungen als Konspirationstheorie zu disqualifizieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß dieser Begriff (meist ist das deutsche Wort 'Verschwörungstheorie' verwendet) ins Spiel gebracht wird, wenn es um das Aufstellen von Denkverboten geht. Wir sind aber keine Freunde von Denkverboten und möchten uns demzufolge das Denken nicht verbieten lassen. Sie legen uns nahe zu schweigen. Warum sollten wir?

Wir haben uns erlaubt, Reaktionen auf unseren Artikel auf unsere website zu setzen - darunter auch Ihre Erwiderung und diese Reaktion von uns. Das - denken wir - ist eine faire Sache, und die LeserInnen und Leser können sich Ihr eigenes Bild hinsichtlich Ihrer und unserer Argumentation machen.

Mit besten Grüßen
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Links:

Focus online - 21.06.08, 10:51:
www.focus.de/politik/ausland/atomwaffen-us-lager-in-europa-nicht-sicher-genug_aid_312764.html

FOCUS Nr. 26 (2008) - 23.06.08:
www.focus.de/politik/deutschland/nuklearwaffen-entsicherte-lager_aid_312880.html


18.07.2008 20:55 - Reaktion von Otfried Nassauer auf unsere Antwort

Sehr geehrte Anneliese Finketscher, sehr geehrter Bernd Neumann,

persönliche Briefe ohne Rückfrage beim Autor zu veröffentlichen, ist kein guter Stil. Ebenso, wie es kein guter Stil ist, zu versuchen, andere Menschen zu diskreditieren, die sich wie Sie Friedensbewegung und Friedensforschung zurechnen, ohne sie vorab auch nur zu kontaktieren und zu prüfen, ob Ihre Vermutungen, Vorhaltungen oder „Rechercheergebnisse“ auch nur ansatzweise haltbar sein könnten. Ich halte fest: Bis heute haben Sie keinen Kontakt zu mir gesucht und mich erst im Nachhinein von der Veröffentlichung meines Briefes und Ihrer Antwort in Kenntnis gesetzt.

Wenn Sie schon ohne Nachfrage meine persönlichen Briefe veröffentlichen, dann hätten Sie auch meine zweite email an Sie online stellen sollen, in der ich deutlich machte, wie Ihre Gerüchte wirken und warum ich Sie bat, Ihren Beitrag zurückzuziehen. Sie hatte – gekürzt um jetzt nicht mehr relevantes - den folgenden Wortlaut:

    Liebe Anneliese Fikentscher, lieber Bernd Neubauer,

    ich sehe mich gezwungen; Ihnen zunächst eine kleine Geschichte zu erzählen, die aus dem alten Griechenland stammt:

    Zwei Philosophen gerieten in Streit, weil der eine dem üble Nachrede über den anderen verbreitet hatte. Sie diskutierten und der "Täter" gestand seinen Fehler ein. Als Wiedergutmachung bot er an, zu tun, was der Geschädigte von ihm verlange.

    Der dachte nach und sagte: Hohle bitte ein Hühnchen. Der andere tat es. Dann sagte der Geschädigte: Schlachte und rupfe es. Der andere tat es. "Nun wirf die Federn in die Luft", lautete die nächste Anweisung, die er wieder befolgte. "Und nun sammle die Federn wieder ein", forderte ihn der Geschädigte auf. "Das geht nicht, der Wind hat sie bereits in alle Richtungen verstreut, antwortete Übeltäter. "Da hast Du recht entgegenete der Geschädigte, genau so aber ist es auch mit Deiner üblen Nachrede".

    Falls Sie es nicht schon kennen, bitte ich Sie folgenden Link zu betrachten:
    www.mein-parteibuch.com/wiki/Berliner_Informationszentrum_für_Transatlantische_Sicherheit

    (nachträgliche Ergänzung: unter diesem Link wurden am 16.7. die Insinuierungen aus Ihrem Artikel verschärft und teilweise in den Stand von Tatsachenbehauptungen gehoben – da es ein wiki ist, kann es sein, dass andere User den Eintrag bereits korrigierten. Mein Anstand verbietet es mir aber, das selbst zu tun.)

