Kriegsschauplatz Irak - 'Massaker' von Halabja
'Die Akte Saddam' - Kriegspropaganda oder zutreffende Information zum richtigen Zeitpunkt?
Zur Kampagne des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' und anderer Medien im Vorfeld des geplanten Kriegs gegen den Irak

'Spiegel'-Kampagne in deutschen Städten
Ende Januar bis Anfang Februar 2003

Im Spiegel-Artikel vom 3.2.2003 mit dem Titel "Akte Saddam (II) - 'Der gefährlichste Mann der Welt'", heißt es: "Im März 1987 ernannte Saddam seinen mörderischen Cousin Ali Hassan al-Madschid zum Gouverneur des Nordirak. Am 16. März 1988 unternahm Ali Hassan seinen berüchtigten Überfall auf die kurdische Stadt Halabdscha. Er setzte verschiedene chemische Kampfstoffe ein und tötete mindestens 5000 kurdische Zivilisten..." Auf der Titelseite des 'Spiegel' vom 27.1.2003, das sich auch als Werbeträger überall im deutschen Stadtbild wiederfindet, wird diese Darstellung durch ein Bild aus Halabja, das in die Montage eingebaut ist, unterschwellig illustriert - ohne Quelle und Zusammenhang des Bildes zu benennen.

Opfer des Giftgasangriffs auf Halabja vom 16.3.1988
(rechts: Ausschnitt aus der Titelbild-
Montage)

Am 31.1.2003 heißt es dagegen in der 'New York Times': "Unmittelbar nach der Schlacht (von Halabja) führte die DIA (der militärische Geheimdienst der US-Army) eine Untersuchung durch, deren Ergebnisse in einem Geheimbericht festgehalten wurden. In diesem Bericht stand ganz klar, daß iranisches Gas die Kurden getötet hatte und nicht irakisches. Die Agency (DIA) hatte herausgefunden, daß beide Seiten in der Schlacht um Halabja Giftgas eingesetzt hatten. Der Zustand der Leichen der Kurden deutete jedoch darauf hin, daß sie mit einem Gift getötet wurden, der über die Blutbahnen wirkt, d.h. mit einem Gas auf Zyankali-Basis, das - und dies war bekannt - von Iran eingesetzt wurde. Die Iraker, bei denen davon ausgegangen wurde, daß sie Senfgas eingesetzt hatten, hatten zu jener Zeit kein Gas, das über die Blutbahnen wirkt."

Das ist ein Beispiel für die Fragwürdigkeit der Darstellung im 'Spiegel'. Kein Wort findet er über die unterschiedlichen, sich widersprechenden Darstellungen.

Und warum der Artikel zu diesem Zeitpunkt? Unmittelbar vor dem geplanten Krieg gegen den Irak soll offensichtlich (wieder) ein entsprechendes Feindbild aufgebaut werden.

Interessant ist die Frage, wie der 'Spiegel' 1988 über den Giftgasangriff vom 16.3.1988 auf Halabja berichtet hat.

Wir suchen in der Ausgabe vom 21.3.1988: Wir finden keine Information über die Vorgänge von Halabja.

Wir suchen in der Ausgabe vom 28.3.1988: Wir finden keine Information über die Vorgänge von Halabja.

Schließlich am 4.4.1988 entdecken wir auf Seite 148 einen Artikel, der sich ca. 3 Wochen nach dem Ereignis mit den Vorgängen von Halabja befaßt. Wir lesen dort von der propagandistischen Wirkung zugunsten des Iran:

"Ajatollah Ruholla Chomeini: ... Der Bagdader Kriegsherr sei ein 'Tier, das sein eigenes Volk chemisch bombardiert'... Sein 'Ekel und Abscheu' richtete sich gegen ein Massaker, das einen neuen grausigen Höhepunkt in dem... iranisch-irakischen Krieg markiert: der Senfgas-Angriff auf die nordirakische Bergstadt Halabdscha, bei der Mitte März über 5000 Zivilisten überwiegend kurdischer Abstammung qualvoll erstickten. Es war der schlimmste Einsatz von Kampfgas seit dem ersten Weltkrieg... Die Bilder von in der Hitze aufgequollenen Leibern und toten Säuglingen in den staubigen Straßen der Stadt gingen in alle Wohnstuben: Die Teheraner Chef-Propagandisten, sonst im Umgang mit westlichen Medien wenig kooperativ, flogen mit Armee-Helikoptern Dutzende Journalisten und Kamera-Crews nach Halabdscha, um, so ein iranischer Funktionär, 'der Welt zu zeigen, wie grausam der teuflische Saddam und sein Regime sind'. Die grauenvollen Bilder von Eltern, die sich schützend über ihre Kinder warfen, sich im Sterben mit ihnen verkrampften, erschütterten die Welt. Die Iraner reizten die Propaganda-Wirkung voll aus..."

