Krieg gegen den Terror - Analysen, Einschätzungen und Stellungnahmen
Operation Holland gelungen
Anmerkungen zur Installation eines Feindbildes - von Andreas Vogel, 17.11.2004

Am 16.11.2004 erfahren wir: die niederländischen Fernsehzuschauer haben den am rechten Rand agierenden, am 6. Mai 2002 ermordeten Politiker Pim Fortuyn 'zur herausragendsten Persönlichkeit ihres Landes', zum 'größten Niederländer aller Zeiten' gewählt. Die Stimmung im Land ist gekippt. Fremdenfeindlichkeit, insbesondere Islamfeindlichkeit, haben breite Bevölkerungsschichten erreicht. Die Ermordung des islamkritischen Filmemachers Theo van Gogh am 2. November durch einen muslimischen Extremisten habe das Klima in den Niederlanden verändert, heißt es. Operation gelungen! Doch mit welchem Ziel?

Werner Schlegel schreibt dazu: "In Europa waren bisher die Niederlande der Staat, in dem der größte Prozentsatz der Bevölkerung an eine Verwicklung der US-Regierung in die Anschläge des 11. September 2001 glaubte (lt. Umfrage vom Sommer 2004 über 79 Prozent). Der größte Teil der Bevölkerung ist der US-Politik gegenüber sehr kritisch eingestellt, besonders im Fall Irakkrieg. Holland ist in Europa immer noch das offenste und liberalste Land, was Meinungsfreiheit, kritische Medien und Querdenker angeht. (Der neokonservative Mainstream braucht aber Orwellsches Einheitsdenk und Einheitssprech). Nach dem Anschlag auf Van Gogh ist nun ein Umschwung in Sicht. Der Krieg gegen den Islam findet jetzt auch in Holland immer mehr Anhänger. Welch Zufall übrigens, dass Van Gogh gerade unterwegs war, um einen Film fertig zu stellen, über die Ermordung Pym Fortuins. Seine Filmthese: Fortuyn wurde das Opfer eines Komplotts, in das auch der Geheimdienst verwickelt ist."

Und weiter: "Der Vater des ermordeten Theo van Gogh ist pensionierter Mitarbeiter des niederländischen Geheimdienstes BVD, eines Vorläufers des heutigen Algemen Inlichtingen en Veiligheidsdienst (AIVD). Er arbeitete in der Abteilung B, zuständig für die Untersuchung und Analyse - des politischen Extremismus. Und auch der mutmaßliche Attentäter war für den Geheimdienst kein Unbekannter, wie man gleich in mehreren holländischen Zeitungen nachlesen konnte."

Und Alexandra Bader merkt an: "Wir haben wieder den klassischen Tätertyp a la Lee Harvey Oswald, den durchgeknallten Einzeltäter, wie bei Anna Lindh und auch Pim Fortuyn..." Geistig verwirrte Täter, die nur scheinbar aus eigenem Antrieb auf ihre Opfer losgehen.

"Der niederländische Geheimdienst hat nach Ansicht einer Expertenkommission nicht genügend Mittel für den Kampf gegen islamische Terroristen. Mit der gegenwärtigen Personaldecke könne der Geheimdienst AIVD die Erwartungen von Politikern, Polizei und der eigenen Führung nicht erfüllen...", meldet AP am 16.11.2004 parallel zur Wahl Pim Fortuyns ' zum 'größten Niederländer aller Zeiten'. Der Geheimdienst habe, wie der Fall van Gogh zeigt, versagt und müsse deshalb gestärkt werden. Dieses Denkmuster kennen wir bereits. Auch die US-amerikanischen Geheimdienste, insbesondere die CIA, haben in Sachen 9/11 versagt - angeblich - und werden mit zusätzlichen finanziellen Mitteln belohnt.

Zwei umstrittene Menschen sind tot. Aber das gebotene Denkmuster lebt auf. Die Morde waren wesentliche Schritte dahin. Die Zukunft wird es zeigen: wir brauchen verstärkt ein Feindbild. Es heißt Islamismus. Die Operation Holland ist gelungen!

siehe dazu auch den Artikel von Werner Schlegel: "Brave New World oder So funktioniert das 4. Reich"


Weiterer Beitrag:
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