    Gerüchte verbreiten sich schnell. Unabhängig davon, ob an ihnen auch nur das Geringste dran ist. Selbst dann, wenn sie nachweislich völlig falsch sind. Dies ist der Grund, warum ich Sie um Ihrer eigenen Seriosität und Glaubhaftigkeit willen bat, Ihre Artikel schnell zu löschen und - inzwischen geht es nur noch öffentlich - zuzugestehen dass der Artikel unzureichend recherchiert war. Das wird nun noch eiliger, damit nicht noch mehr Federn in der weiten Welt des Internets eingesammelt werden müssen. (...) Und ein Nachtrag zu meinem Brief von gestern, weil ich es erst heute nachschauen konnte: Von der Ford-Stiftung erhielt BITS seine letzte Förderung, bevor das Buch über die Geschichte der Stiftung erschien. Unsere Ansprechpartnerin dort, war eine Frau, die sich seit vielen Jahren in der US-Friedensbewegung engagiert hatte und Quäkerin war. Wie ich selbst, kam sie ursprünglich aus der kirchlichen Friedensbewegung.

Soweit die zweite „fehlende“ email. Ihre Vorgehensweise und Ihre Reaktion muss ich jetzt leider so verstehen, dass sie krampfhaft nach einem Weg suchen, wie Sie Ihre diskreditierenden Äußerungen "retten" und öffentlich „halten“ können, ohne die Artikel bei arbeiterfotografie und in der NRhZ zurückzuziehen. Dabei nutzen Sie eine altbekannte Technik: „Debattieren wir doch Details, Nebensächlichkeiten, Halbzitate, Abschweifendes und dann gerät die Hauptsache, die Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht und das Verbreiten von unhaltbaren Gerüchten mittels falscher Insinuierung schon aus dem Blick. Immer schön fein nach dem Motto: „Vielleicht bleibt ja doch irgendetwas hängen.“ Auch das ist aus meiner Sicht höchst unseriös, entbehrt des normalen zwischenmenschlichen Anstandes und entwertet nicht zuletzt die Teile Ihrer Arbeit, die Sie gut machen.

Bevor ich auf Einzelheiten eingehe, ein genereller Punkt: In der Sache argumentierten Ihre ursprünglichen Beiträge in etwa: Es ist nicht klar, dass nur in Büchel Atomwaffen gelagert sind. Es gibt Publikationen, die andeuten, dass auch in Ramstein und/oder Nörvenich noch welche sein könnten. Ich habe dagegengehalten und gesagt: Diese Indizien sind sehr schwach, mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch und beruhen zumeist auf Pressemeldungen, die Fehler enthalten oder veraltete Informationen verwenden. Aus meiner Sicht sollte die Friedensbewegung auf Basis der bestmöglichen verfügbaren Informationen arbeiten. Ich bemühe mich, solche bereitzustellen. Wenn Sie ein oder zwei meiner Artikel nehmen und diese mit fehlerhaften oder veralteten Informationen aus doch aktuellen Meldungen vergleichen, dann müssen einfach alte, schon längst in der Sache geklärte Widersprüche und Fragen neu auftauchen und neue „unechte“ entstehen, für die sie Klärungsbedarf reklamieren. Bei einer etwas genaueren Recherche hätten Sie das auch selbst gemerkt. Auch an dieser Stelle gilt: Ein Anruf und fast oder alles wäre geklärt gewesen.

Nur eines wäre in diesem Fall entfallen: Der Anlass, die Seriosität meiner Arbeit infragezustellen und zu insinuieren, unsere Rechercheergebnisse könnten über die Finanzierung ferngesteuert sein. Haben Sie etwa deswegen vor Ihrer Veröffentlichung nicht angerufen?

Nun zu den Einzelpunkten. Ich verwende „Zitate“ aus Ihrer Entgegnung, damit die Lektüre für Dritte leichter nachvollziehbar wird:

1. Aus Ihrer Entgegnung
„Ihre eMail erweckt den Eindruck, als sei die Unterstützung von BITS durch Stiftungen weitgehend Vergangenheit und damit heute kaum noch relevant: Wie erklärt sich dann die mehr-als-90-Prozent-Angabe, die nach BITS-Selbstdarstellung offensichtlich ein aktueller Wert ist?“

Meine Antwort:
Die Seite mit der Information, dass BITS sich zu mehr als 90% durch Projekte finanziert, die u.a. von der W.Alton Jones- und der Ford-Foundation bewilligt wurden, ist etwa 8-10 Jahre alt. Hätten Sie mich angerufen, hätte ich Ihnen aktuelle Informationen gegeben, mich für den Hinweis auf das veraltete Material bedankt und mir vorgenommen, es bei Zeit und Gelegenheit mal zu aktualisieren.

