Der Krieg und die Medien (1)
Wie die Menschen auf den Krieg eingestimmt werden
1. Über die Bilder von den jubelnden Palästinensern und andere Manipulationen im 'Krieg gegen den Terror':
2. Wie in vergangenen Kriegen manipuliert wurde, um kriegslüstern zu machen:
2a. Medien und Krieg - Das 'Massaker von Srebrenica'
3. Der Angriff der Mainstream-Medien auf die 'Verschwörungstheoretiker':
4. 'Die Akte Saddam' und die Auseinandersetzung um das 'Massaker' von Halabja:
5. Die 'Beweise' des Herrn Powell für den Angriff auf den Irak:
6. Wie der 'Sieg' gegen den Irak in Szene gesetzt wurde:
7. Die 'Festnahme' der Saddam Hussein genannten Person
8. Der erste Gerichtstermin mit der Saddam Hussein genannten Person
9. Schritte zur Installation bzw. Verfestigung des Feindbildes Nordkorea
9. Schritte zur Installation bzw. Verfestigung des Feindbildes Nordkorea

Krieg um die Köpfe - Die Medien nach den Terroranschlägen

Material aus und zu einer Sendung im WDR-Fernsehen am 24. September 2001, 22.00 Uhr
(Sendereihe 'Polis', Moderation: Marion von Haaren)


Marion von Haaren: "Frau Beham, dieses Bild ging um die Welt. Es suggerierte, Palästinenser freuen sich über unschuldige Opfer. Was hat es mit diesem Bild auf sich?"

Mit Kuchen geköderte Palästinenserin

Mira Beham: "Dieses Bild wurde am 11. September von allen Fernsehstationen rund um die Welt mehrmals gesendet. Zwei Tage danach gab es die ersten Meldungen, das dieses Bild aus dem Archiv stamme. Daraufhin haben Journalisten recherchiert, sie sind der Quelle gefolgt und bei der Agentur Reuters gelandet. Es wurde festgestellt, dass die Bilder zwar nicht aus dem Archiv stammen, dass sie aber gleichwohl inszeniert sind. Das Kamerateam hat die Frau und die Kinder mit Süßigkeiten gelockt und sie zum Jubeln überredet. Wie sich herausgestellt hat, wußte die Frau überhaupt nicht, warum sie jubeln sollte. Die Bilder gingen an CNN, und CNN hat sie dann weltweit verkauft." (siehe dazu auch 'stern', 20.9.2001, Nr. 39, 2. Ausgabe, S. 204 ff)


"Terroristen haben Amerika den Krieg erklärt."
"Wir befinden uns im Krieg."
US-Präsident George W. Bush


Aus einem verheerenden Terroranschlag wurde in kürzester Zeit ein Krieg gegen die zivilisierte Welt, und aus dem Kampf gegen den Terrorismus ein Feldzug gegen das Böse. Amerika bereitet sich vor auf eine Schlacht. Endgültige Beweise, wer die Verantwortlichen der Anschläge von New York und Washington sind, gibt es bisher keine. Aber dass es einen Kriegseinsatz geben wird, daran zweifelt niemand mehr.

Die Medien bereiten mit vor. Manche preschen vor und titeln schon jetzt den notwendigen Angriff. Berichten Fernsehen und Zeitungen wahrheitsgemäß? Oder werden sie gesteuert und manipulieren selbst? Polis beschäftigt sich mit der Macht der Bilder und der Worte.

"Die Geschichte richtig verkaufen" oder: wie der Krieg in die Köpfe kommt

Seit es Überlieferungen von Kriegen gibt, werden Kriege an zwei Fronten ausgefochten: im Feld und im "Informationsfeld". Information als Waffe, Medien als Schützenhilfe - das ist nicht erst ein Phänomen des 20. Jahrhunderts.

"Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", soll bereits Otto von Bismarck gesagt haben. Im Dezember 1991, kurz vor dem medial perfekt inszenierten Golfkrieg, erklärte Colin Powell - heute US-Aussenminister - seine Auffassung vom Einsatz des Fernsehens in Kriegszeiten:

"Wenn Sie alle Truppen in Bewegung gesetzt haben(...), müssen Sie sich aufs Fernsehen konzentrieren. Denn Sie können die Schlacht gewinnen und den Krieg verlieren, wenn Sie die Geschichte nicht richtig verkaufen". (Spiegel 4/95, S.114)

Sich aufs Fernsehen konzentrieren - das heisst, dafür zu sorgen, dass die richtigen Bilder auf den Schirm kommen. Und wenn es diese Bilder nicht gibt, dann muss man sie inszenieren.

Pressestimmen - Der Krieg mit den Worten

"America Under Attack" - so untertitelte CNN seine Dauer-Sondersendung in den ersten Tagen. Später wurde der Titel ausgetauscht gegen "America's New War". Kriegsrhetorik, die in Deutschland sofort übernommen wurde.

Krieg, Angriff, Feind, Bestie - auch die deutschen Medien nannten das Kind gleich beim vermeintlich richtigen Namen. Aus den Titeln deutscher Tageszeitungen an den Tagen nach dem 11. September:

"Angriff auf Amerika" (FAZ am 12.9.)
"Wir werden den Feind besiegen" (Tagesspiegel am 13. 9.)
"Der Terror-Krieg" (Bayernkurier am 13.9.)
"Deutschland in Angst: kommt jetzt Krieg?" (Kölner Express 13.9.)
"Wir sind bei euch!" (Kölner Express, 14.9.)
"Terrorbestie, wir wünschen dir ewige Hölle" (Bild am 14.9.)

Krieg und Medien - Eine Chronik von Carsten Günther

Golfkrieg, 10. Oktober 1990: Vor dem US-Kongreß schildert ein fünfzehnjähriges kuwaitisches Mädchen die Greuel der irakischen Soldaten in ihrer Heimat:

Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, von der PR-Agentur Hill&Knowlton engagiert, um vor Abgeordneten des US-Kongresses eine der wirkungsvollsten Propaganda-Lügen von den Grausamkeiten der Iraker zu verbreiten

"Ich sah die irakischen Soldaten ins Krankenhaus kommen," erzählt sie. "Sie nahmen Babys aus den Brutkästen, nahmen die Brutkästen mit und ließen die Babys auf dem kalten Fußboden sterben." Die Abgeordneten sind erschüttert. Präsident Bush verweist bei öffentlichen Auftritten immer wieder auf die Brutkastengeschichte. Am 16. Jan. 1991 wird Bagdad bombardiert. Der Beginn des Golfkriegs. Der US-Kongreß hat kurz zuvor Präsident Bush zum Einsatz aller Mittel ermächtigt, nicht zuletzt wegen der Brutkastengeschichte. Doch ein Jahr später ist erwiesen: die Geschichte war frei erfunden - und die angebliche Zeugin die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Eine Pressekampagne der PR-Agentur "Hill and Knowlton", von der kuwaitischen Regierung mit mehr als 10 Mio. Dollar finanziert. Eine Propagandalüge, um die US-Öffentlichkeit für den Krieg am Golf zu mobilisieren.