Im 'Stern' vom 30.3.1988, einige Tage früher als im 'Spiegel' lesen wir auf S.288:

"Der Tod kommt um 14 Uhr. Eine Mirage der irakischen Lufwaffe jagt über die Stadt Halabja im Nordosten des Landes. Sie ist von Bagdad-feindlichen Kurden bewohnt und von den Iranern erobert worden. Das Flugzeug wirft mehere Bomben ab. Gelblich-weiße Wolken ziehen durch die Straßen. Einer ausländischen Journalistengruppe, die von den Iranern wenige Tage später in die Stadt gebracht wird, bietet sich ein Bild des Schreckens. Keine Wunden, kein Blut sind an den Körpern der Männer, Frauen und Kinder zu sehen, die noch auf den Straßen und in den Häusern von Halabja liegen. Die Haut der Toten ist seltsam verfärbt, die Augen starren ins Leere, ein grauer Schleim ist aus dem Mund getreten, die Finger sind im Todeskampf erstarrt. Daneben liegen die aufgeblähten Körper toter Tiere... Insgesamt, so die iranische Nachrichtenagentur IRNA, starben in Halabja 5000 Menschen, 4000 wurden verletzt, als die Iraker Bomben mit Senf- und Blausäuregas abwarfen, wahrscheinlich auch das Nervengas Tabun..." Quelle der 'Nachricht' ist also offenbar die iranische Nachrichtenagentur IRNA, also eine der Kriegsparteien.

In Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991 bietet sich wieder eine Gelegenheit, die Story von Halabja zum Einsatz zu bringen. Der 'Spiegel' vom 8.4.1991 schreibt auf Seite 168:

"Eine Idylle im wilden Kurdistan - doch dann, am 16. März 1988: brach über Halabdscha das Inferno herein: Ohne Vorwarnung bombardierte die irakische Armee das pittoreske Bergstädtchen mit Senfgas-Granaten. Die Folgen waren fürchterlich: Über 5000 Zivlilisten, vorwiegend kurdischer Abstammung, erstickten qualvoll. Die Bilder von Eltern, die sich schützend über ihre Kinder geworfen und im Sterben mit ihnen verkrampft hatten, erschütterten die Welt. Seither markierte der Name von Halabdscha eines der widerlichsten Kriegsverbrechen des irakischen Despoten Saddam Hussein. Der Chemiewaffen-Angirff auf die unschuldige Bevölkerung, durch die das Paktieren mit Aufständischen bestraft werden sollte, gilt als der schlimmste Einsatz von Kampfgas seit dem Ersten Weltkrieg."

Und jetzt - im Jahr 2003 - im Vorfeld des geplanten Krieges gegen den Irak - übrigens ohne jemals die Verbrechen an den in der Türkei lebenden Kurden in vergleichbarer Weise thematisiert zu haben - ist es wieder an der Zeit, den Fall Halabja zu verwenden, um damit der Weltbevölkerung deutlich zu machen, daß im Irak ein Regime an der Macht ist, das vor einem Völkermord nicht zurückschreckt.

Halabja in der ZDF-Sendung vom 23.2.2003
"Saddam - Die wahre Geschichte"

"1988: Giftgaseinsatz gegen irakische Kurden. Der nach Unabhängigkeit strebende Volksstamm hat es gewagt, mit dem Ajatollah zu paktieren. 5000 Tote - in Minuten. Er hat seine Gegner vergiften lassen. Er hat sogar Völkermord begangen, um ganze Gegenden auszuradieren. Er schreckt vor nichts zurück, um an der Macht zu bleiben." So läßt die ZDF-Sendung 'Saddam - Die wahre Geschichte' am 23.2.2003 in der Sendereihe 'History' den als irakischen Oppositionellen bezeichneten Nabil Musawi über den 'Tyrannen vom Tigris' zu Wort kommen.

"Der Diktator, der die gefährlichsten Waffen der Welt ansammelt, hat sie bereits gegen ganze Dörfer eingesetzt - wodurch tausende seiner eigenen Bürger getötet, blind oder entstellt wurden... Wenn das nicht das Böse ist, dann weiß ich nicht, was das Böse ist." So US-Präsident George W. Bush in seinem Bericht zur Lage der Nation am 28.1.2003 im Capitol zu Washington.