Auf jeder Homepage, die mehr als 10 Jahre „Geschichte“ spiegelt, stehen auch Informationen aus früheren Zeiten. Das gilt insbesondere für so große Seiten wie die des BITS, auf der wahrscheinlich zwischen 1,5 und 2 Gigabyte Daten und viele Tausend Dokumente liegen.

Heute lebt BITS
a) von den Spenden von Einzelpersonen und vielen kleinen Projekten, deren Ergebnisse auf unserer Webseite und/oder denen unserer Projektpartner veröffentlicht werden und
b) von der Bereitschaft zu ehrenamtlicher Mitarbeit, die nötig ist, um die laufenden Kosten für Miete und Betrieb unseres sehr großen Archivs zu finanzieren. Meine Arbeitszeit als Journalist und Ehrenamtlicher trägt etliche Tausend Euro pro Jahr dazu bei; die der jüngeren Kollegen im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch.
c) von kleineren Projekten in Kooperation mit den Kirchen, Stiftungen anderen NGOs

Damals war über viele Jahre die heute aufgelöste W. Alton Jones Foundation unser Hauptförderer. Mit der Ford-Foundation haben wir ein Projekt gemacht, in dessen inhaltliche Ausrichtung sich die Stiftung aber nie eingemischt hat. Beide Förderungen endeten etwa gleichzeitig. BITS musste kurzfristig von bezahlter auf weitgehend ehrenamtliche Arbeit umgestellt werden, da in Deutschland kein dem US-amerikanischen vergleichbares Stiftungswesen existiert und wir den internen Grundsatz haben und hatten, von keiner deutschen, staatlich finanzierten Stiftung und Quelle Projekte anzunehmen, die mehr als ~20% unseres Jahreshaushalts ausmachen. Das soll Abhängigkeiten vermeiden. „Ersatz“ von anderen US-Stiftungen war damals auch nicht zu finden, weil alle anderen die Friedensforschung fördernden US-Stiftungen ihre Auslandsförderungen radikal zusammenstrichen, um den ebenfalls betroffenen US-Friedensforschern mehr Mittel als Ersatz für den W. Alton Jones-Ausfall zur Verfügung zu stellen. Die inhaltliche Weiterarbeit und die Sicherung des täglichen Überlebens standen danach bei BITS im Vordergrund.

2. Aus ihrer Entgegnung:
"Dass BITS angeblich auch als Tarnorganisation des BND und/oder des FSB [russischer Geheimdienst] oder Mossad [israelischer Geheimdienst] fungiert habe und von dort auch finanziert wurde", behaupten wir nicht.“

Meine Antwort:
Richtig, habe ich auch nicht unterstellt. Das vollständiges Zitat aus meiner Email lautet: „Der Rest (Ihres Artikels), au weia, welch wunderbares, phantasievolles Gemisch – bei dem (....) ich schon fast schmerzlich Ihre schriftliche Vermutung vermisse, dass BITS angeblich auch als Tarnorganisation des BND und/oder des FSB [russischer Geheimdienst] oder Mossad fungiert habe und von dort auch finanziert wurde. (...)

Wenn ich vermisse, dass Sie etwas behauptet haben, dann können Sie es nicht behaupt haben. Ich kann leider nichts dafür, wenn Sie weder (Selbst)Ironie noch einen leichten Zynismus verstehen.

3. Aus Ihrer Entgegnung:
Die von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebene Dokumentation der 9/11-Veranstaltung (die nicht offen legt, welche Gedanken von welchen Teilnehmern stammen), enthält unseres Erachtens keine Gedanken, die das 9/11-Propaganda-Gebäude grundsätzlich in Frage stellen. Deshalb an Sie die Frage: sind Ihre Gedanken nicht oder nicht richtig wiedergegeben oder hat es solche Gedanken von Ihrer Seite bei der Veranstaltung nicht gegeben?