Es wird nicht die einzige bleiben. Ein ölverklebter Kormoran wird zum Symbol für die naturzerstörende Kriegsführung Saddam Husseins. Doch die Bilder vom Februar 1991 sind in Wirklichkeit nicht in Kuwait, sondern vor der kanadischen Küste gemacht worden.

Bosnien-Krieg Anfang der 90er Jahre: Im Bosnien-Krieg Anfang der 90er Jahre ist die amerikanische PR-Agentur "Ruder Finn" für die bosnische Regierung tätig, ebenso wie für Kroatien und später die Kosovo-Albaner. Indem sie die serbische Führung mit den Nazis gleichsetzt, gelingt es ihr, die internationale Gemeinschaft gegen Belgrad zu mobilisieren.

Tschetschenienkrieg: Gezielte Propaganda auch im zweiten Tschetschenienkrieg. Ministerpräsident Putin verhängt bei Kriegsbeginn 1999 eine strenge Nachrichtenzensur und schwört die russische Bevölkerung auf eine "Anti-Terror-Aktion" ein. Tschetschenen gelten grundsätzlich als "Terroristen und Banditen". Von einem Krieg ist nicht die Rede.

Kosovo-Krieg, März 1999: Die deutsche Kriegsbeteiligung gilt ausschließlich zur Abwehr einer "humanitären Katastrophe". Sofort wird in den Medien der Völkermord an den Kosovo-Albanern beschworen, obwohl dafür bis heute die Beweise fehlen.

O-Ton Scharping: "Es ist eine systematische Ausrottung, die in schrecklicher Weise an das erinnert, was z.B. am Beginn des 2. Weltkrieges und während des 2. Weltkrieges auch in deutschem Namen angerichtet worden ist."

Ähnlich wie im Golfkrieg wird eine saubere Kriegsführung mit chirurgisch-präzisen Eingriffen inszeniert. Als Beweis werden bei den täglichen NATO-Pressekonferenzen regelmäßig Videobilder gezeigt. Ihre Aussagekraft ist gleich null.

Die Bilderfälscher - drei Beispiele

Im Golfkrieg ließen sich Journalisten so offensichtlich hinters Licht führen und instrumentalisieren, dass später eine internationale Debatte über Medien und Krieg ausgelöst wurde. Genützt hat sie nicht viel - auch in den Kriegen danach saß man in den Redaktionen so mancher Propagandalüge auf. Erinnern Sie sich an die Geschichte von den "Brutkasten-Schändern"? Oder an den abgemagerten "Mann im Serben-KZ"? Oder an die "Massaker-Bilder", die ein zutiefst betroffener Verteidigungsminister Scharping zeigte? Alles gelogen.

Die Brutkastenlüge: Zum Symbolbild der Lüge im Golfkrieg wurde 1990 der Auftritt einer 15jährigen Kuwaiterin vor dem Menschenrechtsausschuss des US-Kongresses, die mit tränenerstickter Stimme über angebliche Gräueltaten irakischer Soldaten berichtete - sie seien in ein kuwaitisches Krankenhaus eingedrungen und hätten Babies aus den Brutkästen geworfen. Die Nachricht ging um die Welt, wurde erst ein Jahr später widerrufen - und war komplett erfunden und erlogen: und zwar von einer professionellen PR-Agentur. Die hatte die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA engagiert und mit ihr den Augenzeugenbericht einstudiert.

Konzentrationslager in Bosnien? In Bosnien wurden 1992 Fernsehbilder aus angeblichen Folter-KZs ausgestrahlt - nicht nur wider besseres Wissen, sondern bewusst gefälscht. Ein bis auf die Knochen abgemagerter Mann mit nacktem Oberkörper hinter Stacheldrahtzaun wurde zum bekanntesten Bild des Krieges: ein britisches Kamerateam hatte die Aufnahmen gemacht, sie dienten lange Zeit als Beweis für die Existenz von Konzentrationslagern in Bosnien. Erst nach dem Krieg wurde die Szene als Fälschung entlarvt.

Scharping und die Wahrheit im Kosovo: ...man erinnere sich an Minister Scharpings Bilderschau über vermeintliche Horrorszenarien. Ein Leichenfundort mit vielen, teilweise übereinanderliegenden Toten, angeblich Folgen eines Massakers an albanischen Zivilisten: diese Aufnahmen zeigte ein sichtlich geschockter Verteidigungsminister im April den Journalisten. Aufnahmen, die, wie sich später herausstellte, einen anderen Hintergrund hatten: die Leichen waren an diesem Ort zusammengetragen worden, stammten von unterschiedlichen Stellen, offenbar handelte es sich nicht um Zivilisten, sondern um Kämpfer der UcK. Dennoch - die Medien nahmen die Bilder auf und trugen sie weiter. Zum Hinterfragen war auch diesmal keine Zeit - und es passte wohl auch nicht in die politische Stimmung. Denn die Horrorbilder halfen gewaltig nach bei der Bereitschaft der Deutschen, die NATO-Aktion gutzuheissen. In der ARD erschien zwei Jahre später eine ausführliche WDR-Dokumentation, die die Hintergründe aufdeckt - als ein Lehrstück moderner Kriegspropaganda made in Germany: "Es begann mit einer Lüge".

Mira Beham, Buchautorin und Expertin für Krisen- und Kriegskommunikation, in der Sendung:

"Solange keine Beweise vorliegen, sollten vor allem Journalisten skeptisch sein. Dass Politiker mit Behauptungen vorpreschen ist natürlich, aber dazu sollten sich Journalisten eher reserviert verhalten.

Dieses Bild (von jubelnden Palästinensern) wurde rund um die Welt gesendet. Zwei Tage danach gab es die ersten Meldungen, das dieses Bild aus dem Archiv stammt. Daraufhin haben Journalisten recherchiert, sie sind der Quelle gefolgt und bei der Agentur Reuters gelandet. Es wurde festgestellt, dass die Bilder zwar nicht aus dem Archiv stammen, aber inszeniert sind. Das Kamerateam hat die Frau und die Kinder mit Süßigkeiten gelockt und sie zum Jubeln überredet. Die Bilder gingen an CNN und CNN hat sie dann weltweit verkauft.

Es ist problematisch und fragwürdig solche Bilder zu zeigen, wenn sie nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit darstellen.

Man muss vorsichtig sein, solange man keine stichhaltige Beweise hat. Es gibt im Augenblick eine psychologische Kriegführung. Dinge von denen wir nichts erfahren werden. Vordergründig gibt es viel Rhetorik und Gesten, die uns verführen und verleiten sollen.

Diese PR Agenturen werden von den Regierungen die sich im Krieg befinden oder auf einen Krieg vorbereiten, engagiert und bezahlt. Sie arbeiten dann in der Form, dass sie Entscheidungsträger mit Informationsmaterial versorgen und Kontakte herstellen zwischen Regierungen und wichtigen Leuten. Diese Leute haben beispielweise gute Kontakte zu amerikanischen Führungskreisen, sowohl politischen und journalistischen und können so Artikel platzieren. Die Agentur, die die bosnische Regierung vertreten hat, hat es geschafft Leitartikel und Kommentare in etablierten Zeitungen zu platzieren.

