Krieg gegen den Terror - Analysen, Einschätzungen und Stellungnahmen
Wer ist Ussama bin Laden?
Artikel von Michel Chossudovsky, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Ottawa, 12.9.2001, in deutsch veröffentlicht in Inprekorr (Internationale Pressekorrespondenz) Nr. 360, Oktober 2001, aus dem Englischen von Miwe und D. Berger

Wenige Stunden nach den Terroranschlägen auf das WTC und das Pentagon kam die Regierung Bush - ohne über zwingende Beweise zu verfügen - zu dem Schluss, dass "Ussama bin Laden und seine al-Quida-Organisation die Hauptverdächtigen" seien.

CIA-Direktor George Tenet erklärte, dass bin Laden die Kapazität habe, "mehrere Anschläge zugleich zu planen ohne dass es Vorzeichen" gäbe. Außenminister Colin Powell nannte die Angriffe einen "kriegerischen Akt" und Präsident Bush bekräftigte in einer Fernsehansprache an die Nation, dass er " keine Unterschiede mache zwischen den Terroristen, die diese Taten begangen haben, und denjenigen, die ihnen Unterschlupf gewähren". Der frühere CIA-Direktor James Woolsey sprach hartnäckig von den "Unterstützerstaaten" und unterstellte damit die Komplizenschaft anderer Regierungen. Der frühere Verteidigungsminister Lawrence Eagleburger meinte: "Wenn uns jemand so angreift, werden wir ihnen zeigen, dass wir unnachgiebige und schreckliche Vergeltung üben werden."

Inzwischen plappern die westlichen Medien die offiziellen Verlautbarungen gebetsmühlenhaft nach und schreien nach "Strafmaßnahmen", die sich gegen die Zivilbevölkerung im Nahen Osten und Mittleren Osten richten würden. Um William Saffire aus der New York Times zu zitieren: "Wenn wir ernsthaft Schluss machen wollen mit den Lagern und Basisstationen der Attentäter, müssen wir sie zermalmen - auch mit dem Risiko von Kollateralschäden - und auch die Nationen, die ihnen Unterschlupf gewähren, offen oder im geheimen destabilisieren."

Der folgende Text hat zum Gegenstand die Geschichte Ussama bin Ladens und die Verbindungen der islamischen Dschihad zum außenpolitischen Konzept der USA nach Ende des Kalten Krieges.

Der vom FBI wegen seiner Rolle bei den Bombenanschlägen auf US-Botschaften in Afrika zum "internationalen Terroristen" gestempelte Ussama bin Laden gilt als Hauptverdächtiger der Terroranschläge in New York und Washington. Der gebürtige Saudi wurde während des sowjetisch-afghanischen Krieges paradoxerweise "vom CIA rekrutiert, um die sowjetischen Invasoren zu bekämpfen". [1] 1979 wurde die größte verdeckte Operation in der Geschichte des CIA gestartet als Antwort auf den sowjetischen Einmarsch mit dem die pro-kommunistische Regierung von Babrak Karmal geschützt werden sollte. [2]

"Etwa 35.000 radikale Moslems aus 40 islamischen Ländern beteiligten sich an den Auseinandersetzungen in Afghanistan zwischen 1982 und 1992, wobei sie die aktive Unterstützung des CIA und des pakistanischen Geheimdienstes ISI (Inter Services Intelligence), die den afghanischen Dschihad zu einem weltweiten Krieg aller muslimischen Staaten gegen die Sowjetunion umfunktionieren wollten, genossen. Zehntausende kamen zum Koranstudium an die pakistanischen Madrasahs, so dass letztlich über 100.000 radikale Moslems aus dem Ausland direkt vom afghanischen Dschihad beeinflusst wurden." [3]