Meine Antwort in zwei Teilen:
a) Die Dokumentation wurde von Böll in Alleinverantwortung erstellt und den Diskutanten vor Veröffentlichung nicht noch einmal vorgelegt. Ich habe jetzt nicht die Zeit, die Broschüre zu lesen, um zu schauen, ob ich oder die Diskussion richtig und/oder vollständig wiedergegeben wurden.

b) Bei der Veranstaltung an der ich teilnahm, habe ich nach meiner Erinnerung den Schwerpunkt darauf gelegt, zu argumentieren, dass ich die westliche Strategie im Umgang mit dem konservativen, radikalen und militanten Islam für falsch und zum Scheitern verurteilt halte, insbesondere den Ansatz der US-Neokonservativen, den Gedmin vertritt. Zu den Konspirationstheorien um 9-11 oder dem „9-11-Propagandagebäude“, wie Sie es nennen, habe ich mich meiner Erinnerung nach gar nicht geäußert. Das ist nicht mein Betätigungsfeld. Das überlasse ich gerne Ihnen.

4. Aus Ihrer Entgegnung:
Sie haben in der Süddeutschen Zeitung, für die Bundeszentrale für politische Bildung und - wie Sie schreiben - auch für tagesschau.de geschrieben. Nach unserer Erfahrung ist es nicht einfach, zu diesen Medien, die zu einem beträchtlichen Anteil Desinformation verbreiten, Zugang zu finden. Deshalb die Frage: wie ist Ihnen das gelungen?

Meine Antwort:
Ich arbeite als freier Journalist zu einem Fachthema – Außen und Sicherheitspolitik - für ziemlich viele Medien. Da ich das seit über 20 Jahren tue, haben mich viele Redaktionen irgendwann einmal kennengelernt, ein Angebot angenommen oder um Beiträge gebeten. Oder sie haben unser BITS-Archiv als Ersatz für ihre wegrationalisierten Verlagsdokumentationen benutzt und festgestellt: Manchmal ist es weniger Arbeit und der Sache angemessener, gleich einen Artikelauftrag an uns zu vergeben. So funktioniert freier Fachjournalismus, wenn man den Ruf hat, seinen Job gut zu machen, recht viel zu wissen oder zumindest herausfinden zu können.

Ein Blick auf unsere BITS-Publikationsseite hätte ihnen das auch schnell verdeutlicht: Da finden sich neben den genannten Artikel für FR, TAZ, Freitag, ND, Berliner Zeitung, Tagespiegel, den NDR und viele, viele andere mehr (darunter auch fast alle Publikationen der Friedensbewegung).

Die beiden konkreten Fälle: Meine Beiträge zum Abzug aus Ramstein waren meiner Erinnerung nach im Spiegel, Tagesspiegel und bei tagesschau.de bereits erschienen, als sueddeutsche.de (nicht das Blatt) merkte, dass sie das Thema nicht hatten. Den Auftrag auch noch für sueddeutsche.de zu schreiben, habe ich gerne angenommen – etwas Geld für relativ wenig Arbeit. Auch die „Aus Politik und Zeitgeschichte“ wandte sich an mich. Warum weiß ich nicht. Möglich ist, dass sie entdeckt hatten, dass ich seit vielen Jahren zu Atomwaffen in Deutschland publizierte und einfach einen Autor suchten, der Zeit hatte, den Beitrag zu schreiben.

Soll ich es aus Ihrer Sicht etwa ablehnen, für größere Medien zu schreiben, wenn ich von ihnen gefragt werde? Ist es verwerflich, in solchen Medien zu schreiben, solange man schreiben kann, was man will und weiß? Ich sehe in solchen Anfragen genau wie Interviews als Chance, einem breiteren Publikum auch andere Informationen zugänglich zu machen, als die, die man jeden Tag lesen kann.