"Meinen gesamten Ausführungen, allen Fakten und von mir ausgemachten Verhaltensmustern liegt eines zugrunde: Saddam Husseins Missachtung des Willens dieses Rats [des UN-Sicherheitsrats], seine Missachtung der Wahrheit und - am verachtenswertesten von allem - seine vollständige Missachtung menschlichen Lebens. Saddam Husseins Einsatz von Senfgas gegen die Kurden im Jahr 1988 war eine der schrecklichsten Gräueltaten des 20 . Jahrhunderts. 5.000 Männer, Frauen und Kinder kamen ums Leben..." So äußert sich US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat in seiner Rede vom 5.2.2003, in der er diverse Behauptungen aufstellt, die er Beweise nennt.

Und der 'Spiegel' schließt sich dieser Kampagne an - mit einer Artikelserie des US-Autors Kenneth Pollack, der auf den Seiten des Inhaltsverzeichnisses (27.1.2003) als Nahost-Experte und ehemaliger CIA-Mann bezeichnet wird.


Anhang


Bushs erfundener Genozid

Artikel von Rainer Rupp in 'junge Welt' vom 3.2.2003, basierend auf einer Veröffentlichung in der 'New York Times' vom 31.1.2003

CIA-Veteran enthüllt Wahrheit über angeblichen irakischen Giftgasangriff auf das kurdische Halabja

Am vergangenen Freitag hat sich in einem inzwischen weit beachteten Artikel in der New York Times Professor Stephen C. Pelletiere zu Wort gemeldet. Pelletiere hat, aufgrund seiner Biographie und seines Wissens als führender Mitarbeiter der CIA und der US-Army, eine der hinterhältigsten Lügengeschichten zur Rechtfertigung des nächsten US-Krieges gegen Irak nicht nur entkräftet, sondern sie wie eine Seifenblase zum Platzen gebracht. Es geht um die Behauptung, daß Saddam Hussein chemische Waffen gegen die Bürger seines eigenen Landes eingesetzt habe. Dies ist inzwischen zum festen Bestandteil der Vorwürfe all jener geworden, die den Machthaber in Bagdad als Monster darzustellen versuchen, der nur noch mit einem »Präventivkrieg« von Schlimmerem abgehalten werden könne. Der angeblich schlagkräftigste Beweis für die abscheulichen Untaten Saddam Husseins, der immer wieder angeführt wird, betrifft den als Genozid dargestellten angeblichen Giftgasangriff der irakischen Armee gegen das wehrlose kurdische Dorf Halabja in der Nähe der iranischen Grenze. Dort wurden im März 1988, gegen Ende des acht Jahre dauernden Kriegs zwischen Iran und Irak, angeblich bis zu 5000 Dorfbewohner getötet.

»Aufgrund meiner früheren Tätigkeiten weiß ich Bescheid, denn während des Iran-Irak-Krieges war ich Chefauswerter für Irak in der Central Intelligence Agency (CIA), und von 1988 bis 2000 war ich Professor am Army War College«, schrieb Stephen C. Pelletiere in der NYT und fuhr fort: »Ich hatte Zugang zu dem geheimen Material, das mit dem Persischen Golf zu tun hatte und durch Washington floß. Außerdem habe ich seit 1991 eine Untersuchungsgruppe der US-Army geleitet, die herausfinden sollte, wie die Iraker einen Krieg gegen die Vereinigten Staaten führen würden.« Daher habe er sich auch intensiv mit der sogenannten »Halabja-Geschichte« befaßt, über die es einen »sehr detaillierten Geheimbericht« gebe, aus dem jedoch nicht ersichtlich sei, wer nun tatsächlich für die Toten in Halabja verantwortlich ist.

»In Wahrheit wissen wir nur, daß an diesem Tag die Kurden von Halabja mit Giftgas bombardiert wurden. Aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, daß es irakische Chemiewaffen waren, welche die Kurden getötet haben«. Aber das sei »nicht die einzige Verfälschung in der Halabja-Geschichte«, so Pelletiere.