Der Golfkrieg wurde durch schwerwiegende Manipulation forciert, er dauert im Grunde immer noch an. Er hat 1 Millionen Opfer in Irak gefordert, über die nicht mehr berichtet wird. Da frage ich die Medien: Wie kommt diese Selektion zustande? Gibt es Opfer erster und zweiter Klasse?

Journalisten können sich ganz schwer vor Manipulationen schützen. Das Denken der Menschen soll gewonnen werden. Gewinne ihr Denken und ihre Herzen und Seelen werden folgen, heisst es. Diese Art von Manipulation kann man schwer feststellen, denn gute PR zeichnet sich dadurch aus, dass man nicht merkt, dass man beeinflusst wird. Man kann sich nur durch Skepsis vor Manipulation der einen oder andern Seite schützen."

Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur "Der Tagesspiegel" in der Sendung:

"Diese Szene (der jubelnden Palästinenser) war gestellt, aber das finde ich nicht so wahnsinnig tröstlich, denn an anderen Stellen ist gejubelt worden, und die palästinensische Zensur hat dafür gesorgt, dass diese Bilder nicht in Welt gehen.

Bilder haben eine unglaubliche Wirkung. Wir haben keine Möglichkeiten in einer solchen Situation, gleich festzustellen, ob dieses Bild echt ist. Es gibt die Gefahr, dass man Bildern und Berichten aufsitzt. Trotzdem glaube ich nicht, dass dieses Bild alleine der Beleg dafür ist, dass wir einer diabolischen Maschinerie der Manipulation erlegen sind.

Ich glaube, dass die Bilder, die die Welt erschüttert haben, nicht manipuliert sind.

Ich kann nicht erkennen, dass wir in der politischen und journalistischen Aufbereitung dieser Schreckenstat, große journalistische Fehlleistungen gemacht haben.

Natürlich gibt es Nachrichten die uns erreichen, wo ich mich auch wundere wer die hinterfragt hat.

Natürlich bin ich skeptisch, wenn ich höre, dass sich in der Welt 11000 Schläfer befinden. Das ist eine ganze Armee. Ich weiss nicht ob das stimmt. Wahr ist sicherlich, dass die westlichen Geheimdienste versagt haben, ganz besonders die amerikanischen. Es darf nicht dazu führen, dass man nicht mehr Opfer und Täter unterscheiden kann. Wir sind jetzt schon in Erwartung eines Anschlags. Für manche sind die Amerikaner schon die Täter, noch bevor sie zuschlagen. Man darf nicht Ross und Reiter verwechseln. Es gibt Propaganda auf beiden Seiten.

Wir Journalisten haben die Möglichkeiten, Dinge zu hinterfragen. In allen seriösen Zeitungen und Sendungen wird quellenkritisch gearbeitet. An der Sorgfalt von unseren guten Journalisten zweifle ich nicht.

Es gibt keinen absoluten Schutz gegen falsche Berichte, aber ich glaube, dass wir bei der Berichterstattung nicht komplett ferngesteuert sind. Wir haben viele Möglichkeiten uns ein eigenes Bild zu machen.

Jeder Fernsehsender und jede größerer Zeitung hat eigene Korrespondenten im Ausland sitzen, das sind keine Idioten die sich zu Marionetten von Propagandaagenturen machen lassen.

Ich finde es richtig und wichtig, dass wir uns des Problems bewusst sind, dass wir manipuliert werden. Trotzdem sage ich, es gibt genügend tüchtige und intelligente Journalisten. Ich würde ungern den Eindruck stehen lassen, das wir überhaupt keine Chance haben, zwischen Gut und Böse zu entscheiden."

Quelle: http://www.wdr.de/online/polis/themen/20010924


Die Presse als Teil der Propaganda-Maschinerie

Ein Beispiel: 'Express' vom 12. September 2001

Titelseite des 'Express':

Bin Laden: Sein Terror erschüttert die Zivilisation
Krieg gegen Amerika
...und Palästina lacht und feiert


Zweifellos gekonnt gemacht:
wie das Bild mit dem inszenierten Palästinenser-Jubel eingesetzt ist. Die Palästinenser werden mit dem Geschehen geschickt in Verbindung gebracht. Was im Fernsehen durch die zeitliche Abfolge erreicht wird, ist hier durch Montage (perfekt) gelöst.

Erstaunlich: bereits am Abend nach dem Anschlag ist klar, wer der Verantwortliche für die Anschläge ist. Es ist, als hätte man schon vorher gewußt, wen es jetzt als Feindbild aufzubauen gilt. Und schon bevor die Nato den sog. Bündnisfall ausgerufen hat, wird hier so formuliert, wie es später hingestellt werden wird: ein Krieg von außen gegen die USA (hier als Amerika bezeichnet), auf den gemeinsam mit militärischen Mitteln, also mit Krieg geantwortet werden muß.
Seite 6: ...und Palästina lacht und jubelt

Es ist verblüffend, mit welcher Dreistigkeit in den Medien Tatsachen verdreht werden. Wer mögen die Urheber dieser Erfindungen sein?

Bildunterschrift (Bild links): Diese Palästinenserin jubelt und wird mit Süßigkeiten verwöhnt - so ist es hier Brauch, wenn es Grund zur Freude gibt...

Bildunterschrift (großes Bild): Ein Bild, das fassungslos macht. Sie lachen, sie klatschen, sie reißen jubelnd die Arme hoch, singen 'Allah ist groß' und schießen Salut in den Himmel; palästinensische Kinder und Männer im Westjordanland. Fotos: ap

Artikel: Auch das sind Bilder, die erschüttern und betroffen machen. Während die Welt weint, strömen in den Palästinensergebieten in Jerusalem und Nablus (Westjordanland) Tausende auf die Straßen. Die Menschen liegen sich in den Armen, lachen, reißen jubelnd die Hände in den Himmel, feiern die feigen Anschläge als Sieg über die USA. Die Luft ist erfüllt von Autohupen wie bei einer fröhlichen Hochzeit. Überall tanzen Männer, Frauen und auch viele Kinder ausgelassen in der heißen Sonne...



Zur Rolle des Fernsehens in der Kriegspropaganda

Redebeitrag auf der Bremer Demonstration am 22.9.2001

11. September. Es ist kaum zu glauben, was passierte. Die meisten sind bestürzt. Alle wollen jetzt Informationen. Wer von uns hat nicht den Fernseher angeschaltet? In unserer durchgestylten Medienwelt können wir die Katastrophe fast live verfolgen.

Egal, auf welchem Sender: unzählige Male, immer wieder, sehen wir das Flugzeug in den zweiten Turm des WorldTradeCenter stürzen und explodieren. Wir sehen dieses Bild so lange und so oft, bis, ja, bis was in unseren Köpfen passiert? Was für Bilder bekommen wir in diesen Tagen zu sehen und warum?