5. Aus Ihrer Entgegnung:
„Die Grafik zu den Atomwaffenstandorten in Europa in Münchner Merkur und Wiesbadener Kurier ist eine aktuelle dpa-Grafik, die mit einer Meldung vom 23. Juni 2008 verbreitet worden ist.“

Meine Antwort:
Richtig, aus dem Juni 2008, aber mit Daten aus 2005, die benutzt wurden, obwohl es bereits neuere Daten gab, die ein Anlass der damaligen Berichterstattung waren. Weder Hans Kristensen noch ich können etwas dafür, wenn dpa keine neue Grafik macht oder Zeitungen auf eine veraltete zurückgreifen ohne sie zu ändern. Wie bereits in einer früheren Mail gesagt: Hätten Sie bei der FAS oder im aktualisierten Stichwort auf der BITS-Homepage nachgelesen, dann hätten auch Sie es gesehen und der Widersprruch wäre kein Widerspruch mehr gewesen. Dasselbe wäre herausgekommen, wenn Sie für Ihren Artikel gründlich recherchiert hätten. Es ist doch normal, dass sich zwischen 2005 und 2008 etwas geändert haben kann.

[Und falls Sie doch noch mal etwas genauer nachlesen sollten: Mein Beitrag für die Zivilcourage Heft 3-08 wurde bereits im Mai 08 geschrieben, als die neuen Informationen noch nicht bekannt waren – dort sind auch noch alte Daten zu finden.]

6. Aus Ihrer Entgegnung
Sie erwecken den Eindruck, als sei die Verbindung von Ford-Foundation und CIA auf die McCarthy-Ära beschränkt. Als das Ende der McCarthy-Ära dürfte das Jahr 1954 zu betrachten sein. Shepard Stone wechselt von der Ford-Foundation aber erst 1968 zur CIA-Organisation 'Kongress für die kulturelle Freiheit' und ist bis 1973 dessen Präsident. Das hat mit der McCarthy-Ära nichts zu tun.

Mein Antwort
Ich erwecke gar keinen Eindruck und will auch keinen erwecken. Ich habe lediglich ironisch darauf verwiesen, dass Sie phantasievoll Dinge vermischen, damit Sie „insiunieren“ und diskreditieren können. Mit dem historischen Sachverhalt habe ich mich in meiner Antwort nicht befasst.

7. Aus Ihrer Entgegnung
Sie schreiben, "Jeff Gedmin" sei "schon länger nicht mehr Aspin-Direktor". Jeffrey Gedmin ist bis zum vergangenen Jahr Direktor des Aspen-Instituts gewesen. Seit März 2007 ist er Direktor von Radio Free Europe/Radio Liberty - auch bemerkenswert.“

Meine Antwort:
Richtig – Sie haben die Information aus meiner Email zur Kenntnis genommen und ergänzt.

8. Aus Ihrer Entgegnung
Sie behaupten, der 'Focus' habe von 30 Atomwaffen geschrieben. Das ist zumindest für den 21. und 23. Juni 2008 falsch. Der 'Focus' schreibt dort: "200 bis 350 Atombomben lagern die USA nach Schätzung der FAS in Europa, zwischen zehn und 20 davon am Bundeswehrstandort Büchel in der Eifel." (Links: siehe unten). Die Zahl 30 haben wir einer anderen aktuellen Veröffentlichung entnommen.“

Meine Antwort:
Mag sein, dass Sie die Zahl woanders gefunden haben. Der Focus schrieb am 23.6. unter Nutzung von afp-Material von mindestens 30 Waffen. Hier der damalige Link zu diesem Artikel, der die strittige Information sogar im Linktext enthält:

http://www.focus.de/politik/diverses/
us-atomwaffen-mindestens-30-us-atombomben-lagern-derzeit-in-deutschland-_aid_313231.html


Da bestreiten Sie aber sehr Offensichtliches, wenn Sie mir entgegenhalten „Das ist zumindest für den 21. und 23. Juni 2008 falsch.“ 14.28 Uhr ist mitten am 23.6. Ich würde sagen: Nicht gründlich genug recherchiert.

Unsere Anmerkung: Der hier thematisierte Artikel ist ein focus-online-Artikel, in dem Annette Schaper zu Wort kommt und der bis auf den einleitenden Absatz mit der afp-Meldung vom gleichen Tag identisch ist. Er enthält die Angabe von 30 bezogen auf Deutschland, nicht auf Büchel - wie in der eMail von Otfried Nassauer vom 16.07.2008 23:41 fälschlich behauptet und wogegen wir uns gewandt haben.