»Die Vergasung von Halabja, und das wissen wir mit Sicherheit, erfolgte während einer Schlacht zwischen Irakern und Iranern«, führt Pelletiere in der NYT weiter aus. »Irak setzte Chemiewaffen ein, um die Iraner zu töten, die das (irakische) Dorf unweit der iranischen Grenze besetzt hatten. Wenn also dabei kurdische Zivilisten getötet wurden, dann hatten sie das Pech, ins Kreuzfeuer geraten zu sein. Aber ganz sicher waren sie nicht das Hauptziel der Iraker«, betonte der ehemalige CIA-Auswerter, um dann auf einen »dunkleren Teil der Geschichte« hinzuweisen:

»Unmittelbar nach der Schlacht (von Halabja) führte die DIA (der militärische Geheimdienst der US-Army) eine Untersuchung durch, deren Ergebnisse in einem Geheimbericht festgehalten wurden«, so Pelletiere. »In diesem Bericht stand ganz klar, daß iranisches Gas die Kurden getötet hatte und nicht irakisches. Die Agency (DIA) hatte herausgefunden, daß beide Seiten in der Schlacht um Halabja Giftgas eingesetzt hatten. Der Zustand der Leichen der Kurden deutete jedoch darauf hin, daß sie mit einem Gift getötet wurden, der über die Blutbahnen wirkt, d.h. mit einem Gas auf Zyankali-Basis, das - und dies war bekannt - von Iran eingesetzt wurde. Die Iraker, bei denen davon ausgegangen wurde, daß sie Senfgas eingesetzt hatten, hatten zu jener Zeit kein Gas, das über die Blutbahnen wirkt«, führt Professor Pelletiere seine Beweisführung über die Lügen der Regierungen Bush und Blair zu Ende.

Zugleich brachte Pelletiere sein Erstaunen darüber zum Ausdruck, daß »diese Fakten schon seit langem öffentlich bekannt sind, aber im Zusammenhang mit der Halabja-Affäre so gut wie nie erwähnt werden«. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen der DIA-Bericht, daß iranisches Gas die Kurden von Halabja getötet hat, dennoch erwähnt würde, würde sofort spekuliert, daß der Bericht zugunsten Saddam Husseins politisch frisiert worden sei, der 1998 von Washington noch als guter Freund gehätschelt wurde. »Ich versuche hier nicht, Saddam Hussein zu rehabilitieren«, schließt Pelletiere, er sei schließlich für viele Verstöße gegen die Menschenrechte verantwortlich. Aber »ihm die Vergasung seiner eigenen Leute in Halabja als Akt des Völkermords vorzuwerfen, das ist nicht korrekt.«



"Ich bin wirklich entsetzt..."

eMail vom 24.2.2003

"ich bin wirklich entsetzt darüber, dass ihr so einen Schmarren, wie den Artikel von Rainer Rupp, 'Bushs erfundener Genozid' zum Lesen weiterempfehlt und auf eure Anti-Kriegsseite setzt. Bekannt ist, das die Junge Welt das Baath-Regime Saddam Husseins geradezu hofiert, von einer seriösen Berichterstattung kann also keine Rede sein. Auch in diesem Fall gibt es genauso viele Gründe, die gegen die Darstellung Pelletieres sprechen, der zu der Zeit CIA-Mitarbeiter war, als Saddam noch der beste Freund der USA war. Sehr genau dröselt das der ... Artikel aus der aktuellen ak auf. Ich kann euch nur empfehlen, schleunigst eure Anti-Kriegsseite zu entrümpeln und solchen Mist wie von der Jungen Welt rauszuschmeißen."



Warum Glauben schenken?

Leserbrief von Bernhard Schmid in 'junge Welt' vom 6.2.2003 - zum Artikel 'Bushs erfundener Genozid' von Rainer Rupp in 'junge Welt' vom 3.2.2003

Rainer Rupp bestreitet die Realität des Massakers vom März 1988 in der kurdischen Kleinstadt Halabja. Dabei wird allerdings nicht ganz klar, ob dieses für ihn nun reine Phantasie ist (die Überschrift spricht immerhin von »erfundene(m) Genozid«), ob es nun Realität ist, aber eher auf das Konto des iranischen Regimes geht, oder ob es sich nur um einen Kollateralschaden im Iran-Irak-Krieg - »Pech« für die Kurden eben - handele. Darauf kommt es Rainer Rupp aber auch nicht an.