Dieses Bild von den jubelnden Palästinensern: Man sieht maximal 15 Menschen, im Blickfeld drei jubelnde Jungs, eine Frau, dann ein Mann mit etwas zu essen in der Hand. Diese kurze Filmaufnahme müssen für die Schlagzeile herhalten: " Die Welt trauert, die Palästinenser feiern." Wir sehen sie Dutzende von Malen, immer und immer wieder, auf allen Sendern. Damit werden Emotionen geweckt. Denn, so erschließt es sich aus der Rhetorik von US-Präsident Bush: Die Welt wird aufgeteilt in Gut und Böse.

Bereits am ersten Tag der Berichterstattung kommt der Name Osama Bin Laden ins Spiel. Am nächsten Tag wird er bereits als der vermeintliche Attentäter bzw. Drahtzieher verhandelt - und das, obwohl keine neuen Erkenntnisse vorliegen. Am übernächsten Tag fällt das kleine und entscheidende Adjektiv "vermeintlich" manchmal weg - Bin Laden wird es schon gewesen sein - man braucht nur lang genug darüber berichten!

Schließlich muss ein lebender für die Verkörperung des Oberbösen herhalten, damit es sich überhaupt bekämpfen lässt.

Es heißt: Der Angriff auf NY war ein Angriff auf die ganze, sogenannte zivilisierte Welt. Überhaupt zu sagen, dass es zivilisierte und nicht-zivilisierte Menschen gäbe, zeugt vom Macht- und Überlegenheitsdenken in den Industrienationen. Das ist ein unglaublicher, rassistischer Affront!

Als ein Angriff auf die Freiheit, auf die gesamten selbsternannten freiheitlich organisierten Gesellschaften, wird stündlich berichtet - das tut in der Seele weh!

Ist damit die Freiheit der Menschen gemeint, die auf der ganzen Welt für einen Hungerlohn schuften, oder deren Existenz von den Regierungen der Industrienationen als überflüssig angesehen wird? Ist die Freiheit derjenigen gemeint, die aus solch einer Situation noch nicht einmal dort hingehen dürfen, wo sie ein menschenwürdiges Leben führen könnten, weil die Länder, in denen dies möglich wäre ihre Grenzen dicht machen?

Und wie viel Freiheit erleben die Menschen in den Metropolen, deren Leben nur noch von Arbeit, von Leistungsdruck und Funktionieren müssen dominiert wird?

Kein Sender erinnert uns in diesen Tagen, dass die sogenannte zivilisierte Welt seit Jahrzehnten wenn nicht seit Jahrhunderten Krieg gegen die Menschen in anderen Teilen der Welt führt. Eine Geschichte, die lang ist und blutig, die bei der Ausrottung indigener Bevölkerungen anfängt und bei Hiroshima, Vietnam, Chile und Irak noch nicht aufhört. Überall in der Welt leben Menschen in einer Situation der permanenten Demütigung und des ökonomischen Desasters! Im Namen der Freiheit werden Kriege inszeniert und Hungersnöte in Kauf genommen. Täglich sterben allein 24000 Kinder durch Hunger oder an den Folgen der Armut, die von den Industriestaaten bewusst produziert und ausgenutzt wird. Meistens sterben die Menschen jedoch stiller und nicht so spektakulär. Darüber berichten die Medien in diesen Tagen nicht. Dieses Weglassen von Informationen ist gewollt.

Schon in den ersten Tagen setzt sich in den Fernsehanstalten das Motto durch "Heute sind wir alle Amerikaner". Werden wir alle Afghanen und Afghanerinnen sein, wenn dort die Bomben niedergehen? Bildmaterial soll es zu diesem Kriegsgeschehen nicht geben, hat die US-Regierung angekündigt. Warum bloß? Wir erinnern uns: Im Jugoslawienkrieg hießen die von den Natobomben getöteten Menschen Kollateralschaden.

Am dritten Tag sehen wir im Fernsehen die Betroffenheit der Menschen. Da ist die Straßenbahnfahrerin in Leipzig, die etwas aufgeregt ihren Mitfahrern und Mitfahrerinnen die Schweige- und Fahrpause erklärt, die Feuerwehrleute in Berlin, die ihren Kumpels in New York gedenken, die Schüler und Schülerinnen, die Schule schwänzen, um in der Kirche zu beten.... Mikel Jackson nimmt einen neuen Song auf, um Spenden zu sammeln, Heino sagt einen Musikabend ab, Fußballer wollen nicht spielen... Eine Omi weint, weil sie an die Care-Pakete erinnert wird. Es wird das humanitäre Terrain besetzt.

Das hat wenig mit der Geschichte des Attentats und viel mehr mit uns selbst zu tun. Das hemmungslose Durcheinander aller privaten und öffentlichen Gefühle funktionalisiert diese Katastrophe und dient dem Zweck: die Menschen in ihrer Fassungslosigkeit zu belassen und nicht nach Hintergründen zu fragen, die über die Personen der Attentäter hinausgehen.

Das belässt die Menschen in ihrer Ohnmacht - es wird suggeriert, dass es keine Alternative gibt dazu, dass der Staat nach Innen mit mehr Kontrolle und Überwachung und nach Außen mit Krieg reagiert.

Diese Emotionalisierung der Medien ist Methode. So reichen sachlich-souverän inszenierte Nachrichten- und Sondersendungen aus - offene Kriegshetze ist dann nicht mehr nötig.

Eine einsame Wahrheit: Krieg beginnt mit Worten und mit Bildern. Wir konstatieren: Aus der Form der Berichterstattung wird deutlich: Kein einziger Fernsehsender hat eine Antikriegshaltung!

Kritische Stimmchen am Rande sind das höchste der Gefühle. Was wir in diesen Tage in Fernsehen beobachten, dient vielfach der Kriegspropaganda!

Daher fordern wir Euch auf:
  • Schluckt nicht die scheinbar neutralen und objektiven Berichterstattungen!
  • Hinterfragt das vom Fernsehen dargestellte Gut-Böse-Schema!
  • Lasst euch nicht Aufhetzen zum Krieg!
  • Bleibt aktiv gegen innere und äußere Kriegsführung!
Quelle: Meldung in Indymedia, 22.09.2001 18:33 (http://germany.indymedia.org/2001/09/7882.html)


Bilder, Berichte, Betroffenheit - Die Medien und die Katastrophe

Aus einem Beitrag der ARD-Sendung 'Panorama' vom 20. September 2001

In Washington hat seit dem Anschlag fast kein Fernsehjournalist geschlafen: Berichte wie am Fließband und kaum Zeit, sich zu fragen, welche Aufnahmen man lieber nicht zeigen sollte. Oder was in einem selbst vorgeht, wenn man als Reporter die Orte der Katastrophe aufsucht. In Deutschland sitzt unterdessen das ganze Land vor dem Fernseher und sieht die schrecklichen Bilder immer wieder: Wie sich das Flugzeug in das Hochhaus bohrt und explodiert. Oder wie verzweifelte Menschen sich aus den oberen Etagen stürzen. Besonders Kinder bekommen Angst, wenn sie das sehen. Wie sehr kann der Zuschauer überhaupt den Fernsehbildern trauen. Sind die Bilder der jubelnden Palästineser, die schon wenige Stunden nach dem Anschlag um die Welt gingen wahr? Psychologen und Medienwissenschaftler analysieren die Wirkung der Worte und Bilder: Aufnahmen, die sich schon jetzt ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. (...)

