Politische Morde und Fälle, bei denen ein politischer Mord nicht auszuschliessen ist

Detlev Karsten Rohwedder
Am 1.4.1991 durch Unbekannte ermordet

Am 1. April 1991 wird der 1932 in Gotha geborene Vorstandsvorsitzende der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, in seinem Düsseldorfer Haus von Scharfschützen ermordet. Die Täter sind unbekannt.

Grabstätte von Detlev Karsten Rohwedder in Düsseldorf

Über die Medien wird verbreitet, die 'Rote Armee Fraktion' habe sich zu dem Attentat bekannt. Einige Tage zuvor waren Berichte veröffentlicht worden, in denen RAF und Stasi miteinander in Verbindung gebracht wurden.

Detlev Karsten Rohwedder wird 1969 Mitglied der SPD sowie Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium von Karl Schiller, bleibt auch unter den Wirtschaftsministern Schmidt, Friedrichs und Graf Lambsdorff im seinem Amt, wird 1979 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Hoesch Werke AG, ab Februar 1979 auch Vorstandsmitglied des deutsch-niederländischen Stahlkonzerns Estel NV Hoesch-Hoogovens, 1980 Vorstandsvorsitzender der Hoesch Werke AG und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Estel NV.

Rohwedder wird ab Juli 1990 Verwaltungsratsvorsitzender, ab August 1990 Vorstandsvorsitzender der Treuhandanstalt, als deren Aufgabe entsprechend des am 1. Juli 1990 in Kraft tretenden Treuhandgesetzes die 'Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens' der ehemaligen DDR definiert wird.

Der Mord an Treuhandchef Rohwedder hat seine Wirkung. In gewisser Weise wird er zum Erfolg:

Der gegen die Bundesregierung und Bundeskanzler Kohl gerichtete Massenprotest in der ehemaligen DDR bricht schlagartig in sich zusammen. Die Gewerkschaften ziehen sich aus der Bewegung der Montagsdemonstrationen zurück. Niemand will im Schulterschluß mit RAF und Stasi auf die Straße gehen.

Die Politik der Treuhand unter der neuen Präsidentin Birgit Breuel erfährt eine drastische Änderung. Die Sanierung von Betrieben tritt noch wesentlich stärker in den Hintergrund. Rücksichtslose Privatisierung gewinnt eindeutig die Oberhand. Das Tempo der Privatisierung nehme gewaltig zu, äußert sich Birgit Breuel befriedigt in einem Interview in der 'Welt'.

Und auch US-Unternehmer sind jetzt plötzlich des Lobes voll. Während sie sich über Rohwedder bitterlich beklagen mußten, kommen sie jetzt mit seiner Nochfolgerin bei der Übereignung der Betriebe endlich gebührend zum Zuge. Birgit Breuel erfährt "fast uneingeschränkte Anerkennung", so die 'Die Zeit'.



Quellen:

Munzinger Archiv

Gerhard Wisnewski/Wolfgang Landgraeber/Ekkehard Sieker, Das RAF-Phantom - Wozu Politik und Wirtschaft Terroristen brauchen, Knaur 1993, Seite 230ff


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