Ich finde dieses Beiseite-Wischen eines mit Giftgas verübten Massenmords eine politische und menschliche Infamie. Vorausschicken möchte ich, daß ich eine scharfe Antikriegsposition im Hinblick auf den drohenden imperialistischen Krieg der USA im Irak einnehme, die mich wiederum in anderen linken Publikationen zu Konflikten geführt hat. Diese wird auch nicht dadurch getrübt, daß ich denke, daß man die Realität von Halabja berücksichtigen muß. Denn die USA waren ebenso wie andere zentrale imperialistische Staaten - Frankreich und Westdeutschland - damals Komplizen des irakischen Regimes. Besser noch, sie rüsteten sowohl die irakische als auch die iranische Diktatur gleichzeitig auf, um beide gegeneinander zu hetzen. Das Ziel der Operation lautete: Petroldollar-Recycling. Die von den Diktaturen der Region abgeschöpfte Ölrente floß so in die Metropolen zurück - für Rüstungskäufe und später für Wiederaufbau.

Rainer Rupp bedient sich der Zeugenaussage eines CIA-Veteranen, die aus diversen Gründen abgegeben worden sein kann. Wahrscheinlich auch deswegen, weil der gute Mann damals selbst mit der Aufrüstung des Irak betraut gewesen sein mag... Die von Ex-CIA-Mann Pelletiere zitierte DIA - d.h. der militärische Spezialgeheimdienst in den USA - etwa war noch bis 1990 für die B- und C-Waffenausstattung des Irak zuständig. Das ist übrigens auch in jW vom 20. August 2002 nachzulesen, aus der Feder von Rainer Rupp. (...)

Warum soll man einem solchen Typen dann auf den ersten Blick Glauben schenken? Man sollte nicht die Erkenntnisse so zurechtbiegen, wie es einem nur in den Kram paßt, um in der Tagespolitik gerade, einfache Fronten hinzubekommen. Man kann (und muß) gegen einen imperialistischen Krieg am Golf sein. Deswegen braucht man noch lange nicht - auch wenn es die Weltsicht vereinfachen würde - zu glauben, daß der Irak ein gutes Regime hat. Seine Waffenbrüderschaften von gestern mit führenden imperialistischen Staaten bilden bereits ein Indiz, das dagegen spricht.

Rainer Rupp könnte von »Bushs erfundenem Genozid« sprechen, wenn es zutreffen würde, daß George W. Bush jüngst - mit Beginn der Angriffspläne der US-Administration gegen den Irak - Halabja zum ersten Mal in der Geschichte erwähnt hätte. Etwa so, wie Rudolf Scharping seinen berüchtigten »Hufeisenplan« (...) aus dem Hut zauberte, als er Legitimation für einen Krieg gegen Jugoslawien benötigte.

Doch im Fall Halabja liegen die Dinge völlig anders. Das Massaker vom März 1988 ist nicht jüngst vom US-Präsidenten aus dem Hut gezaubert worden. Im Gegenteil haben die Regierungen in Washington, Paris und Bonn zum Zeitpunkt von Halabja allesamt abgewiegelt.

Der damalige irakische Außenminister Tariq Aziz (heute Vizepremier) war kurz nach Halabja zum Staatsbesuch in Bonn. Dort leugnete er das Massaker in der kurdischen Kleinstadt nicht etwa, er stritt auch die Verantwortung des Irak mitnichten ab. Er sagte nur, daß man im Westen nicht über solche Taten urteilen solle, da »Sie in einer friedlichen und zivilisierten Umgebung leben, anders als wir«. Zur Belohnung fuhr er mit fetten westdeutschen Krediten wieder heim. (...)

Jene, die morgen einen Krieg mit bisher unabsehbaren Folgen im Irak vom Zaun brechen wollen, sind meine Feinde. Aber der Feind meines Feindes ist deswegen noch lange nicht mein Freund. Vor allem, wenn es sich um ein blutiges Regime handelt, das selbst lange Zeit die Waffenbrüderschaft führender imperialistischer Staaten genossen hat.

Quelle: http://www.jungewelt.de/2003/02-06/023.php


Weiterer Beitrag zum 'Massaker' von Halabja:
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden
Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003

Alle Beiträge zum 'Massaker' von Halabja:
'Die Akte Saddam' - Kriegspropaganda oder zutreffende Information zum richtigen Zeitpunkt?
Zur Kampagne des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' und anderer Medien im Vorfeld des geplanten Kriegs gegen den Irak
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden
Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003
Inmitten einer Propagandaschlacht
Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde'

Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick:
"Monster-Gesellschaft"
US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien
Behauptungen, die Beweise genannt werden
Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung)
Statements called evidence
Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original)
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen
Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003
Pleiten, Pech und Pannen
Artikel von Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 14.2.2003