Stärker noch als Worte: Bilder. Die Aufnahmen jubelnder Palästinenser flimmerten wenige Stunden nach dem Anschlag weltweit über die Bildschirme. Sie erwecken den Eindruck, die halbe Stadt wäre auf den Beinen, um den Tod Tausender Amerikaner zu feiern. So die grausame Aussage der Bilder zumindest auf den ersten Blick.

Medienwissenschaftler Professor Martin Löffelholz interpretiert: "Diese Bilder von jubelnden Palästinenserkindern, auch von einigen Erwachsenen, zeigen Einzelne, die sich offensichtlich freuen. Ob sie sich über die Anschläge freuen, weiß ich nicht. Ich vermute das, weil es uns so in der Berichterstattung gesagt worden ist, ich weiß es nicht. Der Kontext, der Entstehungskontext ist mir unklar."

Bei genauer Betrachtung des vollständigen, nicht gesendeten Bildmaterials fällt auf, dass es auf der Straße drumherum ruhig ist. Nur vor der Kamera eine Gruppe aufgekratzter Kinder. Die Frau, die mit ihrem Freudentaumel in Erinnerung bleibt, geht kurz darauf ungerührt weiter. Auffällig ein Mann in einem weißen T-Shirt. Er stachelt die Kinder an, und er holt immer wieder neue Leute ran.

Die Frau, die gerade gegangen ist, sagt heute, man habe ihr Kuchen versprochen, wenn sie sich vor der Kamera freut. Sie selbst sei entsetzt gewesen, als sie die Bilder im Fernsehen sah. Niemals habe sie sich über den Anschlag auf die USA gefreut. Wahrheit? Inszenierung?

Vom Drehort in Jerusalem hatte eine Bildagentur das Material nach London überspielt, zur Zentrale. Von hier aus wird es zu Fernsehsendern in der ganzen Welt verteilt - unter dem Titel: Palästinenser feiern in Jerusalem.

Per Satellit kommen die jubelnden Palästinenser auch nach Deutschland. Hier laufen Bilder aus aller Welt auf, Bilder, die starke Gefühle hervorrufen, aber nicht unbedingt Abbild der Wirklichkeit sind.

"In Krisen und Kriegssituationen", so Medienwissenschaftler Löffelholz, "ist eine gehörige Portion Distanz auch des Zuschauers, auch des Lesers zu dem, was von Journalisten verbreitet wird, notwendig. Das hat damit zu tun, dass auch Journalisten Fehler machen, dass auch Journalisten dem Informationsmanagement von Politik und Militär aufsitzen."

Quelle: http://www.ndrtv.de/panorama/archiv/20010920/medien.html


Die Macht der TV-Bilder - Was ist die Wahrheit?

Lisa Erdmann in 'Spiegel online', 21. September 2001, 18:10

Nun wenige Stunden nach den Attentaten auf New York und Washington zeigten die Fernsehsender weltweit Bilder von Palästinensern, die die unfassbare Tat bejubelten. Jetzt heißt es, ein Teil dieser Bilder sei möglicherweise gestellt, der Rest alt.

Kinder 'feiern' vor der Kamera die Attentate - im Hintergrund eilen unbeteiligte Passanten vorbei (Bild: ap)

Kinder jubeln, eine Frau mit schwarzem Kopftuch und Brille reißt freudig die Arme hoch, ein Mann klatscht und winkt andere Passanten herbei: Eine Straßenszene, gefilmt in Jerusalem am 11. September, am Tag der Attentate in New York und Washington. Bilder, die um die Welt gingen. Bilder, die viele Menschen erschütterten. Der Hunger nach Informationen und Filmmaterial war an diesem Tag unstillbar - so wurden auch diese Aufzeichnungen von den TV-Sendern immer und immer wieder gesendet, unterlegt mit den Worten, diese Palästinenser würden die Anschläge in den USA feiern. Doch nun, zehn Tage nach den Anschlägen, berichtet das ARD-Politmagazin "Panorama", dass es möglicherweise eine andere Wahrheit über diese Bilder gibt, dass die Szenen vielleicht sogar gestellt sind.

Jubel vor der Kamera für ein Stück Kuchen (Bild: ap)

Gefilmt wurden die jubelnden Palästinenser von zwei Nachrichtenagenturen: Reuters und Associated Press (AP). Die Fernsehzuschauer bekamen in der vergangene Woche nur wenige Sekunden von dem Material zu sehen. Insgesamt liefen bei den TV-Stationen aber etwa vier Minuten auf. Die Panorama-Redakteurin Annette Krüger-Spitta sah sich die gesamten Bänder der beiden Agenturen genauer an. "Das ist schließlich brisantes Material". Dabei stellte sie Unstimmigkeiten fest.

Die fertig geschnittenen Nachrichten-Filme in der vergangenen Woche hatten den Eindruck erweckt, da feierten viele Menschen auf der Straße. Es waren keine Total-Aufnahmen dabei, die die ganze Straße zeigten, sondern immer nur kleine Gruppen von Menschen. Auf dem gelieferten Material waren allerdings sehr wohl Totalen - sie zeigten deutlich, dass nur eine Handvoll Palästinenser jubelten, viele andere gingen einfach unbeteiligt vorbei. "Die Frau mit dem Kopftuch hat später gesagt, sie habe in die Kamera gejubelt, weil man ihr Kuchen versprochen hat", so Krüger-Spitta. Die Palästinenserin habe erklärt, sie sei entsetzt gewesen, als sie sah, in welchem Kontext ihr Jubel gezeigt wurde. Sie verabscheue die Taten in New York und Washington. Was ist die Wahrheit?

Schon in der vergangenen Woche fegten aufgeregte Mails zu einem ähnlichen Fall rund um den Erdball. CNN habe zehn Jahre alte Bilder verwendet, um damit den angeblichen Jubel der Palästinenser zu belegen. Ein brasilianischer Student, Marcio, hatte am Mittwoch auf der Website von Indymedia, einer unabhängigen Medienplattform, einen Brief gepostet. Er schrieb, er habe Beweise dafür, dass die Bilder die am 11. September bei dem amerikanischen Nachrichtensender zu sehen waren, gefälscht seien. Das Filmmaterial stamme aus dem Jahr 1991 und zeige Freudenfeiern von palästinensischen Jugendlichen nach dem irakischen Einmarsch in Kuweit. Einer seiner Dozenten habe Videoaufzeichnungen von damals und sie mit den aktuellen Berichten verglichen. Fazit: Beide Bilder seien identisch. CNN mache Stimmung gegen die Palästinenser.