9. Aus Ihrer Entgegnung:
Sie erwähnen in diesem Zusammenhang Frau Schaper. Was belegt Ihre Behauptung, Annette Schaper von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main habe ihre Kenntnis über die Anzahl der Atomwaffen in Büchel aus dem 'Focus' übernommen - und die dann auf Büchel und Ramstein aufgeteilt? Und noch eine andere Frage in diesem Zusammenhang: wie beurteilen Sie die Qualifikation von Annette Schaper?

Meine Antwort:
Frau Schaper haben Sie in Ihrem Artikel zuerst eingeführt, deswegen bin ich auf sie und ihre Aussagen eingegangen. Da ich die Zahl 30 nur aus der Focus-Meldung (und abgeleiteten Nachfolgemeldungen) kenne, hielt ich das für die Original-Quelle. Frau Schaper wird in dem Stück ja auch zitiert.

Frau Schaper ist eine kluge, anerkannte Kollegin aus der Friedensforschung, die zudem als Physikerin viel technisch-wissenschaftlichen Sachverstand einbringt – vor allem wenn es um nukleares Spaltmaterial und dessen Kontrolle geht. Mit den von Ihnen zitierten Aussagen zur Atomwaffenlagerung in Deutschland liegt sie allerdings ausnahmsweise und mit äußerst großer Wahrscheinlichkeit falsch – vorausgesetzt Sie haben Frau Schaper korrekt wiedergegeben.

10. Aus Ihrer Entgegnung
Sie versuchen den Eindruck zu erwecken, als seien unsere Recherchen voller Fehler. Sie schreiben: "Der Artikel enthält mehr Fehler als man in einer Email richtig stellen könnte." Das können wir nicht nachvollziehen. Einzige Unschärfe - die wir zugestehen müssen - ist das Wort 'heutig' bei Jeffrey Gedmin (das korrigieren wir: 'bis 2007'). Die Tornado-Bildunterschrift im NRhZ-Artikel stammt nicht von uns, ist aber bereits korrigiert.

Meine Antwort
Ich bleibe bei meinem Urteil über die vielen Fehler und bei der Aussage, dass Sie die Grundregeln eines seriösen Journalismus verletzt haben und weiter verletzen. Das sollten Sie sich einfach eingestehen. Ein rechtzeitiger Anruf , und (fast) alles hätte sich in der Sache klären lassen.

11. Aus Ihrer Entgegnung
Sie versuchen, unsere Ausführungen als Konspirationstheorie zu disqualifizieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß dieser Begriff (meist ist das deutsche Wort 'Verschwörungstheorie' verwendet) ins Spiel gebracht wird, wenn es um das Aufstellen von Denkverboten geht. Wir sind aber keine Freunde von Denkverboten und möchten uns demzufolge das Denken nicht verbieten lassen. Sie legen uns nahe zu schweigen. Warum sollten wir?

Meine Antwort:
Ich hasse Denkverbote. Ich lehne aber auch wahrheitswidrige und nicht gedeckte diskreditierende Insinuierungen und Verknüpfungen, wie sie in Ihrem Artikel aufscheinen, mit aller Deutlichkeit ab. Wenn unter dem Vorwand, sich keine Denkverbote auferlegen zu wollen, nicht belegbare diskreditierende, rufschädigende Veröffentlichungen erfolgen, rechtfertigt sich das durch nichts. Ich fordere Sie übrigens auch nicht auf, zu schweigen. Ich forderte Sie auf, einzugestehen, dass sie nicht sauber recherchiert haben und die diskreditierenden Insinuierungen zurückzunehmen bzw sich dafür zu entschuldigen..

Zum Schluß - ACHTUNG, der folgende Absatz enthält erneut Ironie und Zynismus: Wie wäre es, wenn jemand unter dem Vorwand ein Denkverbot zu durchbrechen, berichten würde, dass Sie, die arbeiterfotografie und die NRhZ alle in Köln arbeiten, dann feststellen würde, dass Bundesamt für Verfassungsschutz und MAD ja auch in Köln sitzen und aus der geringen räumlichen Entfernung die Frage ableiten würde, auf wessen „Anregung“ Sie versuchen, andere Menschen aus der Friedensbewegung bzw. –forschung in ein schlechtes Licht zu rücken?