Der islamische Dschihad wurde von den USA im wesentlichen mit Geldern finanziert, die aus dem Drogenhandel im Goldenen Dreieck stammten: "Im März 1985 unterzeichnete Präsident Reagan die Nationale Sicherheitsdirektive 166..., wonach die verdeckte Militärhilfe an die Mudschaheddin verstärkt werden sollte und mit der dem geheimen Krieg in Afghanistan ein neues Ziel gesetzt wurde, nämlich die sowjetischen Truppen durch verdeckte Aktionen zu besiegen und zum Rückzug zu zwingen. Die US-Hilfe floss sogleich in Form von Waffenlieferungen, die bis 1987 auf jährlich 65.000 Tonnen anstiegen...Ständig reisten CIA- und Pentagonspezialisten in die geheimen Hauptquartiere des pakistanischen Geheimdienstes an der Hauptverbindungsstraße in der Nähe von Rawalpindi in Pakistan. Dort trafen sich die CIA-Spezialisten mit pakistanischen Geheimdienstoffizieren, um bei der Planung von Operationen der afghanischen Rebellen zu helfen." [4]

Dem CIA kam unter Vermittlung der ISI eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung der Mudschaheddin zu. Die vom CIA finanzierte Guerillaausbildung war wiederum in den Islam-Unterricht eingebettet: "In erster Linie wurde hier vermittelt, dass der Islam eine ganzheitliche gesellschaftspolitische Ideologie sei, dass der heilige Islam durch die atheistischen Sowjettruppen geschändet worden sei und dass die islamische Bevölkerung Afghanistans ihre Unabhängigkeit durch den Sturz des ihnen von Moskau aufoktroyierten Regimes wiedererlangen sollten." [5]

DER PAKISTANISCHE GEHEIMDIENSTAPPARAT

Die ISI fungierte als Mittlerorganisation, über die die CIA-Hilfe an den Dschihad floss, d.h. der CIA ließ den Mudschaheddin keine direkte Unterstützung zukommen. Um diese verdeckten Operationen erfolgreich durchführen zu können, gab sich Washington alle Mühe, nicht das eigentliche Ziel - die Zerstörung der Sowjetunion - durchscheinen zu lassen.

Zitieren wir Milton Beardman vom CIA: "Wir bildeten keine Araber aus." Laut Abdel Monam Saidali vom Al-aram Zentrum für strategische Studien in Kairo wurden bin Laden und seine "afghanischen Araber mit Erlaubnis des CIA mit hochspezialisierten Kriegstechniken vertraut gemacht." [6]

Beardman betonte, dass Ussama bin Laden nicht durchschaute, welche Rolle ihm von Washington zugedacht war. Bin Laden selbst: "Weder ich noch meine Brüder sahen Beweise für amerikanische Hilfe." [7]

In ihrem ungestümen Nationalismus und religiösen Eifer blieb den Islam-Kriegern verborgen, dass sie die sowjetische Armee zum Nutzen Uncle Sams bekämpften. Während die Kommunikation auf den oberen Ebenen der Geheimdiensthierarchie ablief, hatten die islamischen Rebellenführer auf dem Kriegsschauplatz keinerlei Kontakt mit Washington oder dem CIA.

Mit Rückendeckung des CIA und massiver US-Militärhilfe hatte der pakistanische Geheimdienst sich zu einer "Parallelstruktur entwickelt, die eine außerordentliche Macht auf alle Regierungsebenen ausübte." [8] Die ISI hatte einen auf 150.000 Mann geschätzten Stab von Militär- und Geheimdienstoffizieren, Bürokraten, Geheimagenten und Informanten. [9]

Indessen führten die CIA-Operationen auch zu einer Stärkung des pakistanischen Militärregimes unter General Zia ul Haq: "Die Beziehungen zwischen CIA und ISI hatten sich nach Bhuttos Entlassung durch Zia zusehends intensiviert. Pakistan verhielt sich während des Afghanistan-Krieges zumeist noch feindseliger gegenüber den Sowjets als die USA. Schon bald nach der sowjetischen Militärinvasion in Afghanistan 1980 erteilte Zia seinem Geheimdienstchef den Auftrag, die zentralasiatischen Staaten der Sowjetunion zu destabilisieren. Der CIA stimmte diesem Plan erst im Oktober 1984 zu ...der CIA war also zurückhaltender als die Pakistanis. Sowohl Pakistan als auch die USA täuschten bewusst die Öffentlichkeit, indem sie vorgeblich auf Verhandlungen setzten, im Verborgenen jedoch die militärische Auseinandersetzung eskalierten." [10]