Nur zwei Tage später, am Freitag, ruderte Marcio zurück. Die Informationen seien nur eine Vermutung gewesen, der Hochschullehrer könne seinen Verdacht nicht beweisen. Doch da war es schon zu spät. Bis heute geistern Mails mit der Fehlinformation durch das Netz, bis heute erhalten viele Redaktionen, auch wir, immer wieder besorgte Hinweise von Lesern. CNN International hat den Vorwurf gegenüber SPIEGEL ONLINE heftig dementiert. Auch Reuters TV, die das Material an CNN geliefert haben, beeilten sich, die Vorwürfe zu entkräften. Sogar auf der Website von Indymedia selbst gab es Zweifel an dem Vorwurf. Ein Leser erklärte, die Bilder könnten gar nicht aus dem Jahr 1991 stammen, weil darauf ein Ford aus einer Baureihe von 1995 zu sehen sei.

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,158625,00.html


CNN, Indymedia und Gerüchte über jubelnde Palästinenser

'Wag The Dog' hieß da mal so ein Film... oder: CNN fälscht doch
Mr. Burns, Gegeninformationsbüro, am 22.09.2001 03:53 bei Indymedia


Jubel vor der Kamera für ein Stück Kuchen (Bild: ap)

Sofort nach den Anschlägen in New York und Washington schien für die Medien - die Führung übernahm wieder einmal CNN - klar zu sein, daß dieses Verbrechen nur von einem Bösewicht verübt worden sein kann. Beweise: Keine. Später dann wurden Spuren gefunden, die so offensichtlich gelegt wurden, daß Zweifel angeraten sind. Nach dem ersten Schock schwenkten die Medien dann schnell in die von CNN vorgegebene Kriegsberichterstattung um: Im Stundentakt wurden Berichte wiederholt, in denen der ausgewählte Feind 'DIE Moslems' in düstersten Farben gemalt wurde. Das Feindbild war so schnell so gut aufgebaut, daß bereits einen Tag später die ersten Vorfälle über pogromartige Überfälle auf Moscheen und Menschen, die für Moslems gehalten wurden, bekannt wurden. Einige Medien später ruderten zurück und erklärten, daß natürlich nicht alle Moslems Terroristen seien, sondern nur einige.

In dieser Situation wurde dann bei Indymedia ein Bericht von dem Studenten Marcio A. V. de Carvalho aus Brasilien am 12. September veröffentlicht, der sich sicher war, daß die von CNN weltweit verbreiteten Bilder über jubelnde Palästinenser (die unterstreichen sollten, wer der Feind ist) in wirklichkeit 10 Jahre alt sind und aus dem Golfkrieg stammen. Diese Nachricht verbreitete sich rasend schnell. Meldungen wie diese: "Doch nun stellt sich heraus, dass das Filmmaterial aus dem Jahre 1991 ist. Dies sind Bilder feiernder Palestinenser nach der Invasion der Amerikaner in Kuwait. Ein Lehrer von Brasilien hat Videoaufnahmen, welches der gleichen Bilder zeigt." gingen um die Welt. Kurze Zeit später tauchten bei Indymedia allerdings die ersten Zweifel auf. So schrieb ein User der deutschen Seite zu den Aufnahmen: "Eine jubelnde Person trägt ein Handy am Hosenbund, Handys gab es 1991 noch nicht (erst recht nicht in diesen Regionen)" und auf der US-Seite wurde gepostet, daß auf den Bildern ein Auto mit Baujahr 1995 zu sehen war. Der Student aus Brasilien, der die Meldung anfangs verbreitete, dementierte diese etwas später wieder. Doch das Gerücht ging weiter um die Welt. Allein auf Indymedia.de wurde es noch 4 mal gepostet, aber von der Moderationsgruppe nicht auf die Startseite gehoben.

Ein Grund für die Hartnäckigkeit der Gerüchte dürfte sein, daß CNN spätestens seit dem Golfkrieg von Vielen als Fälschungssender der US-Regierung wahrgenommen wird. Das Gerücht wurde von höchster CNN-Stelle dementiert. Die rechte Tageszeitung FAZ schrieb dann etwas von "Verschwörungstheorien" die umlaufen. Das Netzmagazin Telepolis schrieb dazu:

"Für einen Beitrag in der gestrigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war der Fall damit klar: CNN wurde Opfer einer Verschwörung von Globalisierungsgegnern, die durch gezielte Falschinformationen Zweifel am Nachrichtensender sähen wollten. Weshalb, so FAZ-Autor Michael Hanfeld, in den E-Mails auch der Hinweis nicht fehle, "dass die 'Propagandamaschine' CNN nichts anderes zu tun habe, als Hass zwischen den Völkern zu schüren und die Welt auf einen Krieg vorzubereiten". Natürlich hätten die namentlich in dem Artikel nicht weiter benannten Globalisierungsgegner gar nicht erst bei CNN nachfragen müssen, um ihren Verdacht zu erhärten oder zu widerlegen. Für die FAZ ein klarer Fall von fehlender journalistischer Sorgfaltspflicht aufgrund ideologischer Scheuklappen. Offenbar sind Recherchen aber auch für eine Zeitung wie die FAZ nicht mehr notwendig, wenn der Gegner erst einmal feststeht."

In einigen Zeitungen war dann auch über Indymedia und die Grenzen des Open Posting so einiges zu lesen: In der Jungle World erschien ein für die Zeitung eigentlich untypischer Artikel, der über die Linke im Netz herzog. Neben den Auslassungen über Rechtschreibfehler bei Kommentaren hieß es über Indymedia:

"Man weiß dort aber immerhin mehr als alle westlichen Geheimdienste dieser Welt. Zumal für die Indy-User schon Stunden nach dem Attentat definitiv feststeht, dass die Bilder der feiernden Palästinenser gefälscht sind. Beweis: Das Posting eines Brasilianers in der englischsprachigen Sektion des Networks, der einen Lehrer kennt, der weiß, dass die Party der Palästinenser in Wirklichkeit im Jahr 1991 anlässlich der Besetzung Kuwaits aufgenommen wurde. Das reicht, um sofort große Aufregung hervorzurufen. "Wo ist der englische Text zuerst veröffentlicht worden? Gibt es Beweise, wie das tape mit diesen Bildern? Das muß veröffentlicht werden. Geahnt haben wir sowas schon, aber Beweise und dann ab an alle Redaktionen", fordert "Gina", "eine Supernachricht!" freut sich ein Namenloser, "ab damit zu dpa". "Ab damit zum Gericht", jubelt User "Globus", während andere schon die juristischen Voraussetzungen prüfen, aufgrund deren zweifellos schon bald die ersten Sendelizenzen eingezogen werden. Kurz darauf ist die schöne heiße Spur, die auf eine Weltfernsehverschwörung gegen die Palästinenser hinwies, jedoch deutlich erkaltet. Indymedia.org und watership.org scheinen sich gegenseitig als Quelle zitiert zu haben, nun wird es mangels Beweisen wieder einmal nichts mit dem Abschalten von CNN und Co."

Die Taz war da mit ihrer Kritik etwas solidarischer: "... Vor allem unabhängige Medienplattformen wie Indymedia (www.indymedia.org) und der Politiknewsletter Counter Punch (www.counterpunch.com), zu dessen Autoren der angesehene Linguist und Medientheoretiker Noam Chomsky gehört, hatten die Meldung zuerst ohne Überprüfung veröffentlicht ... Doch die Meldung über die angeblich gefälschten Palästinenserfeiern zeigt nun erstmals die Grenzen von Plattformen wie Indymedia auf. Dadurch, dass jeder in den E-Mail-Foren Meldungen, ob wahr oder unwahr, verbreiten kann, wie es ihm beliebt, könnte die gewonnene Glaubwürdigkeit bald verloren gehen. Zumindest der Autor der "CNN-Falschmeldung" hat aus dem Vorfall bereits eine grundlegende Lehre gezogen: "Wenn alternative Medien glaubhaft sein wollen, müssen wir unsere Quellen überprüfen", schreibt er in seinem Dementi an Indymedia."

Telepolis verwies dagegen auf die "selbstheilenden" Kräfte eines Netzwerkes: "... Zumal gerade die dafür von der FAZ verantwortlich gemachten Globalisierungsgegner zu den ersten gehörten, die sich an eine fundierte Faktenprüfung machten. Im Weblog der Indymedia-Website erklärte am Sonntag ein gewisser Mackie, warum die Bilder nicht von 1991 stammen können: In dem Film sei ein Ford Transit einer Baureihe zu sehen, die erst seit 1995 hergestellt werde."

Hier könnte die Geschichte jetzt zu ende sein. Ist sie aber nicht. Die Bilder scheinen tätsächlich gefälscht zu sein. Die FAZ hat sich scheinbar zu früh gefreut. Das war zumindest in einem Beitrag des TV-Magazins "Panorama" zu erfahren. Die Bilder selbst waren schon irgendwie echt. Nur eben inszeniert.

Eine Meldung eines anonymen Users, wurde von den Indymedia-Moderationsleuten nicht auf die Startseite gehoben, da der Text, der mit: "das magazin panorama (ard), brachte gestern den ungekürzten bericht der spontan sich zusammenfindenden jubelnden "menschenmenge" in palästina. in diesem ungekürzten bericht kam hervor, das die jubelnde frau mit kopftuch nach eigener angabe durch das versprechen kuchen für ihren jubel zu kriegen sich den bereits jubelnden kindern anschloss (sie sagte sie wäre bestürzt über die vorfälle in ny). sie ist im ungekürzten bericht für ca. 1 min zu sehen, dann dreht sie sich weg und geht weiter ... " beginnt, zunächst für ein weiteres Gerücht gehalten wurde, das überprüft werden musste.

Und tatsächlich, auch in der Online-Version des Spiegels vom 21.September ist zu lesen, daß diese Bilder gestellt sind: "Jetzt heißt es, ein Teil dieser Bilder sei möglicherweise gestellt, der Rest alt." Etwas weiter unten heisst es dann: "... "Die Frau mit dem Kopftuch hat später gesagt, sie habe in die Kamera gejubelt, weil man ihr Kuchen versprochen hat", so Krüger-Spitta. Die Palästinenserin habe erklärt, sie sei entsetzt gewesen, als sie sah, in welchem Kontext ihr Jubel gezeigt wurde. Sie verabscheue die Taten in New York und Washington. Was ist die Wahrheit? Schon in der vergangenen Woche fegten aufgeregte Mails zu einem ähnlichen Fall rund um den Erdball. CNN habe zehn Jahre alte Bilder verwendet, um damit den angeblichen Jubel der Palästinenser zu belegen. Ein brasilianischer Student, Marcio, hatte am Mittwoch auf der Website von Indymedia, einer unabhängigen Medienplattform, einen Brief gepostet. Er schrieb, er habe Beweise dafür, dass die Bilder die am 11. September bei dem amerikanischen Nachrichtensender zu sehen waren, gefälscht seien. Das Filmmaterial stamme aus dem Jahr 1991 und zeige Freudenfeiern von palästinensischen Jugendlichen nach dem irakischen Einmarsch in Kuweit. Einer seiner Dozenten habe Videoaufzeichnungen von damals und sie mit den aktuellen Berichten verglichen. Fazit: Beide Bilder seien identisch. CNN mache Stimmung gegen die Palästinenser. Nur zwei Tage später, am Freitag, ruderte Marcio zurück. Die Informationen seien nur eine Vermutung gewesen, der Hochschullehrer könne seinen Verdacht nicht beweisen. Doch da war es schon zu spät. Bis heute geistern Mails mit der Fehlinformation durch das Netz, bis heute erhalten viele Redaktionen, auch wir, immer wieder besorgte Hinweise von Lesern. CNN International hat den Vorwurf gegenüber SPIEGEL ONLINE heftig dementiert. Auch Reuters TV, die das Material an CNN geliefert haben, beeilten sich, die Vorwürfe zu entkräften. Sogar auf der Website von Indymedia selbst gab es Zweifel an dem Vorwurf. Ein Leser erklärte, die Bilder könnten gar nicht aus dem Jahr 1991 stammen, weil darauf ein Ford aus einer Baureihe von 1995 zu sehen sei."

Ob sich hier CNN noch einmal äußert oder die FAZ ihren Irrtum eingesteht? Vielleicht nach dem Krieg, aber jetzt muß die Propagandamaschinerie erst einmal rollen....

Kommentar 22.09.2001 13:37
laut jerusalem times war es die israelische armee, die den film gemacht hat: Israel Stages Anti-US Demonstration (english) by The Jerusalem Times 4:00am Sat Sep 22 ´01 This article, apparently from the Jerusalem Times, alleges sweets were given to the Palestinian Children to pose for the CNN film Can anyone get hold of the paper referenced below, and send a scan to verify this? QUOTE This might prove interesting to analysts; it is drawn from the 14 September issue of the Jerusalem Times which was delivered to my house and scanned this morning. It is on the front page of Vol. VIII, no. 397: Israel Stages Anti-US Demonstration A team sent by the Israel Defense Ministry to film Palestinian children rejoicing in East Jerusalem staged the event that was later circulated in the US and around the world. A member of the team approached the Juhaina Sweets Shop and gave the owner 200 shekels and asked him to distrïbute the sweets to the children, according to the owner of the shop. Veteran Israeli political analyst Meron Benvenisti, a former deputy mayor of Jerusalem, noted in Ha´aretz (Thursday Sept. 13): "A team from the Spokesman´s Office of the Israel Defense Forces was sent to film the scenes of joy and candy being handed out in East Jerusalem `for public relations purposes" Benvenisti wrote. - TJT Staff http://www.indymedia.org/front.php3?article_id=66140&group=webcast

Kommentar 22.09.2001 13:59
heute bezieht sich die jerusalem times dann auf die meldung aus brasilien - wie irre ! CNN misuse of Palestinian reaction to attack on US The scenes of Palestinian street celebrations that CNN quickly broadcast as celebrating the attack on the World Trade Center in the US are actually old images of Palestinians celebrating the invasion of Kuwait in 1991. A professor at the State University of Campinas, Brazil, has a video recording of those scenes from the 1991 Gulf War. He sent electronic messages denouncing this fraud to CNN, and to Brazil´s biggest TV network O´Globo, as well as to the daily press, according to Milka Rindzinski of the Mennonite Center in Montivideo, Uruguay. The professor denounced what he classified as 'a crime against public opinion.'

Quelle: http://germany.indymedia.org/2001/09/7869.html


Afghanistan: US-Militärpropaganda mit falschen Bildern

Bericht von Jo Angerer und Konrad Ege im WDR-Fernsehen, 'Monitor' am 08.11.2001

Afghanistan in diesen Tagen, kurz vor dem Wintereinbruch. Bilder, die man im US-Pentagon nicht gerne sieht. Zehntausende auf der Flucht, auf der Flucht vor einem Krieg, der längst schon kein Krieg mehr allein gegen die Taliban und die Terroristen ist. Tag für Tag haben diese Menschen Angst, Angst vor neuen Bombenangriffen der Amerikaner. Dabei hatte es doch diese Flugblätter gegeben, abgeworfen von US-Flugzeugen:

"Die Staatengemeinschaft ist hier um zu helfen", heißt es auf Englisch und in den Landessprachen. Doch das scheint reine Kriegspropaganda - angesichts der wirklichen Bilder aus Afghanistan. Kein Präzisionskrieg gegen Terroristen sondern Bombenteppiche, die Taliban-Kämpfer genauso treffen wie die Zivilbevölkerung.

Wie hier in Kabul zerstören amerikanische Bomben fast schon tagtäglich Dörfer, Krankenhäuser und Lager von Hilfsorganisationen. Es sind Fernsehbilder wie diese, aufgenommen von einem westlichen Kamerateam, die die Weltöffentlichkeit zunehmend zweifeln lassen am Sinn des Afghanistan-Krieges. Das Märchen vom Präzisionskrieg gegen den Terror verfängt nicht mehr, so der amerikanische Medienkritiker John MacArthur.

John MacArthur, Medienkritiker: "Als Resultat ihrer Propaganda muss die US-Regierung jetzt Beweise liefern, dass der Krieg effektiv ist, dass die Bomben die richtigen Leute töten, dass Terroristen-Nester ausgeräuchert werden, dass Flugzeuge zerstört werden, usw. Wenn sie diese nicht liefern, dann wird die Propaganda weniger effektiv werden."

Pressekonferenz im amerikanischen Verteidigungsministerium. Es ist der 12. Oktober, tägliche Routine, gleichermaßen für die Journalisten und die Pentagon-Generäle. Auch an diesem Tag gibt es nur Erfolgsmeldungen.

General Richard B. Myers, US-Verteidigungsministerium, 12. Oktober 2001: "Wir haben gute Fortschritte gemacht. Haben Terroristen-Trainingslager zerstört oder beschädigt, Kommunikationslinien unterbrochen. Wir haben die Taliban-Truppen in Afghanistan geschwächt und ihre Luftabwehr beschädigt."

Militärische Erfolge. Zum Beweis: dieses Video.

Pentagon-Video vom 12.10.2001 von der Bombardierung des Flughafens von Kabul

Tim Brown, Global Security: "Sie können einige Transportflugzeuge sehen. Das erste Video zeigt, dass zwei dieser Flugzeuge zerstört wurden."

Die Zerstörung von Transportflugzeugen der Taliban. Eindeutig ein militärischer Erfolg? Was zeigt das Video wirklich?

Hier in Alexandria, Virginia, arbeitet einer der führenden Spezialisten für Satelliten-Fotos. Tim Brown vergleicht das Pentagon-Video mit einem Satelliten-Bild, das im April 2000, also rund ein Jahr zuvor, aufgenommen wurde.

Tim Brown, Global Security: "Sie sehen hier ein Satelliten-Foto von Kabul, das 2000 gemacht wurde, ein Jahr vor dem Krieg. Das einzige Foto von Kabul, das wir hier haben. Sie sehen in der oberen Ecke des Flugplatzes drei Flugzeuge, die schrottreif sind. Das ist quasi der Flugzeugfriedhof. Mir war aufgefallen, dass das Video von der Pentagon-Pressekonferenz diesem Foto sehr ähnlich ist. Ich habe dann beide Bilder verglichen: Getroffen wurden eben diese Flugzeuge, die hier seit über einem Jahr schon stehen. Sie sind identisch."

Anordnung der Flugzeuge auf der Satellitenaufnahme aus dem Jahr 2000 identisch mit der auf dem Video vom 12.10.2001

Kein militärischer Erfolg der Luftangriffe also, das beweist der Vergleich des Pentagon-Videos vom 12. Oktober mit dem Satelliten-Foto vom April 2000. Bombardiert wurde ein Haufen alter Flugzeugschrott. Das Satelliten-Foto entlarvt eine Kriegslüge.

Dieser Satellit mit Namen IKONOS, hier im Trick, hat das Bild aufgenommen. IKONOS funkt weltweit die detailgetreuesten Aufnahmen von Afghanistan nach Denver, Colorado. Hier vertreibt die Firma 'Space Imaging' exklusiv die Bilder. Derartige Aufnahmen könnten wichtige Beweismittel sein, nicht nur für Journalisten.

Doch genau das will die US-Regierung verhindern. Deshalb hat sie jetzt mit der Firma diesen Vertrag abgeschlossen, der MONITOR vorliegt. Hier heißt es:

"Space Imaging wird Satelliten-Bilder (...) der beschriebenen Gebiete nicht verkaufen, verbreiten, herausgeben, zur Verfügung stellen oder mit Dritten teilen."

Rund zwei Millionen Dollar pro Monat zahlt die US-Regierung für dieses unbegrenzte Informationsmonopol.

Christopher Simpson, Kommunikationswissenschaftler: "Wie uns das Pentagon informiert, das ist eine kalkulierte Anwendung dessen, was man als 'Informationskrieg' bezeichnet. Dessen Ziele sind die amerikanische Öffentlichkeit und die Menschen in den verbündeten Staaten. Dieser Informationskrieg hat auch andere Aspekte. Man beschränkt den Zugang zu Informationen, verbreitet nur bestimmte Nachrichten. Man präsentiert ausgewählte, wirkungsvolle Bilder. Dahinter steckt eine Strategie."

Amerikas "Krieg gegen den Terror" in Afghanistan. Ein Krieg, der ganz anders sein sollte als alle bisherigen Kriege. Und der doch genauso ist wie jeder Krieg: grausam, schmutzig und voller Kriegslügen.

Quelle: http://www.wdr.de/tv/monitor/beitraege.phtml?id=359


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