Ohne Ironie: Geschähe das, so würden Sie sich wahrscheinlich ziemlich ärgern und ich hätte vollstes Verständnis für Sie. Also sollten Sie auch Verständnis für meine Forderung haben, dass Sie Ihren Fehler zugeben, sich entschuldigen und dies selbst in Ihre bisherigen Veröffentlichungen aufzunehmen.

Zum Abschluß:
Jeder, der diese Auseinandersetzung gelesen hat, wird festgestellt haben: Die Sachfrage „was wissen wir über Atomwaffen in Deutschland wirklich“ tritt immer mehr in den Hintergrund. Da ist schade, aber vermutlich der Tatsache geschuldet, dass es Ihnen mehr um ihren Spaß am Verbreiten von falschen Gerüchten und das Provozieren geht, damit sie noch ein bischen am Leben zu halten könne, was Sie dann als Durchbrechen von Denkverboten rechtfertigen.

Ihre Antwort zeigt bezeichnenderweise überhaupt kein Interesse mehr daran, die Sachfrage der Atomwaffenstationierung weiter zu klären. Das ist mehr als bedenklich. Ich halte fest: Ihre Recherche ergab nur Scheinwidersprüche und keine haltbaren Argumente dafür, dass in Deutschland Atomwaffen an mehreren Orten gelagert werden oder meine Informationen wirklich fragwürdig wären.

Beste Grüße
Otfried Nassauer

Für alle Leser die an der Sache und an nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragenen Fakten interessiert sind, hier ein paar nützliche Links zum aktuellen Wissensstand und zu ihrer Vorbereitung auf die Aktionen der Friedensbewegung in Büchel im August:

Auf Deutsch:
http://www.bits.de/public/stichwort/atomwaffen-d-eu.htm
http://www.bits.de/public/unv_a/unv-300608.htm
http://www.bits.de/public/articles/tagesschau100708.htm

Auf Englisch:
http://www.fas.org/blog/ssp/2008/06/us-nuclear-weapons-withdrawn-from-the-united-kingdom.php
http://www.fas.org/blog/ssp/2008/06/usaf-report-%e2%80%9cmost%e2%80%9d-
nuclear-weapon-sites-in-europe-do-not-meet-us-security-requirements.php


20.07.2008 18:52 - eMail von Otfried Nassauer (Darin legt er uns nahe, die folgende Erklärung als unsere Erklärung unserem Artikel voranzustellen. Wir haben uns entschieden, sie hier an dieser Stelle zu dokumentieren, und weisen darauf hin, daß unser Artikel keine Behauptung über die Beziehung zwischen BITS bzw. Herr Nassauer und einem Geheimdienst enthält.)

Im Folgenden dokumentieren wir einen Artikel, den wir hier und auch in der NRhZ veröffentlicht haben, sowie die Debatte darüber. Der Artikel löste zwei Diskussionen aus:

a) wie zuverlässig sind die Informationen über die Lagerung atomarer Waffen in Deutschland? Gibt es nur einen Standort, an dem noch Atomwaffen lagern oder drei?

b) wie zuverlässig sind die Informationsquellen und Informanten, auf denen, die Annahme beruht, es gebe nur noch ein Atomwaffenlager in Deutschland – Büchel.

Das Ergebnis der Debatte vorweg:

Zu a) Für die Annahme, dass heute nur noch in Büchel Atomwaffen lagern, gibt es deutlich mehr und gewichtigere Quellen als für die Annahme, es gäbe immer noch drei Standorte.

Zur zweiten Debatte: Unsere Absicht war es, einen auch in der Friedensbewegung weitgehend akzeptierten Sachstand noch einmal zu hinterfragen – durch eine scharf formulierte Gegenthese. Soweit durch unsere Artikel der Eindruck entstanden und durch andere Autoren im Internet kolportiert worden ist, wir hätten unterstellen wollen, dass BITS oder Herr Nassauer eine direkte oder indirekte CIA-Verbindung hätten und als Informationsquelle der Friedensbewegung deshalb mit größter Vorsicht zu behandeln seien, so war dies NICHT unsere Absicht oder Behauptung.