DAS DROGENKARTELL IM GOLDENEN DREIECK

Die Geschichte des Drogenhandels in Zentralasien ist eng mit den verdeckten Operationen des CIA verbunden. Vor dem sowjetisch-afghanischen Krieg war die Opiumherstellung in Afghanistan und Pakistan für kleine regionale Märkte bestimmt. Heroin wurde nicht vor Ort hergestellt. [11] Alfred McCoys Studie bestätigt in dieser Hinsicht, dass binnen zweier Jahre nach Beginn der CIA-Operationen in Afghanistan "das afghanisch-pakistanische Grenzland zum weltweiten Spitzenproduzenten von Heroin wurde und 60% des US-Marktes belieferte. In Pakistan stieg der Anteil an Heroinsüchtigen in der Bevölkerung von nahe 0% 1979 auf 1,5 Millionen 1985 - ein Anstieg, wie er nirgends sonst auf der Welt je zu verzeichnen gewesen wäre." [12]

"Dieser Heroinhandel wurde mit CIA-Geldern kontrolliert. Nach den ersten Landgewinnen in Afghanistan befahlen die Mudschaheddin den Bauern, Opium gleichsam als Revolutionssteuer anzubauen. Jenseits der Grenze in Pakistan betrieben afghanische Heerführer und örtliche Syndikate unter dem Schutz des pakistanischen Geheimdienstes Hunderte von Heroinlabors. In diesen zehn Jahren, in denen der Heroinhandel florierte, unterließen die US-Drogenbehörden in Islamabad auch größere Beschlagnahmungen und Verhaftungen. US-Beamte lehnten es ab, gegen ihre afghanischen Verbündeten wegen des Heroinhandels zu ermitteln, "da die US-Drogenpolitik in Afghanistan dem Krieg gegen den sowjetischen Einfluss untergeordnet war." 1995 gab der ehemalige CIA-Verantwortliche für die Operation in Afghanistan Charles Cogan zu, dass der CIA den Krieg gegen Drogen dem Kalten Krieg in der Tat geopfert habe. "Unser Hauptanliegen war, den Sowjets so viele Schäden als möglich zuzufügen. Wir hatten wirklich nicht die Zeit und die Ressourcen, im Drogengeschäft zu ermitteln. Ich denke nicht, dass wir uns dafür entschuldigen müssen. In jeder Lage gibt es nachrangige Angelegenheiten und dort waren die Drogen sekundär. Aber das Hauptziel wurde erreicht. Die Sowjets sind raus aus Afghanistan." [13]

NACH DEM ENDE DES KALTEN KRIEGES

Nach Ende des Kalten Krieges ist die zentralasiatische Region nicht nur wegen ihrer gewaltigen Ölvorkommen von strategischer Bedeutung, sondern produziert auch 3/4 des weltweit gehandelten Opiums im Gegenwert von vielen Milliarden US $, die den Geschäftssyndikaten, Finanzinstitutionen, Geheimdiensten und dem organisierten Verbrechen zufließen. Jedes Jahr werden im Drogenhandel des Goldenen Dreiecks zwischen 100 und 200 Milliarden US-$ umgesetzt, also 1/3 des weltweiten Umsatzes, der von den UN auf ca. 500 Milliarden geschätzt wird. [14]

Mit dem Zerfall der Sowjetunion kam es zu einem neuerlichen Anstieg der Opiumproduktion. Nach UN-Schätzungen erreichte die Opiumproduktion in Afghanistan 1998/99 - also zeitgleich mit dem Anstieg der bewaffneten Aufstände in den ehemaligen Sowjetrepubliken - eine Rekordhöhe von 4600 Tonnen. [15] Mächtige Geschäftssyndikate in der früheren Sowjetunion und ihre Verbündeten in der Organisierten Kriminalität konkurrieren um die strategische Kontrolle über die Heroin-Handelswege. Das weitläufige militärische und nachrichtendienstliche Netz der ISI wurde nach Ende des Kalten Krieges nicht abgebaut. Der CIA unterstützte weiterhin aus Pakistan heraus den islamischen Dschihad. Neue verdeckte Operationen wurden in Zentralasien, dem Kaukasus und dem Balkan gestartet. Pakistans Militär- und Geheimdienstapparat beschleunigte im Grunde den Zerfall der Sowjetunion und die Entstehung von sechs neuen Moslemrepubliken in Zentralasien. [16]

Indessen hatten sich islamische Missionare der wahabitischen Sekte aus Saudi-Arabien in den moslemischen Republiken und auch in der Russischen Föderation selbst niedergelassen und nahmen immer mehr Einfluss auf die staatlichen Institutionen. Trotz seiner antiamerikanischen Ideologie diente der islamische Fundamentalismus weitgehend den strategischen Interessen Washingtons in der früheren Sowjetunion.

Nach dem sowjetischen Truppenabzug 1989 ging der Bürgerkrieg in Afghanistan unvermindert weiter. Die Taliban wurden von den pakistanischen Deobandis und ihrer politischen Partei Jamiaz-ul-Ulema-e-Islam (JUI) unterstützt. 1993 trat die JUI in die Regierungskoalition der Premierministerin Benazir Bhutto ein. Verbindungen wurden geknüpft zwischen der JUI, der Armee und dem Geheimdienst. 1995 errichteten die Taliban nach dem Sturz der Hezb-i-Islami Regierung Hekmatyars nicht nur ein streng islamisches Regime, sondern "sie übergaben auch den JUI-Fraktionen die Kontrolle über die Ausbildungslager in Afghanistan." [17]

Und die JUI übernahm mit Unterstützung der saudisch-wahabitischen Bewegung eine Schlüsselrolle bei der Rekrutierung von Kriegsfreiwilligen für den Balkan und die frühere Sowjetunion. Jane Defense Weekly bestätigt, dass "die Hälfte der Talibantruppen und deren Ausrüstung dem pakistanischen Geheimdienst zuzuschreiben ist." [18] Tatsächlich lässt sich nachvollziehen, dass nach dem sowjetischen Truppenabzug beide Seiten im afghanischen Bürgerkrieg weiterhin verdeckte Unterstützung durch den pakistanischen Geheimdienst erhielten. [19]

Anders formuliert diente der islamische Staat der Taliban mit Rückendeckung durch den seinerseits vom CIA kontrollierten pakistanischen Geheimdienst weitgehend den geopolitischen Interessen der USA. Der Drogenhandel im Goldenen Dreieck diente auch zur Finanzierung und Ausrüstung der bosnischen Moslemarmee ab Beginn der 90er Jahre und der UCK. Seit einigen Monaten gibt es Beweise, wonach Mudschaheddin-Söldner in den Reihen der UCK-Terroristen in Angriffe auf Mazedonien verwickelt sind.

Zweifellos erklärt dies, warum Washington seine Augen vor der Terrorherrschaft der Taliban verschließt und die eklatante Missachtung der Frauenrechte, die Schließung der Mädchenschulen, die Entlassung weiblicher Staatsangestellter und die Einführung der Scharia in das Justizwesen ignoriert. [20]

DER KRIEG IN TSCHETSCHENIEN

Was Tschetschenien angeht, so wurden die wichtigsten Rebellenführer Shamil Basayew und Al Khattab in vom CIA bereitgestellten Lagern in Afghanistan und Pakistan trainiert und indoktriniert. Nach den Angaben von Yossef Bodansky, dem Direktor der Task Force des US-Kongresses zu "Terrorismus und unkonventionelle Kriegführung", wurde der Krieg in Tschetschenien auf einem geheimen Gipfeltreffen der HizbAllah International geplant, das 1996 in Mogadischu, Somalia, stattfand. [21] An dem Gipfeltreffen nahmen Ussama bin Laden und hochrangige iranische und pakistanische Geheimdienstoffiziere teil. Von daher geht die Verwicklung des pakistanischen Geheimdienstes ISI in den Tschetschenienkonflikt "weit darüber hinaus, den Tschetschenen Waffen und Beratung zur Verfügung zu stellen: Der ISI und seine radikalen islamischen Beauftragten geben in diesem Krieg das Feuerzeichen." [22]

Die wichtigste russische Pipeline verläuft durch Tschetschenien und Dagestan. Trotz Washingtons oberflächlicher Verurteilung des islamischen Terrorismus sind die anglo-amerikanischen Ölgesellschaften die Hauptnutznießer des Krieges in Tschetschenien und wetteifern um die Kontrolle über die Ölfelder und die Pipelines aus der Region um das Kaspische Meer.

Die beiden wichtigsten tschetschenischen Rebellenarmeen (angeführt von Shamil Basayew und Emir Khattab) wurden auf 35 000 Mann geschätzt und vom pakistanischen ISI unterstützt, der schon eine Schlüsselrolle beim Training der tschetschenischen Armee innehatte.

"[1994] arrangierte der pakistanische Geheimdienst Inter Services Intelligence (ISI) für Basayew und seine engsten Vertrauten ein Programm islamischer Indoktrination und des Guerillatrainings im Amir Muawia Lager, in der Provinz Khost, Afghanistan, das in den frühen 80er Jahren vom CIA und dem ISI aufgebaut worden war und das vom dem berühmten Warlord Gulbuddin Hekmatyar geleitet wurde. Im Juli 1994, zum Abschluss seiner Ausbildung in Amir Muawia, wurde Basayew in das Lager Markaz-i-Dawar, Pakistan, gebracht, um eine Ausbildung für Fortgeschrittene in Guerillakriegführung zu absolvieren. In Pakistan traf er mit den Spitzen von Armee und Geheimdienst zusammen: mit Verteidigungsminister General Aftab Shahban Mirani, Innenminister General Naserullah Babar und dem Leiter der ISI-Abteilung zuständig für die Unterstützung islamischer Angelegenheiten, General Javed Ashraf (sie alle sind inzwischen pensioniert).

Diese hochrangigen Verbindungen erwiesen sich für Basayew bald als sehr nützlich: [23] Nach der Absolvierung des Trainings- und Indoktrinationsprogramms wurde ihm die Leitung der Angriffe auf die russischen Truppen im ersten Tschetschenienkrieg 1995 übertragen. Seine Organisation hatte auch intensive Verbindungen zu Verbrechersyndikaten in Moskau und zum organisierten Verbrechen in Albanien und zur Kosovo Befreiungsarmee (UCK). Nach Informationen des Russischen Geheimdienstes FSB "begannen [1997-98] die tschetschenischen Warlords damit, Land im Kosovo aufzukaufen...und zwar über Immobilienfirmen, die in Jugoslawien registriert waren." [24]

Basayews Organisation war auch in einer Reihe von Schiebereien und Schmuggelaktionen, darunter Rauschgift, verwickelt sowie in das Anzapfen und die Sabotage an russischen Pipelines, Entführungen, Prostitution, Handel mit falschen Dollarnoten und dem Schmuggel von Nuklearmaterial (so auch mit der Mafia, die mit der zusammengebrochenen albanischen Pyramide in Verbindung stand). [25] Zusammen mit der Geldwäsche aus Drogengeschäften sind all die Gelder aus den verschiedenen illegalen Geschäften für den Einkauf von Waffen und das Anheuern von Söldnern verwendet worden.

Während seiner Trainingszeit in Afghanistan schloss sich Shamil Basayew mit dem in Saudi-Arabien geborenen Mudschaheddin-Veteranen Kommandant "Al Khattab" zusammen, der in Afghanistan als Freiwilliger gekämpft hatte. Schon wenige Monate nach Basayews Rückkehr nach Grosny wurde Khattab (Anfang 1995) eingeladen, in Tschetschenien ein Trainingslager für Mudschaheddin-Kämpfer einzurichten. Laut BBC war Khattabs Etablierung in Tschetschenien "über die in Saudi-Arabien ansässige 'Islamische Hilfsorganisation' arrangiert worden, eine militante religiöse Organisation, die von Moscheen und reichen Individuen finanziert wurde und Gelder nach Tschetschenien schleuste." [26]

SCHLUSSBEMERKUNG

Seit der Ära des Kalten Kriegs hat Washington Ussama Bin Laden bewusst unterstützt und ihn gleichzeitig auf die FBI-Liste mit den am meisten gesuchten Terroristen gesetzt. Während die Mudschaheddin damit beschäftigt sind, Amerikas Krieg auf dem Balkan und in der früheren Sowjetunion zu führen, ist das FBI - als US-Polizei - dabei, einen inneren Krieg gegen den Terrorismus zu führen und dabei in mancher Beziehung unabhängig vom CIA zu operieren, der seit dem Krieg der Sowjets in Afghanistan über verschiedene verdeckte Operationen den Terrorismus unterstützt hat.

Es ist eine grausame Ironie, dass der Islamische Dschihad, der von der Bush-Administration als eine "Bedrohung für Amerika" bezeichnet wird, für die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon verantwortlich gemacht wird und gleichzeitig ein Schlüsselelement in den militärischen und Geheimdienstoperationen der USA auf dem Balkan und der früheren Sowjetunion darstellt.

Nach den terroristischen Anschlägen von New York und Washington muss der Wahrheit zum Durchbruch verholfen werden, um die Bush-Administration daran zu hindern, zusammen mit den NATO-Partnern ein militärisches Abenteuer zu beginnen, das die Zukunft der Menschheit gefährdet.

Anmerkungen:
[1] Hugh Davies, "International: 'Informers point the finger at bin Laden; Washington on alert for suicide bombers", The Daily Telegraph, London 24. August 1998
[2] Vgl. Fred Halliday: "The Un-great game: the country that lost the cold War", Afghanistan, New Republic, 25. 3. 1996
[3] Ahmed Rashid, "The Taliban: Exporting Extremism", Foreign Affairs Nov.-Dec. 1999
[4] Steve Coll, Washington Post, 19. 7. 1992
[5] Dilip Hiro, "Fallout from the Afghan" Jihad, Inter Press Services, 21. November 1995
[6] Weekend Sunday (NPR); Eric Weiner, Ted Clark; 16. August 1998
[7] Ibid
[8] Dipankar Banerjee, "Possible Connection of ISI With Drug Industry", [Mögliche Verwicklung des pakistanischen Geheimdienstes ISI mit der Drogenindustrie] India Abroad, 2. Dec. 1994
[9] Ibid
[10] Siehe dazu Diego Cordovez und Selig Harrison: "Out of Afghanistan. The Inside Story of the Soviet Withdrawal" [Raus aus Afghanistan. Die Insidergeschichte des sowjetischen Rückzugs], Oxford University Press, New York 1995; siehe dazu auch Cordovez und Harrison in International Press Service, 22. August 1995
[11] Alfred McCoy: "Drug Fallout: the CIA's Forty Year Complicity in the Narcotics Trade" [Drogenniederschlag: Die 40jährige Komplizenschaft des CIA beim Drogenhandel], The Progressive, 1. Aug. 1997
[12] Ibid
[13] Ibid
[14] Douglas Keh. "Drug Money in a changing World". Technical document no. 4, 1998, Wien UNDCP, S. 4; vgl. auch: "Report of the International Narcotics control Board for 1999", E/INCB/1999/1 United Nations Publications, Wien 1999, S. 49-51, und Richard Lapper, "UN Fears Growth of Heroin Trade", Financial Times, 24. Feb. 2000
[15] "Report on the International Narcotics Control Board", a.a.O., S. 49-51 und Richard Lapper a.a.O.
[16] International Press Service, 22. August 1995
[17] Ahmed Rashid: "The Taliban: Exporting Extremism", Foreign Affairs, Nov.-Dec. 1999, S. 22
[18] Zitiert nach Christian Science Monitor, 3. Sept. 1998
[19] Tim McGirk: "Kabul learns to live with its bearded conquerors" [Kabul lernt mit seinen bärtigen Eroberern zu leben], The Independent, London, 6. Nov. 1996
[20] Vgl. K. Subrahmanyam: "Pakistan is Pursuing Asian Goals" [Pakistan verfolgt Ziele in Asien], India Abroad, 3. Nov. 1995
[21] Levon Sevunts: "Who's Calling the shots?: Chechen conflict finds Islamic roots in Afghanistan and Pakistan", The Gazette, Montreal 26. Okt. 1999
[22] Ibid
[23] Ibid
[24] Vgl. Vitaly Romanov und Viktor Yadukha: "Chechen Front Moves to Kosovo" Segodnia, Moskau 23. Feb. 2000
[25] The European, 13. Feb. 1997, vgl. auch Itar-Tass, 4-5. Jan 2000, BBC, 29. Sep. 1999
[26] BBC, 29. September 1999

Quelle: www.inprekorr.de/360-chos.htm


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