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 1: Wie der 'Sieg' gegen den Irak in Szene gesetzt wurde
Kostenlos stellen die Zeitungen dem Pentagon ihre Titelseiten und die Kreativität ihrer Grafiker zur Verfügung
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zur Besetzung Bagdads und zum Sturz der Saddam-Hussein-Statue in Bagdad am 9.4.2003
Das Bild des stürzenden Diktators Saddam - eine Fälschung?
Hans Christoph Stoodt, Pfarrer in Frankfurt, am 17.4.2003
Triumphale Freude über das 'Gelingen' eines mörderischen Raubüberfalls beim Anblick des inszenierten Sturzes
Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas in der 'FAZ' vom 15. bzw. 17.4.2003

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 2: Die 'Festnahme' der Saddam Hussein genannten Person
Wie ein Phantom als Video auftaucht, wieder verschwindet und die Welt 'aufatmen' läßt
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zu dem Vorgang vom 13.12.2003, der als Festnahme von Saddam Hussein dargestellt wird
Wie eine Ratte in einem Loch voller Ratten - und wo die Saddam Hussein genannte Person sonst gefunden wurde
Ein Querschnitt durch Agenturmeldungen und andere Berichte
Denksportaufgabe: Wo liegt Camp David?
Welche Schlüsse die Berichterstattung über die Festnahme der Saddam Hussein genannten Person gestattet
Datteln lügen nicht
Berichte über mysteriöse Umstände der Festnahme Saddams in Irak mehren sich - Artikel von Rainer Rupp aus 'junge Welt' vom 19.12.2003
Belanglose Todesopfer von unschätzbarem Wert
Über die Funktion der Bilder vom 16. März 1988 aus Halabja im Nordirak

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 3: Der erste Gerichtstermin (am 1.7.2004) mit der Saddam Hussein genannten Person
"Dies ist alles Theater..."
Über die wundersame Wandlung des so genannten Saddam Hussein
Wie eine Person vor Gericht auftaucht, Saddam Hussein genannt wird und dort ihre Rolle spielt
Kleiner Querschnitt durch die 'Berichterstattung' zu dem Vorgang vom 1.7.2004, der als Gerichtsverhandlung mit Saddam Hussein dargestellt wird

Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person
Saddam ist nicht Saddam
Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005)

Alle Beiträge zum Irak im Überblick:
Frieden ist Menschenrecht!
Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003
Der Krieg gegen den Irak: ein vorsätzliches großes Verbrechen
Stellungnahme zum Krieg gegen den Irak von Dr. Detlef Enge-Bastien, Arzt für Innere Medizin im Krankenhaus Bitburg - im Auftrag der IPPNW 1991 für vier Monate im Irak, 23.3.2003
US-Doktrin: Zerstörung der Lebensgrundlagen eines Staates
Aus dem Vortrag "Krieg gegen Irak - Frieden schaffen mit aller Gewalt?" von Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr - gehalten u.a. am 21.1.2003 in Köln
"Das ganze hat überhaupt nichts mit Öl zu tun."
Die irakische Ölindustrie verstaatlicht und diesen Schritt auch noch propagandistisch ausgeschlachtet: das geht zu weit - Betrachtungen von Andreas Neumann vom 12.3.2003
Das große Spiel - Worum es geht
Auszüge aus einer Betrachtung von Andreas Hauß vom März 2003
Eine Etappe auf dem Weg zur Weltherrschaft - Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. arbeiten an ihrem 'Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert'
Betrachtung von Rainer Rupp
Tödliche Technologie - Deutsche Rüstungskonzerne mischen beim Bombenkrieg gegen den Irak kräftig mit
Artikel von Ralf Wurzbacher in 'junge Welt' vom 7.4.2003
Aber heute geht es um Demokratie und Menschenrechte
Schlaglichter aus der Geschichte des Kampfes um Öl - Faktenzusammenstellung ausgehend von der Sendung des WDR-Fernsehens 'Blut und Öl' vom 28.3.2003
Ergebnisse der 'Operation Freiheit für den Irak'
Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte
Artikel von Thomas Immanuel Steinberg vom 28.5.2004
Die neuen Nazis marschieren
Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
Betrachtungen von Thomas Immanuel Steinberg, 17.11.2005
Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen
Zusammenfassende Betrachtungen von Andreas Vogel, 21.12.2005 (ergänzt am 8.1.2006)
Das Wunder von Bakuba
Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006
Krebs in Falludscha
Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt'