Medien und Krieg - Die Saddam-Inszenierung Teil 4
Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person
Saddam ist nicht Saddam
Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005)

Am 19. Oktober 2005 war es wieder soweit: die Saddam Hussein genannte Person saß im Gerichtssaal. Auf die Frage des Richters: "Wer sind Sie? Wie lauten Ihre Personalien?" antwortet die Saddam Hussein genannte Person nicht. Sie sagt ausweichend: "Sie kennen mich. Sie sind Iraker und wissen, wer ich bin."

Bei der Gerichtsverhandlung entstehen Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven. Das gibt uns die Möglichkeit zu eingehenden vergleichenden Studien der Gesichtsphysiognomie.

Links: Saddam Hussein (frontal) in Zeiten seiner Präsidentschaft

Rechts: Die Saddam Hussein genannte Person (frontal) bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005

Beide Bilder haben die gleiche Breite. Die linke Bildkante verläuft an der am weitesten außenstehenden Spitze des linken Ohrs, die rechte Bildkante entsprechend am rechten Ohr.

Das Gesicht der Person im Gerichtssaal wirkt deutlich schmaler und lang gestreckter als das von Saddam Hussein als Präsident. Auch der Haaransatz wirkt unterschiedlich - als sei er mit zunehmendem Alter tiefer in die Stirm gerückt.

Das linke Bild wurde noch Anfang 2003 (vor Beginn des von den USA und ihrer Koalition der Willigen gegen den Irak geführten Krieges) in der Presse mehrfach veröffentlicht, z.B. vom 'Spiegel' Ende Januar/Anfang Februar 2003 in seiner breit angelegten Kampagne zur Schärfung des Feindbildes Saddam Hussein. Heute sind Aufnahmen dieses Erscheinungsbildes kaum noch zu sehen.

Links: Saddam Hussein (im Profil) in Zeiten seiner Präsidentschaft

Rechts: Die Saddam Hussein genannte Person (im Profil) bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005
Ausschnitte aus den Profil-Bildern (so weit gedreht, bis die Nase in etwa senkrecht steht)
Die Kontur der Nase ist unten bis zum Beginn des Nasenlochs, oben bis zur am weitesten zurückspringenden Partie der Nase gezeichnet.

Auch hier im Profil wirken die Proportionen des Kopfes unterschiedlich. Das Gesicht der Person im Gerichtssaal erscheint deutlich lang gestreckter als das von Saddam Hussein als Präsident. Sowohl Nase als auch Augenpartie und Augenbraue erscheinen unterschiedlich. Auffallend sind in diesem wie auch vielen anderen aktuellen Bildern die weit geöffenten Augen. In Bildern aus der Zeit der Präsidentschaft war das in vielen Fällen anders. Am Vergleich der Nasen zeigt sich zweierlei: die Nase der Saddam Hussein genannten Person wirkt wesentlich lang gezogener als die von Saddam Hussein (als Präsident). Und die Nase von Saddam Hussein (als Präsident) springt zu den Augen hin stärker zurück. Zu berücksichtigen ist allerdings der unterschiedliche Blickwinkel, die leichte Untersicht im einen und der Blick von oben im anderen Fall.

    Links: Das linke Ohr von Saddam Hussein in Zeiten seiner Präsidentschaft

Rechts: Das linke Ohr der Saddam Hussein genannten Person bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005
    Die Bilder, aus denen die Ausschnitte mit den Ohren entnommen sind

Auch die Ohren wirken - was die Strukturen im Innern angeht - unterschiedlich. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß die obere Partie des Ohrs teilweise von einem einzelnen Haar bzw. einem kleinen Haarbüschel oder ähnlichem überdeckt wird und so möglicherweise Formen suggeriert werden, die nicht vorhanden sind. Weiterhin zu berücksichtigen sind der leicht unterschiedliche Blickwinkel und die stark unterschiedliche Beleuchtungssituation.

Betrachten wir den Aspekt des Haaransatzes noch einmal anhand eines anderen Vergleichs:

Links: Saddam Hussein in Zeiten seiner Präsidentschaft (wie im Bildvergleich ganz oben)

Rechts: Die Saddam Hussein genannte Person bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005 (in einem Bild ohne gerunzelte Stirn und ohne hochgezogene Augenbrauen)

Die Bildgröße orientiert sich am Abstand zwischen den Ohraußenseiten. Die beiden Linien zwischen der Oberkante der Augen und dem Haaransatz sind jeweils identisch lang. Ein Unterschied in der Physiognomie ist aus dieser Betrachtung also nicht abzuleiten.

Betrachten wir den Abstand zwischen den Augen und den Abstand zwischen Augen und Mund:

Links: als Präsident (wie im Bildvergleich ganz oben)

Mitte: nach der Festnahme am 13.12.2003 (nach Entfernen des Kinnbartes)

Rechts: bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005

Die Bildgröße orientiert sich am Abstand zwischen den Ohraußenseiten. Danach wurde der Bildausschnitt vorgenommen. Die Linien zwischen den Augen als auch die zum Mund führenden Linien sind auf allen Bildern identisch lang: Ein Unterschied in der Physiognomie ist also auch aus dieser Betrachtung nicht abzuleiten.

Betrachten wir die Hände:

Links: als Präsident

Rechts: bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005

Die ausgeprägte, gebogene Kontur zwischen Handgelenk und Daumen sowie die gebogene Forms des Daumens selbst sind auf beiden Bildern sehr ähnlich.


Trotz all dieser Übereinstimmungen bleibt insgesamt ein stark unterschiedlicher Eindruck der Persönlichkeiten damals und heute und damit ein Grad von Unsicherheit hinsichtlich der Antwort auf die Frage: ist die bei der angeblichen Gefangennahme am 13.12.2003 und jetzt bei der Gerichtsverhandlung am 19.10.2005 vorgeführte Person Saddam Hussein oder nicht?

Erstaunlich ist jedenfalls, wie reibungslos die Saddam-Hussein-Inszenierung von der Öffentlichkeit aufgenommen wird. Kaum jemand, der Fragen stellt - trotz des starken Wandels im Erscheinungsbild. Gilt hier die Devise von NS-Propaganda-Minister Joseph Goebbels: je dreister die Lüge und je häufiger wiederholt, desto eher wird sie als 'Wahrheit' akzeptiert. Oder hat alles seine Richtigkeit und der Schauprozeß kann weitergehen, um so mit historischen Verbrechen die aktuellen Kriegsverbrechen der Invasoren aus dem Blickfeld zu rücken?


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Alle Beiträge zur Saddam-Inszenierung Teil 4: Der zweite Gerichtstermin (am 19.10.2005) mit der Saddam Hussein genannten Person
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Ist die im Rahmen von angeblicher Gefangennahme und Prozeß Saddam Hussein genannte Person tatsächlich Saddam Hussein? - 22.10.2005 (zuletzt überarbeitet am 26.10.2005)

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Was wir wissen und was nicht

Alle Beiträge zur Powell-Show im Überblick:
"Monster-Gesellschaft"
US-Außenminister Colin L. Powell's Show vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 in den Medien
Behauptungen, die Beweise genannt werden
Aus der Show von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003 (in deutscher Übersetzung)
Statements called evidence
Parts of the show of the Secretary of State Colin L. Powell to the United Nations Security Council, February 5, 2003 (Englisches Original - english original)
"Wir dürfen nicht vor dem zurückschrecken, was vor uns liegt" - vor den Verbrechen, die wir planen
Auszüge aus der Rede von US-Außenminister Colin L. Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am 5.2.2003
Pleiten, Pech und Pannen
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Alle Beiträge zum 'Massaker' von Halabja:
'Die Akte Saddam' - Kriegspropaganda oder zutreffende Information zum richtigen Zeitpunkt?
Zur Kampagne des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' und anderer Medien im Vorfeld des geplanten Kriegs gegen den Irak
Der CIA-Mann und Halabja - Zur angeblichen 'Wahrheit' über den Giftgasangriff auf die Kurden
Artikel von Ulla Jelpke in 'junge Welt' vom 6.2.2003
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Über Jan Keetmans Angriff - in 'ak' vom 21.2.2003 - auf den Ex-CIA-Mitarbeiter Pelletiere, die 'junge Welt' und die 'Friedensfreunde'

Alle Beiträge zum Irak im Überblick:
Frieden ist Menschenrecht!
Rede von Angelika Claußen (IPPNW) bei der Demonstration gegen den geplanten Irak-Krieg, Berlin, 15.2.2003
Der Krieg gegen den Irak: ein vorsätzliches großes Verbrechen
Stellungnahme zum Krieg gegen den Irak von Dr. Detlef Enge-Bastien, Arzt für Innere Medizin im Krankenhaus Bitburg - im Auftrag der IPPNW 1991 für vier Monate im Irak, 23.3.2003
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Aus der Seite www.aljazeerah.info/News%20Photos/Photos%20of%20Iraq%20war%20victims.htm
Davidstern - Das Foto, das auf der Titelseite der New York Times fehlte
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Die neuen Nazis marschieren
Ein Schrei des Entsetzens - von Andreas Vogel, November 2004
Das verborgene Massaker von Falludscha - Fallujah
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Was wir über den Vorgang, der als Entführung von Susanne Osthoff veröffentlicht wurde, wissen
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Eine als 'Terroristenführer' bezeichnete und 'al Sarkawi' genannte Person soll getötet worden sein, 9.6.2006
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Aufsehenerregende Studie: Zur Hinterlassenschaft der US-Armee im Irak gehören die Folgen des Einsatzes von Uranmunition - Karin Leukefeld, Damaskus, am 31.8.2010 in 'junge Welt'